Salzburg führt einen neuen Lehrberuf in der Pflege ein, um dem wachsenden Personalmangel in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen entgegenzuwirken. Das Modell zielt darauf ab, junge Menschen frühzeitig für den Pflegebereich zu gewinnen, sieht jedoch vor, dass Lehrlinge erst ab dem 17. Lebensjahr direkten Kontakt mit Patienten haben dürfen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein neuer Lehrberuf soll den Pflegenotstand in Salzburg bekämpfen.
- Die Ausbildung zielt darauf ab, Schulabgänger für den Pflegebereich zu begeistern.
- Eine wichtige gesetzliche Regelung: Direkter Patientenkontakt ist erst für Lehrlinge ab 17 Jahren erlaubt.
- Bis zu diesem Alter konzentriert sich die Ausbildung auf administrative, logistische und organisatorische Aufgaben.
Salzburgs Strategie gegen den Pflegenotstand
Der Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal ist eine der größten Herausforderungen für das Gesundheitssystem in Salzburg. Um diesem Problem zu begegnen, wurde ein innovatives Ausbildungsmodell entwickelt: die Pflegelehre. Ziel ist es, eine neue Generation von Fachkräften heranzubilden und den Beruf für junge Menschen attraktiver zu machen.
Diese Initiative soll eine direkte Brücke von der Schule in den Pflegeberuf schlagen. Indem man jungen Menschen eine praxisnahe Ausbildung mit fester Vergütung anbietet, hofft man, mehr Bewerber zu gewinnen, die sich sonst möglicherweise für andere Berufsfelder entscheiden würden.
Franziska Reitshammer ist eine der ersten, die diesen neuen Weg eingeschlagen hat. Sie absolviert ihre Lehre im Salzburger Uniklinikum und lernt dort die vielfältigen Aufgaben kennen, die den Pflegeberuf ausmachen.
Hintergrund: Der Fachkräftemangel in der Pflege
Österreichweit, und besonders in Salzburg, fehlen tausende Pflegekräfte. Gründe dafür sind der demografische Wandel, eine steigende Lebenserwartung und die Pensionierungswelle bei erfahrenem Personal. Die neue Pflegelehre ist eine von mehreren Maßnahmen, um die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten.
Die Ausbildung im Detail: Was lernen die Lehrlinge?
Die Pflegelehre ist so strukturiert, dass sie den besonderen Anforderungen des Berufs und dem Alter der Auszubildenden gerecht wird. In den ersten Jahren liegt der Fokus auf Tätigkeiten, die keine direkte Arbeit am Patienten beinhalten. Dies ist eine wichtige rechtliche und ethische Vorgabe zum Schutz der Jugendlichen und der Patienten.
Zu den Aufgaben der jüngeren Lehrlinge gehören vor allem unterstützende Tätigkeiten. Sie lernen die komplexen Abläufe in einem Krankenhaus von Grund auf kennen.
Aufgabenbereiche vor dem 17. Lebensjahr
Die Ausbildung ist in dieser Phase breit gefächert und umfasst essenzielle Bereiche, die für den reibungslosen Betrieb einer Station notwendig sind. Lehrlinge wie Franziska Reitshammer übernehmen Verantwortung in folgenden Gebieten:
- Logistik und Materialwirtschaft: Bestellung und Verwaltung von medizinischen Verbrauchsmaterialien, Medikamenten und Wäsche.
- Administrative Unterstützung: Hilfe bei der Organisation von Patiententransporten, Terminvereinbarungen und der Vorbereitung von Unterlagen.
- Hygiene und Vorbereitung: Aufbereitung von Behandlungsräumen, Desinfektion von Geräten und die Sicherstellung der Hygienestandards.
- Kommunikation: Entgegennahme von Telefonaten und die Weiterleitung von Informationen an das zuständige Fachpersonal.
Durch diese Aufgaben erhalten die Lehrlinge einen tiefen Einblick in das System Krankenhaus, ohne bereits die hohe Verantwortung des direkten Patientenkontakts tragen zu müssen.
Struktur der Ausbildung
Die Lehre ist dual aufgebaut und kombiniert praktische Arbeit im Betrieb mit theoretischem Unterricht in der Berufsschule. Erst nach Vollendung des 16. Lebensjahres, also im 17. Lebensjahr, dürfen die Auszubildenden unter strenger Aufsicht erste pflegerische Tätigkeiten am Patienten durchführen.
Rechtliche Rahmenbedingungen und ihre Bedeutung
Die Altersgrenze von 17 Jahren für den direkten Patientenkontakt ist ein zentraler Punkt des neuen Ausbildungsmodells. Diese Regelung basiert auf dem Kinder- und Jugendbeschäftigungsgesetz und dient dem Schutz der jungen Auszubildenden vor emotional und physisch belastenden Situationen.
"Wir müssen sicherstellen, dass die jungen Menschen langsam und behutsam an die verantwortungsvollen Aufgaben herangeführt werden. Der Schutz der Lehrlinge hat oberste Priorität", erklärt ein Sprecher des Uniklinikums.
Diese gestaffelte Herangehensweise stellt sicher, dass die Lehrlinge die nötige Reife und das theoretische Wissen erlangen, bevor sie mit kranken oder hilfsbedürftigen Menschen arbeiten. Es geht darum, sie nicht zu überfordern und ihnen eine solide Grundlage für eine lange und erfolgreiche Karriere in der Pflege zu bieten.
Zukunftsperspektiven: Ein nachhaltiges Modell für die Pflege?
Die Erwartungen an die Pflegelehre sind hoch. Sie soll nicht nur kurzfristig Lücken füllen, sondern langfristig eine stabile Säule in der Personalrekrutierung des Gesundheitswesens werden. Das Modell bietet jungen Menschen eine klare berufliche Perspektive mit guten Aufstiegschancen.
Nach Abschluss der Lehre stehen den Absolventen verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten offen, beispielsweise die Ausbildung zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegeperson. Die Lehre fungiert somit als ein wichtiges Sprungbrett in eine krisensichere Branche.
Ein Tag im Leben einer Pflegelehrling
Für Franziska Reitshammer beginnt der Tag nicht am Patientenbett, sondern oft im Lager oder am Computer. Sie prüft Bestände, gibt Bestellungen auf und sorgt dafür, dass ihre Kollegen auf der Station alles haben, was sie für ihre Arbeit benötigen. "Auf der Inneren ist um diese Uhrzeit extrem viel los", sagt sie. Ihr Wissen über die Abläufe hilft ihr, die Arbeit des Teams effizient zu unterstützen.
Sie lernt, wie wichtig Organisation und vorausschauendes Handeln sind. Diese Fähigkeiten sind die Grundlage für die spätere Arbeit mit Patienten, bei der es auf Präzision und Zuverlässigkeit ankommt. Ihre Rolle ist bereits jetzt ein unverzichtbarer Teil des Stationsalltags, auch wenn sie noch nicht direkt pflegt.
Die Einführung der Pflegelehre in Salzburg ist ein entscheidender Schritt, um dem Fachkräftemangel aktiv zu begegnen. Sie schafft einen neuen, praxisorientierten Zugang zu einem der wichtigsten Berufe unserer Gesellschaft und investiert gezielt in die Zukunft des Gesundheitssystems.





