Seit einem Jahr bietet die Virgilambulanz der Caritas in Salzburg-Parsch eine unverzichtbare medizinische Versorgung für Menschen ohne Krankenversicherung. In den ersten zwölf Monaten ihres Bestehens wurden bereits 400 Personen behandelt, die sonst durch das soziale Netz fallen würden. Die Einrichtung arbeitet ohne E-Card und bietet an fünf Tagen in der Woche unbürokratische Hilfe.
Das Wichtigste in Kürze
- In ihrem ersten Betriebsjahr hat die Virgilambulanz 400 Menschen ohne Versicherung medizinisch versorgt.
- Das Angebot ist kostenlos und erfordert keine E-Card.
- Die Einrichtung wird durch öffentliche Förderungen, Spenden und ehrenamtliche Arbeit getragen.
- Aufgrund der hohen Nachfrage wurden die Öffnungszeiten um Abendtermine erweitert.
Ein Jahr medizinische Hilfe ohne E-Card
Die Virgilambulanz in Salzburg-Parsch hat sich als zentrale Anlaufstelle für Menschen etabliert, die keinen Zugang zum regulären Gesundheitssystem haben. Seit ihrer Eröffnung im Sommer 2022 bietet sie eine Kombination aus medizinischer und sozialer Betreuung an. Das niederschwellige Konzept ermöglicht es Betroffenen, ohne Termin und ohne Nachweis einer Versicherung Hilfe zu erhalten.
Die Finanzierung des Projekts stützt sich auf eine breite Basis. Laut Caritas wird die Ambulanz von der Stadt und dem Land Salzburg, der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) sowie der Ärzte- und Apothekerkammer gefördert. Ergänzt wird diese Unterstützung durch Spenden, die insbesondere die kostenlose Abgabe von Medikamenten ermöglichen.
Zahlen und Fakten zur Virgilambulanz
- 400 Patienten im ersten Jahr
- 5 Tage pro Woche geöffnet
- 100% kostenlose Behandlung und Medikamente
- Unterstützt durch öffentliche Stellen, Kammern und Spenden
Wer sind die Patienten der Virgilambulanz?
Das Spektrum der Menschen, die Hilfe suchen, ist breit. Dr. Winfried Köhler, der ärztliche Leiter, beschreibt die Vielfalt der Patientengruppen. „Wir haben unterschiedlichste Personengruppen betreut: Von Notreisenden über Österreicher, die nicht versichert sind, bis zu Familien-Nachholungen, wo eine Person schon da und versichert ist und die anderen noch nicht“, erklärt Köhler.
Er betont, dass das Einsatzgebiet dem einer Hausarztpraxis gleicht, aber oft darüber hinausgeht. Ein wesentlicher Unterschied liegt im Zustand der Patienten. Viele zögern den Arztbesuch aus verschiedenen Gründen lange hinaus.
„Die Personen, die zu uns kommen, sind nämlich oft andere als in einer Hausarztpraxis: Sie warten länger und Erkrankungen und Zustandsbilder sind teilweise weiter fortgeschritten.“
Dr. Winfried Köhler, Ärztlicher Leiter
Häufige Krankheitsbilder und ihre Ursachen
Die Krankheitsbilder spiegeln die Lebensumstände der Patienten wider. Laut Dr. Köhler sind Hauterkrankungen ein häufiges Problem. Im Winter war das Team stark mit ansteckenden Krankheiten wie der Krätzmilbe konfrontiert. „Und dann die üblichen Infektionen wie Verkühlungen und Magendarm-Infektionen“, fügt er hinzu.
Auch chronische Leiden wie Diabetes und Bluthochdruck werden oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. „Also Allgemeinerkrankungen, die unsere Klienten oft nicht wahrnehmen, weil sie nicht regelmäßig in Betreuung sind“, so Köhler. Die fehlende kontinuierliche medizinische Versorgung führt dazu, dass präventive Maßnahmen nicht greifen und Krankheiten sich unbemerkt verschlimmern können.
Erweiterte Öffnungszeiten für Berufstätige
Um das Angebot noch zugänglicher zu machen, hat die Virgilambulanz ihre Öffnungszeiten erweitert. Wie der Leiter der Einrichtung, Felix Wagner, berichtet, ist die Ambulanz nun jeden zweiten Montag auch am Abend geöffnet. Dieses Angebot richtet sich gezielt an Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen.
„Da gibt es Menschen, die sind vom Beschäftigungsverhältnis her prekär angestellt und deswegen ist es ein tolles Angebot, wenn die dann am Abend kommen können“, erläutert Wagner. Diese Flexibilität ist entscheidend, um auch jene zu erreichen, die tagsüber arbeiten und sich keinen Arztbesuch leisten können, sei es aus finanziellen Gründen oder aus Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes.
Die Prioritäten der Betroffenen
Dr. Köhler beschreibt die Herausforderungen bei der Weiterbehandlung. Für viele seiner Patienten haben andere Sorgen Vorrang. „Diese Personengruppe ist primär oft daran interessiert, dass sie einen Schlafplatz, einen Arbeitsplatz und etwas zu essen hat. Dann kommt lange nichts“, sagt er. Die eigene Gesundheit rückt dabei in den Hintergrund. Es sei daher oft schwierig, die Patienten von der Notwendigkeit einer Folgebehandlung oder der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten zu überzeugen.
Ein multiprofessionelles Team im Einsatz
Der Erfolg der Virgilambulanz basiert auf der engen Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen. Ärzte, Pflegekräfte und Sozialarbeiter bilden ein multiprofessionelles Team, um den Patienten ganzheitlich zu helfen. Während die medizinische Versorgung im Vordergrund steht, kümmern sich die Sozialarbeiter um weiterführende Probleme wie Wohnungslosigkeit, finanzielle Nöte oder aufenthaltsrechtliche Fragen.
Diese integrierte Betreuung ist ein zentraler Pfeiler des Konzepts. Sie stellt sicher, dass nicht nur Symptome behandelt, sondern auch die zugrunde liegenden sozialen Ursachen von gesundheitlichen Problemen angegangen werden.
Ehrenamtliche Helfer dringend gesucht
Die Arbeit der Virgilambulanz wäre ohne das Engagement von Freiwilligen nicht möglich. Neben dem festangestellten Personal tragen zahlreiche ehrenamtliche Ärzte und Pflegekräfte maßgeblich zum Betrieb bei. Auch Blaulichtorganisationen unterstützen die Einrichtung.
Die Caritas betont jedoch, dass der Bedarf an Unterstützung weiterhin groß ist. Um das Angebot aufrechtzuerhalten und möglicherweise weiter auszubauen, werden dringend weitere ehrenamtliche Helfer gesucht. Interessierte Personen aus medizinischen und pflegerischen Berufen sind eingeladen, sich zu melden und einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.





