Das BioLife Plasmazentrum in Salzburg-Neustadt, das seit 50 Jahren besteht, wird im Jahr 2026 umfassend modernisiert. Für den Umbau des Standorts sind Investitionen in Höhe von drei Millionen Euro vorgesehen. Ziel ist es, die Einrichtung technisch auf den neuesten Stand zu bringen und die Kapazitäten für die Zukunft zu sichern.
Die Maßnahme erfolgt vor dem Hintergrund einer europaweiten Neuordnung der Rahmenbedingungen für Blutplasma und einer Spendenbereitschaft, die sich nach der Pandemie nur langsam erholt.
Das Wichtigste in Kürze
- Investition: Drei Millionen Euro werden in die Modernisierung des BioLife Plasmazentrums in Salzburg investiert.
- Zeitplan: Der Umbau ist für das Jahr 2026 geplant; das Zentrum wird dafür mehrere Wochen geschlossen.
- Hintergrund: Die Spendenbereitschaft ist nach einem Rückgang um 20 Prozent während der Pandemie noch nicht auf Vorkrisenniveau.
- Ausblick: Eine neue EU-Verordnung (SoHO) wird die Rahmenbedingungen für die Plasmagewinnung in Europa bis 2027 neu regeln.
Großumbau nach 50 Jahren Betrieb
Das BioLife Plasmazentrum im Salzburger Stadtteil Neustadt feiert sein 50-jähriges Bestehen und bereitet sich auf eine grundlegende Erneuerung vor. Die Betreibergesellschaft kündigte an, den Standort im Jahr 2026 für rund drei Millionen Euro zu sanieren. Die Einrichtung, die seit 1975 in Betrieb ist, soll dabei an ihrem bewährten Standort bleiben.
Elisabeth Maier, die Zentrumsmanagerin in Salzburg, beschrieb die Atmosphäre des Standorts als „charmante Altbau mit WG-Charakter“. Diese besondere „Wohnzimmer-Atmosphäre“ sei ein Grund, warum man sich gegen einen Umzug entschieden habe. Stattdessen wird der bestehende Bau umfassend erneuert.
Technische Aufrüstung im Fokus
Der Schwerpunkt der Sanierung liegt auf der technischen Modernisierung. „Wir werden sehr groß umbauen und notwendige technische Änderungen vornehmen“, erklärte Maier. Zu den wichtigsten Neuerungen gehört die Installation moderner Geräte für die Schockgefrierung der Plasmaspenden, ein entscheidender Schritt zur Qualitätssicherung.
Während der Umbauarbeiten muss das Plasmazentrum für mehrere Wochen vollständig geschlossen werden. Spender werden gebeten, dies bei ihrer Planung zu berücksichtigen.
Warum ist Blutplasma so wichtig?
Blutplasma ist der flüssige Bestandteil des Blutes und kann nicht künstlich hergestellt werden. Es enthält lebenswichtige Proteine und Antikörper. Aus Plasma werden Medikamente hergestellt, die für die Behandlung von Menschen mit seltenen Krankheiten, schweren Verbrennungen, Blutgerinnungsstörungen oder bei großen Blutverlusten nach Unfällen unverzichtbar sind.
Spendenbereitschaft erholt sich nur langsam
Die Notwendigkeit von Plasmaspenden bleibt hoch, doch die Spendenbereitschaft hat in den letzten Jahren nachgelassen. Laut Elisabeth Maier erlebte das Zentrum während der Corona-Pandemie einen deutlichen Einbruch. „Wir haben durch Corona etwa 20 Prozent Einbußen gehabt, nicht nur in Salzburg, sondern österreichweit“, so die Zentrumsmanagerin.
Obwohl es aktuell wieder einen leichten Aufwärtstrend gibt, sind die Zahlen noch nicht wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie. Gleichzeitig hat sich das Verhalten der Spender verändert. „Es ist ein gesellschaftliches Thema. Die Leute kommen spontaner und sagen auch spontaner wieder ab“, berichtet Maier. In Salzburg erhalten Spender für ihren Aufwand eine Entschädigung von 40 Euro pro Spende.
Ein Spender als Vorbild
Marco Schreiner gehört mit fast 1.100 Spenden zu den aktivsten Plasmaspendern in Salzburg. Seine Motivation gründet auf einer persönlichen Erfahrung: Nach einem Autounfall wurde ihm selbst bewusst, wie entscheidend Therapien aus Blutplasma sein können. Seine Geschichte unterstreicht die direkte Bedeutung jeder einzelnen Spende.
Österreichs Rolle in der europäischen Plasmaversorgung
Österreich nimmt in der europäischen Plasmagewinnung eine führende Rolle ein. Christian Scherr, Head of BioLife Europe, betonte die gut ausgebaute Infrastruktur des Landes. „Wir haben heute in Österreich – angefangen von der Plasmaaufbringung über die Forschung bis hin zu Plasmafraktionierung – auch die komplette Logistik in Österreich abgebildet“, sagte Scherr.
Diese umfassende Wertschöpfungskette sichert laut Scherr rund 10.600 Arbeitsplätze und erbringt eine jährliche Bruttowertschöpfung von 1,3 Milliarden Euro.
„Es hat sich seit den Anfängen im Jahr 1964 eine sehr bemerkenswerte Infrastruktur herausgebildet.“
Christian Scherr, Head of BioLife Europe
Trotz der starken Position von Ländern wie Österreich, Deutschland, Tschechien und Ungarn muss Europa einen erheblichen Teil seines Bedarfs importieren. Laut Monika Wiesner, Unternehmenssprecherin von BioLife, werden derzeit 40 Prozent des benötigten Plasmas aus den USA eingeführt.
Neue EU-Verordnung stellt Weichen für die Zukunft
Die europäische Plasmawirtschaft steht vor einer wichtigen Neuerung. Mit der sogenannten „SoHO-Verordnung“ (Substances of Human Origin) schafft die EU neue, einheitliche Regeln für Stoffe menschlichen Ursprungs. Diese Verordnung muss von allen Mitgliedstaaten bis August 2027 in nationales Recht umgesetzt werden.
Christian Scherr appellierte an die Politik, die hohen österreichischen Standards beizubehalten. Er warnte davor, bewährte Systeme durch mögliche Einschränkungen bei Spenderfrequenzen oder der Reduzierung gewerblicher Fachstellen zu gefährden.
Die Reform soll laut Monika Wiesner zwischen Ländern mit funktionierenden Systemen wie Österreich und solchen, in denen die Plasmagewinnung kaum eine Rolle spielt, unterscheiden. Ziel ist es, die Versorgungssicherheit in ganz Europa zu stärken und die Abhängigkeit von Importen zu verringern.





