In der Stadt Salzburg können sich Bürgerinnen und Bürger ab sofort unkompliziert und kostenlos als Stammzellspender registrieren lassen. Die Bewohnerservicestellen geben spezielle Test-Kits aus, mit denen durch einen einfachen Wangenabstrich eine Typisierung durchgeführt werden kann. Die Initiative soll die Zahl potenzieller Spender für Blutkrebspatienten in Österreich deutlich erhöhen.
Jeden Tag erhalten in Österreich drei Menschen die Diagnose Blutkrebs. Für viele von ihnen ist eine Stammzellspende die einzige Überlebenschance. Die Suche nach einem passenden Spender gestaltet sich jedoch oft schwierig, da die Gewebemerkmale exakt übereinstimmen müssen. Mit dem neuen, niederschwelligen Angebot will die Stadt Salzburg in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Leukämiehilfe einen entscheidenden Beitrag leisten, um mehr Leben zu retten.
Das Wichtigste in Kürze
- Kostenlose Test-Kits: In allen Bewohnerservicestellen der Stadt Salzburg sind ab sofort Typisierungs-Sets erhältlich.
- Einfache Anwendung: Die Registrierung erfolgt durch einen unkomplizierten Wangenabstrich, der zu Hause durchgeführt werden kann.
- Zielgruppe: Angesprochen sind gesunde Menschen im Alter von 16 bis 45 Jahren.
- Dringender Bedarf: Die Wahrscheinlichkeit, einen passenden Fremdspender zu finden, liegt bei nur 1 zu 500.000.
Ein einfacher Abstrich kann Leben retten
Die neue Initiative macht es den Salzburgerinnen und Salzburgern so einfach wie nie zuvor, sich als potenzielle Lebensretter zu registrieren. Anstatt Termine vereinbaren zu müssen, können die Test-Kits direkt in den städtischen Bewohnerservicestellen abgeholt werden. Diese Niedrigschwelligkeit ist ein zentraler Punkt der Kampagne.
„Wir wollen diese Niedrigschwelligkeit gewährleisten“, betont Vincent Pultar, Klubvorsitzender der SPÖ in der Stadt Salzburg. „Vielleicht gelingt es uns, die Zahl der Typisierungen stark zu erhöhen und so mehr potenzielle Spender zu finden.“ Die Hoffnung ist, dass durch den unkomplizierten Zugang mehr Menschen motiviert werden, sich zu beteiligen.
Wie die Typisierung funktioniert
Der Prozess selbst ist denkbar einfach und schmerzfrei. Kristina Fenninger von der Leukämiehilfe Österreich erklärt das Vorgehen: „Im Set sind zwei Wattestäbchen. Man muss einfach mit jedem Stab auf jeder Wangeninnenseite zehnmal auf- und abfahren.“
Anschließend werden die Stäbchen in den beiliegenden Umschlag gesteckt und zurückgeschickt. Im Labor werden dann die sogenannten HLA-Merkmale (humane Leukozyten-Antigene) analysiert. Diese Merkmale auf der Oberfläche der Körperzellen sind entscheidend dafür, ob ein Spender für einen Patienten geeignet ist. Die Kosten für die Auswertung, die pro Test anfallen, werden vollständig von der Österreichischen Leukämiehilfe durch Spendengelder getragen.
Österreich im Fokus
Aktuell sind in Österreich nur 3,6 Prozent der Bevölkerung als Stammzellspender typisiert. Die Österreichische Leukämiehilfe hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, diese Rate innerhalb der nächsten fünf Jahre auf fünf Prozent zu steigern.
Der Wettlauf gegen die Zeit für Blutkrebspatienten
Für Patienten mit Leukämie oder anderen schweren Erkrankungen des blutbildenden Systems ist die Zeit ein kritischer Faktor. Findet sich innerhalb der Familie kein passender Spender, beginnt eine weltweite Suche in internationalen Datenbanken. Obwohl dort bereits 42 Millionen Menschen registriert sind, ist die Suche oft ein Wettlauf gegen die Zeit.
Dr. Matthias Vavrovsky, Präsident der Ärztekammer Salzburg und praktizierender Onkologe, verdeutlicht die dramatische Situation:
„Die Wahrscheinlichkeit, wenn man auf einen Fremdspender angewiesen ist, jemanden zu finden, liegt bei eins zu einer halben Million.“
Diese Statistik unterstreicht, wie wichtig jeder einzelne neu registrierte Spender ist. Jede Person, die sich typisieren lässt, erhöht die Chance für einen Patienten irgendwo auf der Welt, einen genetischen Zwilling zu finden.
Was sind HLA-Merkmale?
Humane Leukozyten-Antigene (HLA) sind Proteine auf der Oberfläche fast aller Körperzellen. Sie fungieren als eine Art Personalausweis für das Immunsystem, das anhand dieser Merkmale zwischen körpereigenen und fremden Zellen unterscheidet. Für eine erfolgreiche Stammzelltransplantation ist eine möglichst genaue Übereinstimmung dieser Merkmale zwischen Spender und Empfänger unerlässlich, um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden.
Mythen und Fakten zur Stammzellspende
Ein Grund für die relativ geringe Zahl von 330.000 registrierten Spendern in Österreich sind weit verbreitete Missverständnisse über den Spendevorgang. Viele Menschen verbinden damit einen schmerzhaften Eingriff an der Wirbelsäule.
Kristina Fenninger von der Leukämiehilfe stellt dies klar: „Leider ist in den Köpfen oft noch die Vorstellung, dass das Rückenmark gespendet wird. In 90 Prozent der Fälle handelt es sich jedoch um eine Blutstammzellspende.“
Dieser moderne Prozess ähnelt einer Blutplasmaspende. Dem Spender wird über mehrere Tage ein Medikament verabreicht, das die Produktion von Stammzellen anregt und diese ins Blut ausschwemmt. Anschließend werden die Stammzellen über ein spezielles Verfahren aus dem Blut gefiltert. Der Eingriff dauert einige Stunden und erfolgt ambulant. Nur in den seltenen Fällen von etwa 10 Prozent ist eine Knochenmarkentnahme aus dem Beckenkamm unter Vollnarkose notwendig.
Ein wichtiger Schritt für die Gesundheitsversorgung
Die Initiative in den Salzburger Bewohnerservicestellen, die vorerst unbefristet läuft, wird als wichtiger Beitrag zur öffentlichen Gesundheit gesehen. Sie ergänzt bestehende Aktionen und macht die Registrierung zu einem einfachen Schritt, der in den Alltag integriert werden kann – etwa bei der Erledigung anderer Amtswege.
Die Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung und der Österreichischen Leukämiehilfe zeigt, wie durch gezielte, bürgernahe Angebote eine große Wirkung erzielt werden kann. Jeder zusätzliche Spender in der Datenbank ist eine neue Hoffnung für Patienten und ihre Familien im Kampf gegen den Blutkrebs.





