Das erste Salzburger Stadtfest im Juni 2025 war ein Erfolg bei den Besucherzahlen, führte jedoch zu einer erheblichen Budgetüberschreitung. Die Endabrechnung beläuft sich auf 880.000 Euro, was 380.000 Euro über dem ursprünglich geplanten Budget von 500.000 Euro liegt. Während die Stadtführung höhere Sicherheitsausgaben als einen Hauptgrund anführt, widerspricht die Salzburger Polizei dieser Darstellung, was zu einer öffentlichen Debatte über die Kostenverteilung führt.
Trotz der finanziellen Differenzen und der politischen Diskussionen hat Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) bestätigt, dass das Stadtfest auch im Juni 2026 wieder stattfinden soll, allerdings mit einer überarbeiteten Finanzplanung.
Das Wichtigste in Kürze
- Kostenüberschreitung: Die Gesamtkosten des Stadtfestes 2025 betrugen 880.000 Euro statt der budgetierten 500.000 Euro.
- Sicherheitskosten: Die Stadt nennt 100.000 Euro an zusätzlichen Sicherheitskosten als wesentlichen Faktor, die Polizei bestreitet jedoch, solche Maßnahmen angeordnet zu haben.
- Besucherandrang: Statt der erwarteten 35.000 kamen zwischen 55.000 und 60.000 Besucher, was die Kosten in die Höhe trieb.
- Zukunft des Festes: Das Stadtfest soll 2026 fortgesetzt werden, mit dem Ziel, die Sponsoreneinnahmen und Standmieten zu erhöhen.
Die Zahlen hinter der Kostenexplosion
Die Abrechnung für das dreitägige Innenstadtevent, die Bürgermeister Bernhard Auinger am Montag im Stadtratskollegium vorstellte, offenbarte eine deutliche finanzielle Lücke. Die Ausgaben überstiegen die Planungen um 76 Prozent. „Wir haben zu gering budgetiert“, räumte der Stadtchef ein und verwies auf mehrere unvorhergesehene Faktoren.
Ein wesentlicher Punkt war der unerwartet hohe Besucherandrang. Die Organisatoren hatten mit rund 35.000 Gästen über drei Tage kalkuliert. Tatsächlich strömten nach Schätzungen der Stadt zwischen 55.000 und 60.000 Menschen in die Salzburger Altstadt, um das neue Festformat zu erleben. Dieser Erfolg führte unweigerlich zu höheren Ausgaben in den Bereichen Infrastruktur, Reinigung und Personal.
Budget im Überblick
- Geplantes Budget: 500.000 Euro
- Tatsächliche Kosten: 880.000 Euro
- Überschreitung: 380.000 Euro (+76%)
- Sponsoreneinnahmen 2025: 150.000 Euro
Streitpunkt Sicherheit: Stadt und Polizei uneins
Die größte Kontroverse entstand um die Ausgaben für die Sicherheit. Bürgermeister Auinger erklärte, dass nach dem Amoklauf in Graz kurz vor dem Fest rund 100.000 Euro zusätzlich in Sicherheitsmaßnahmen investiert worden seien. Diese Darstellung wurde jedoch von der Landespolizeidirektion Salzburg entschieden zurückgewiesen.
Die Position der Polizei
In einer offiziellen Aussendung stellte die Polizei klar, dass es keine Erhöhung der Sicherheitsanforderungen gegeben habe. Das bestehende Sicherheitskonzept sei als ausreichend bewertet worden.
„Die Salzburger Polizei stellt klar, dass es aufgrund des Amoklaufes in Graz oder sonstiger Vorfälle zu keinen Erhöhungen der vorgegebenen Sicherheitsmaßnahmen beim Salzburger Stadtfest kam. Eine Anordnung zur Aufstockung des privaten Sicherheitspersonales der Stadt Salzburg erfolgte vonseiten der Polizei daher ebenso zu keinem Zeitpunkt.“
Laut Polizei war weder eine Aufstockung der eigenen Kräfte noch des externen Sicherheitspersonals erforderlich. Die Planungen basierten auf der regulären Gefährdungseinschätzung.
Die Reaktion des Bürgermeisters
Bernhard Auinger zeigte sich von der Stellungnahme der Polizei überrascht. Er betonte, dass in den vorbereitenden Besprechungen sehr wohl zusätzliche Maßnahmen vereinbart worden seien, auch wenn diese nicht formal angeordnet wurden. Dazu zählten eine erweiterte Videoüberwachung und eine sichtbar verstärkte Präsenz von Einsatzkräften.
„Dass die Polizei nun betont, keine formale Anordnung getroffen zu haben, ändert nichts daran, dass wir alle Vorkehrungen getroffen haben, um das Fest so sicher wie möglich zu gestalten“, so Auinger gegenüber Medien. In der Endabrechnung seien deshalb auch höhere Zahlungen an die Polizei geleistet worden als ursprünglich vorgesehen.
Hintergrund der Debatte
Die Diskussion verdeutlicht die unterschiedlichen Perspektiven zwischen politischer Verantwortung und behördlicher Anordnung. Während die Stadtverwaltung präventiv handelte, um maximale Sicherheit zu gewährleisten, verweist die Polizei auf die formale Rechtslage, wonach keine offizielle Notwendigkeit für eine Verschärfung der Maßnahmen bestand.
Politische Reaktionen und der Blick nach vorn
Die hohen Mehrkosten sorgten in der Stadtpolitik für Kritik. Die Regierungspartner der SPÖ – KPÖ Plus, ÖVP und die Bürgerliste – äußerten sich wenig erfreut und forderten eine genaue Evaluierung der Ausgaben. Rufe nach mehr Kontrolle und sogar einer möglichen Reduzierung des Festumfangs wurden laut.
Trotz der Kritik hält die Stadtführung an dem neuen Format fest. Das Stadtfest soll auch im Juni 2026 stattfinden. Für die Neuauflage sind bereits rund eine halbe Million Euro im Budget vorgesehen. Die Stadtverwaltung plant, die Finanzierung auf eine solidere Basis zu stellen.
Geplante Maßnahmen für 2026
- Realistischere Budgetplanung: Die Erfahrungen aus dem ersten Jahr sollen in eine genauere Kalkulation einfließen.
- Wegfall von Einmalkosten: Bestimmte Anlaufkosten, die bei der Premiere anfielen, werden 2026 nicht mehr anfallen.
- Höhere Einnahmen: Die Stadt plant, die Beiträge von Sponsoren deutlich zu erhöhen und die Standmieten für Gastronomen anzupassen.
Einordnung der Kosten: Ein umstrittener Vergleich
Um die Ausgaben in Relation zu setzen, zog Bürgermeister Auinger einen Vergleich mit den Salzburger Festspielen. Er rechnete vor, dass die Stadt die Festspiele jährlich mit vier Millionen Euro subventioniert. Bei 256.000 Besuchern entspreche das einer Förderung von 16 Euro pro Gast.
Für das Stadtfest ergebe sich bei Kosten von 880.000 Euro und rund 60.000 Besuchern eine Subvention von etwa 14,60 Euro. Zieht man die Sponsorengelder von 150.000 Euro ab, liege die städtische Förderung bei 730.000 Euro, was rund 12 Euro pro Besucher entspricht. Auinger argumentierte, dass die Förderung für einen Stadtfest-Besucher somit geringer sei als für einen Festspielgast. Eine beauftragte Studie zur wirtschaftlichen Wertschöpfung des Stadtfestes liegt allerdings noch nicht vor, um den ökonomischen Nutzen genauer zu beziffern.





