Das Salzburger Uniklinikum hat eine neue Pflegelehre eingeführt, um dem akuten Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Mit diesem Ausbildungsmodell sollen junge Menschen frühzeitig für den Pflegeberuf gewonnen werden. Die Klinikleitung betont, dass man „sofort 120 Menschen mehr einstellen“ könnte, wenn qualifizierte Bewerber verfügbar wären, was die Dringlichkeit der Initiative unterstreicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Start der Pflegelehre: Das Uniklinikum Salzburg bietet einen neuen Lehrberuf in der Pflege an, um Nachwuchskräfte zu sichern.
- Akuter Personalmangel: Allein am Uniklinikum fehlen derzeit rund 120 Pflegekräfte, was den Versorgungsdruck erhöht.
- Besondere Regelung: Lehrlinge dürfen aus rechtlichen Gründen erst nach Vollendung des 17. Lebensjahres direkt mit Patienten arbeiten.
- Ziel der Initiative: Das Programm soll eine attraktive und praxisnahe Alternative zur klassischen Schulausbildung bieten und den Berufseinstieg erleichtern.
Ein neuer Weg zur Bekämpfung des Pflegenotstands
Angesichts eines landesweiten Mangels an Pflegepersonal geht das Salzburger Uniklinikum neue Wege. Mit der Einführung einer Pflegelehre wurde ein Ausbildungsmodell geschaffen, das sich gezielt an Schulabgänger richtet. Ziel ist es, den Berufseinstieg attraktiver zu gestalten und eine stabile Personalbasis für die Zukunft aufzubauen.
Die Lehre kombiniert praktische Ausbildung im Krankenhaus mit theoretischem Unterricht in der Berufsschule. Dieser duale Ansatz soll den Jugendlichen frühzeitig Einblicke in den Klinikalltag ermöglichen und sie schrittweise an die verantwortungsvollen Aufgaben heranführen. Laut Klinikleitung ist dies eine notwendige Maßnahme, um die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten.
Hintergrund: Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen
Der Mangel an Pflegepersonal ist kein rein Salzburger Phänomen, sondern betrifft ganz Österreich und weite Teile Europas. Demografischer Wandel, steigende Lebenserwartung und eine Zunahme chronischer Krankheiten erhöhen den Pflegebedarf stetig. Gleichzeitig gehen viele erfahrene Pflegekräfte in den Ruhestand, während nicht genügend Nachwuchskräfte nachrücken. Initiativen wie die Pflegelehre sind daher entscheidend, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
Die Struktur der Ausbildung: Praxis und Theorie
Die neue Pflegelehre ist als mehrjährige Ausbildung konzipiert, die sowohl administrative als auch unterstützende Tätigkeiten im Pflegebereich umfasst. Eine der ersten Auszubildenden, Franziska Reitshammer aus Oberösterreich, durchläuft derzeit verschiedene Abteilungen, um ein umfassendes Verständnis für die Abläufe im Krankenhaus zu entwickeln.
In den ersten Ausbildungsjahren konzentriert sich die Tätigkeit der Lehrlinge auf organisatorische und logistische Aufgaben. Sie lernen, wie Stationen verwaltet werden, unterstützen bei der Materialbeschaffung und bekommen Einblicke in die Patientendokumentation. Dieser sanfte Einstieg soll Überforderung vermeiden und eine solide Grundlage schaffen.
Die Altersgrenze als zentrale Herausforderung
Eine wesentliche gesetzliche Vorgabe prägt die Ausbildung: Der direkte Kontakt mit Patienten, insbesondere bei pflegerischen Tätigkeiten am Körper, ist den Lehrlingen erst nach Vollendung des 17. Lebensjahres gestattet. Diese Regelung dient dem Schutz der Jugendlichen, stellt die Ausbildungsplanung aber vor besondere Herausforderungen.
Bis zum Erreichen dieser Altersgrenze arbeiten die Auszubildenden in Bereichen, die keinen direkten Patientenkontakt erfordern. Sie sind beispielsweise in der Stationslogistik, der Verwaltung oder bei der Vorbereitung von Behandlungsräumen tätig. So werden sie zwar in das Team integriert, ihre praktischen Pflegerfahrungen beginnen jedoch zeitlich verzögert.
Zahlen zum Personalbedarf
Das Salzburger Uniklinikum ist einer der größten Arbeitgeber der Region. Der aktuelle Bedarf von 120 zusätzlichen Pflegekräften verdeutlicht die angespannte Personalsituation. Österreichweit fehlen laut Schätzungen von Experten bis 2030 mehrere zehntausend Fachkräfte im Gesundheits- und Pflegesektor.
Perspektiven und Ziele des neuen Modells
Die Verantwortlichen des Uniklinikums sehen in der Pflegelehre eine große Chance. Sie soll nicht nur Personal für die eigene Einrichtung sichern, sondern auch das Image des Pflegeberufs bei jungen Menschen verbessern. Durch die Lehre wird eine Alternative zur rein schulischen Ausbildung an Gesundheits- und Krankenpflegeschulen geboten, die für praxisorientierte Jugendliche attraktiver sein könnte.
„Wir müssen junge Menschen dort abholen, wo sie stehen. Eine Lehre bietet einen direkten, praktischen Einstieg ins Berufsleben, der für viele motivierender ist als ein weiterer Schulbesuch“, erklärt ein Sprecher der Personalabteilung.
Langfristig erhofft man sich, dass viele der Lehrlinge nach ihrem Abschluss dem Klinikum als qualifizierte Fachkräfte erhalten bleiben. Das Programm wird wissenschaftlich begleitet, um den Erfolg zu evaluieren und das Ausbildungskonzept bei Bedarf anzupassen.
Aufgaben der Lehrlinge vor dem 17. Lebensjahr
Um die Zeit bis zum erlaubten Patientenkontakt sinnvoll zu nutzen, durchlaufen die Lehrlinge ein strukturiertes Programm. Zu ihren Aufgaben gehören unter anderem:
- Logistik: Verwaltung von Lagerbeständen auf den Stationen, Bestellung von medizinischem Material.
- Administration: Unterstützung bei der digitalen Aktenführung und Terminplanung.
- Hygiene: Mithilfe bei der Aufbereitung von Räumen und Instrumenten unter Anleitung.
- Kommunikation: Botengänge zwischen Abteilungen und Unterstützung des Stationsteams bei organisatorischen Anfragen.
Diese Tätigkeiten vermitteln ein tiefes Verständnis für die komplexen Prozesse, die für den Betrieb eines Krankenhauses notwendig sind. „Man lernt das System von Grund auf kennen“, berichtet Franziska Reitshammer. „Auch wenn ich noch nicht direkt am Patienten arbeite, fühle ich mich als wichtiger Teil des Teams.“
Ein Modell für die Zukunft der Pflegeausbildung?
Die Einführung der Pflegelehre in Salzburg wird von anderen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen in Österreich genau beobachtet. Sollte sich das Modell als erfolgreich erweisen, könnte es als Vorbild für eine breitere Etablierung der Lehrausbildung im Pflegesektor dienen.
Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass die Qualität der Ausbildung hochgehalten werden muss und die Lehre nicht als Mittel zur Kompensation von Personalengpässen mit günstigeren Arbeitskräften missbraucht werden darf. Eine enge Begleitung durch erfahrene Praxisanleiter und eine fundierte theoretische Ausbildung sind daher entscheidend für den Erfolg und die Akzeptanz des neuen Berufsbildes.
Für junge Menschen wie Franziska Reitshammer bietet die Lehre jedoch eine klare Perspektive. Sie ermöglicht einen frühen und bezahlten Einstieg in einen krisensicheren Beruf mit vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten. Ob die Initiative den erhofften frischen Wind in die Salzburger Pflegelandschaft bringt, werden die kommenden Jahre zeigen.





