Die Debatte um den Fluglärm des Salzburger Flughafens spaltet die Bürger von Freilassing. Während einige resignieren, bekräftigt Bürgermeister Markus Hiebl seine Entschlossenheit, den Kampf für eine gerechtere Lastenverteilung fortzusetzen. Ein kürzlich abgehaltener Bürgerdialog machte die unterschiedlichen Meinungen in der Bevölkerung deutlich.
Wichtige Erkenntnisse
- Bürgermeister Markus Hiebl will trotz wachsender Resignation in der Bevölkerung den Kampf gegen den Fluglärm nicht aufgeben.
- Ein Bürgerdialog zeigte eine klare Spaltung: Einige Bürger halten Proteste für sinnlos, andere unterstützen den Kurs des Bürgermeisters.
- Ein zentraler Kritikpunkt ist das Verhalten mancher Anwohner, die sich über Lärm beschweren, aber selbst regelmäßig vom Salzburger Flughafen abfliegen.
- Hiebl setzt seine Hoffnung auf den direkten Kontakt mit Fachebenen im Berliner Verkehrsministerium, nachdem Gespräche mit Ministern bisher erfolglos blieben.
Ein Thema, das die Stadt nicht zur Ruhe kommen lässt
Der Lärm von startenden und landenden Flugzeugen des nahegelegenen Flughafens Salzburg ist in Freilassing seit Jahren ein Dauerthema. Die geografische Lage der bayerischen Stadt, direkt an der Grenze zu Österreich, macht sie besonders anfällig für die Lärmbelastung durch den Flugverkehr. Bei einem Bürgerdialog mit rund 15 Teilnehmern wurde das Thema erneut intensiv diskutiert und zeigte, wie tief die Gräben in dieser Frage sind.
Neben der Kritik am neuen Stadtbus war es der Fluglärm, der die Gemüter erhitzte. Die Diskussion offenbarte zwei gegensätzliche Lager: die Resignierten und die Kämpferischen.
Die Stimmen der Resignation
Einige Teilnehmer des Dialogs äußerten deutliche Zweifel am Sinn weiterer Proteste. Ein engagierter Bürger brachte einen Punkt vor, der viele zum Nachdenken anregte: „Keiner will den Lärm haben, aber viele fliegen dann zweimal pro Jahr oder noch öfter ab Salzburg in den Urlaub.“
„Hört auf mit den ewigen Protesten, es bringt nichts“, lautete sein klarer Appell an die Anwesenden und die Stadtführung.
Diese Aussage spiegelt eine wachsende Ermüdung wider. Nach Jahren des Protests ohne greifbare Ergebnisse glauben viele nicht mehr an eine Lösung. Ein weiterer Teilnehmer merkte an, dass die letzte Wintersaison subjektiv „erstaunlich ruhig“ gewesen sei, was die Dringlichkeit des Problems in den Augen mancher Bürger mindert.
Hintergrund: Die geografische Lage
Freilassing liegt nur wenige Kilometer von der Start- und Landebahn des Salzburger Flughafens entfernt. Je nach Windrichtung und gewählter Flugroute überqueren Flugzeuge das Stadtgebiet in geringer Höhe. Dies führt zu einer erheblichen Lärmbelastung für Tausende von Einwohnern. Die Zuständigkeit ist komplex, da der Flughafen auf österreichischem, die betroffene Gemeinde aber auf deutschem Staatsgebiet liegt.
Bürgermeister Hiebl bleibt kämpferisch
Trotz der pessimistischen Stimmen ließ sich Bürgermeister Markus Hiebl nicht beirren. Er machte deutlich, dass Aufgeben für ihn keine Option sei. „Mein Geduldsfaden ist gerissen“, erklärte Hiebl und betonte, dass er weiterhin für die Interessen der lärmgeplagten Bürger eintreten werde. Sein zentrales Ziel sei eine gerechtere Verteilung des Risikos und der Belastung.
Er argumentiert, dass die Last des Flugverkehrs nicht einseitig von bestimmten Stadtteilen oder Gemeinden getragen werden dürfe. Stattdessen fordert er eine faire Aufteilung der An- und Abflugrouten, um die Belastung für alle zu minimieren. „Ich will nicht aufgeben, aber ein Datum für eine Lösung kann ich nicht nennen“, räumte der Bürgermeister ehrlich ein.
Ein Hoffnungsschimmer aus Berlin?
Hiebl berichtete von einem kleinen Fortschritt in den Bemühungen. Während der direkte Kontakt zu verschiedenen Verkehrsministern in der Vergangenheit wenig Früchte getragen habe – „der direkte Kontakt zu den vielen Verkehrsministern hat uns nicht geholfen“ –, gebe es nun einen neuen Ansatz.
Ein Hoffnungsschimmer sei eine schnelle Reaktion eines Sachbearbeiters aus dem Berliner Verkehrsministerium. Die Kommunikation auf Fachebene scheint erfolgversprechender zu sein als auf der politischen Ebene. Dieser direkte Draht zu den Experten, die die technischen und rechtlichen Details bearbeiten, könnte neue Bewegung in die festgefahrene Situation bringen.
Komplexe Zuständigkeiten
Die Fluglärm-Thematik ist ein Paradebeispiel für grenzüberschreitende Herausforderungen. Die Entscheidungen über Flugrouten werden von der österreichischen Flugsicherung Austro Control getroffen, basierend auf internationalen Vorschriften. Deutsche Behörden, wie das Luftfahrt-Bundesamt, haben nur begrenzte Einflussmöglichkeiten. Dies erfordert eine enge und oft mühsame Abstimmung zwischen den beiden Ländern.
Der Widerspruch im eigenen Verhalten
Die Debatte in Freilassing wirft auch ein Schlaglicht auf ein gesellschaftliches Dilemma. Einerseits wächst der Wunsch nach Ruhe und einer intakten Umwelt, andererseits steigt die Nachfrage nach Flugreisen ungebrochen. Der Salzburger Flughafen ist für viele Bewohner der Region, auch aus Freilassing, ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und ein bequemes Tor zur Welt.
Die Aussage des Bürgers, der auf die Doppelmoral hinwies, trifft einen wunden Punkt. Viele Menschen, die sich über den Lärm beschweren, tragen durch ihre eigene Reisenachfrage zur Aufrechterhaltung des Flugbetriebs bei. Dieser Widerspruch erschwert die Bildung einer geschlossenen Front gegen den Fluglärm und schwächt die Position der Protestierenden.
Experten sprechen hier vom sogenannten „NIMBY“-Effekt (Not In My Backyard). Infrastruktur wie Flughäfen wird als notwendig und nützlich anerkannt, solange die negativen Auswirkungen wie Lärm und Emissionen nicht die eigene Lebensqualität beeinträchtigen.
Wie geht es weiter?
Die Zukunft im Kampf gegen den Fluglärm bleibt ungewiss. Bürgermeister Hiebl hat klargemacht, dass er den politischen Druck aufrechterhalten wird. Seine Strategie konzentriert sich nun auf die behördliche Ebene in Berlin, in der Hoffnung, dort mehr Gehör zu finden.
Für die Bürger von Freilassing bedeutet dies, dass das Thema weiterhin auf der Tagesordnung bleiben wird. Die Spaltung der Meinungen zeigt jedoch, dass eine einheitliche Lösung, die alle zufriedenstellt, kaum zu finden sein wird. Es bleibt ein Balanceakt zwischen dem Recht auf Ruhe, den wirtschaftlichen Interessen der Region und den individuellen Wünschen nach Mobilität.





