Nur ein Jahr nach seinem Amtsantritt steht Ferdinand Hochleitner, der Geschäftsführer des größten gemeinnützigen Wohnbauträgers in Salzburg, der Gswb, im Zentrum schwerwiegender Anschuldigungen. Ein anonymes Schreiben an den Aufsichtsrat hat eine Untersuchung ausgelöst, deren Ziel die vollständige Aufklärung der Vorwürfe ist.
Der Aufsichtsratsvorsitzende hat eine umfassende und lückenlose Prüfung der Angelegenheit angekündigt. Die Gswb, die sich zu gleichen Teilen im Besitz von Stadt und Land Salzburg befindet, gerät damit erneut in unruhiges Fahrwasser, nachdem bereits der Wechsel an der Spitze im Vorjahr für öffentliche Diskussionen gesorgt hatte.
Das Wichtigste in Kürze
- Gegen Gswb-Geschäftsführer Ferdinand Hochleitner liegen schwere Vorwürfe vor.
- Die Anschuldigungen wurden in einem anonymen Schreiben an den Aufsichtsrat erhoben.
- Der Aufsichtsrat hat eine sofortige und umfassende Untersuchung eingeleitet.
- Hochleitner ist erst seit rund einem Jahr im Amt und folgte auf den umstrittenen Peter Rassaerts.
- Die Gswb ist als größter gemeinnütziger Bauträger ein zentraler Akteur am Salzburger Wohnungsmarkt.
Anonyme Anschuldigungen lösen Prüfung aus
Die aktuellen Turbulenzen bei der Gemeinnützigen Salzburger Wohnbaugesellschaft (Gswb) wurden durch ein anonymes Schreiben ausgelöst, das dem Aufsichtsrat des Unternehmens zugestellt wurde. Der Inhalt dieses Schreibens, über den bisher keine Details an die Öffentlichkeit gelangt sind, soll massive Vorwürfe gegen Geschäftsführer Ferdinand Hochleitner enthalten.
Solche anonymen Hinweise stellen Kontrollgremien vor besondere Herausforderungen. Einerseits muss die Möglichkeit von haltlosen Denunziationen in Betracht gezogen werden, andererseits besteht die Pflicht, ernstzunehmenden Hinweisen auf mögliches Fehlverhalten nachzugehen, um Schaden vom Unternehmen abzuwenden.
Aufsichtsrat kündigt umfassende Aufklärung an
Unmittelbar nach Bekanntwerden des Schreibens hat der Vorsitzende des Aufsichtsrates reagiert. Er betonte, dass die erhobenen Vorwürfe mit größter Ernsthaftigkeit behandelt werden und kündigte eine maximale und lückenlose Aufklärung an. Das Gremium wird nun die Aufgabe haben, die Stichhaltigkeit der Anschuldigungen zu prüfen.
Ein erster Schritt wird die Einberufung einer Sitzung sein, in der sich Ferdinand Hochleitner zu den Vorwürfen äußern muss. Je nach Art und Schwere der Vorwürfe könnten externe Prüfer, wie Wirtschaftsprüfer oder Juristen, hinzugezogen werden, um eine objektive Bewertung sicherzustellen.
Die Aufgaben des Aufsichtsrats
Der Aufsichtsrat hat die gesetzliche Pflicht, die Geschäftsführung eines Unternehmens zu überwachen. Dazu gehört die Prüfung von Jahresabschlüssen, aber auch die Untersuchung bei Verdacht auf schwerwiegende Pflichtverletzungen. Er kann die Geschäftsführung zur Berichterstattung auffordern und muss im Interesse des Unternehmens handeln.
Ein Jahr im Amt nach einer turbulenten Ära
Die Situation ist für Ferdinand Hochleitner besonders heikel, da er erst vor rund einem Jahr die Führung der Gswb übernommen hat. Sein Amtsantritt im Jahr 2023 war mit der Hoffnung auf eine Beruhigung des Unternehmens verbunden, nachdem sein Vorgänger, Peter Rassaerts, über Jahre hinweg im Zentrum öffentlicher Kritik gestanden hatte.
Der Wechsel an der Spitze sollte einen Neuanfang markieren. Dass nun erneut schwere Vorwürfe die Gswb erschüttern, wirft einen Schatten auf diese Bemühungen und sorgt für Verunsicherung bei Mitarbeitern, Geschäftspartnern und in der Politik.
"Die Politik erwartet sich eine rasche und transparente Klärung aller im Raum stehenden Vorwürfe. Die Gswb hat eine enorme Verantwortung für den sozialen Wohnbau in Salzburg."
Das schwierige Erbe von Peter Rassaerts
Um die aktuelle Situation vollständig zu verstehen, ist ein Blick auf die jüngere Vergangenheit der Gswb notwendig. Die Ära von Hochleitners Vorgänger Peter Rassaerts war von wiederkehrenden Kontroversen geprägt. Kritiker warfen ihm unter anderem einen autoritären Führungsstil und umstrittene Personalentscheidungen vor. Sein Abgang war das Ergebnis langanhaltender politischer Debatten über die Ausrichtung und Führung des landeseigenen Unternehmens.
Hochleitner trat sein Amt mit dem klaren Auftrag an, das Vertrauen in die Gswb wiederherzustellen und den Fokus auf die Kernaufgaben des gemeinnützigen Wohnbaus zu legen. Die jetzigen Anschuldigungen stellen diesen Auftrag auf eine harte Probe.
Die Gswb in Zahlen
- Eigentümer: Jeweils 50 % Stadt Salzburg und Land Salzburg.
- Bedeutung: Größter gemeinnütziger Wohnbauträger im Bundesland Salzburg.
- Verantwortung: Verwaltung und Errichtung von zehntausenden Wohnungen für die Salzburger Bevölkerung.
- Ziel: Bereitstellung von leistbarem Wohnraum.
Die Bedeutung der Gswb für Salzburg
Die Gswb ist mehr als nur ein Unternehmen; sie ist ein zentraler Pfeiler der Salzburger Wohnungspolitik. In einer Stadt mit extrem hohen Immobilienpreisen und Mieten kommt dem gemeinnützigen Sektor eine entscheidende Rolle zu. Die Gswb verwaltet einen erheblichen Teil des leistbaren Wohnraums und ist maßgeblich für die Umsetzung von Neubauprojekten verantwortlich, die für Entlastung am Wohnungsmarkt sorgen sollen.
Jede Krise an der Spitze des Unternehmens hat daher direkte Auswirkungen auf tausende Mieterinnen und Mieter sowie auf die strategische Entwicklung des Wohnungsbaus in der gesamten Region. Stabilität und eine integre Führung sind für die Erfüllung dieses öffentlichen Auftrags unerlässlich.
Mögliche politische und wirtschaftliche Folgen
Die Untersuchung der Vorwürfe wird von den politischen Eigentümervertretern von Stadt und Land Salzburg genau beobachtet werden. Sollten sich die Anschuldigungen als begründet erweisen, wären personelle Konsequenzen wahrscheinlich. Unabhängig vom Ausgang der Prüfung schadet die aktuelle Situation bereits dem Ansehen des Unternehmens.
Für die Gswb ist es von entscheidender Bedeutung, schnellstmöglich Klarheit zu schaffen, um die Handlungsfähigkeit nicht zu gefährden und das Vertrauen der Öffentlichkeit sowie der politischen Entscheidungsträger zurückzugewinnen. Die kommenden Wochen werden zeigen, wie das Unternehmen und sein Aufsichtsrat mit dieser ernsten Herausforderung umgehen werden.





