Seit fast 60 Jahren begeistert der Film „The Sound of Music“ ein weltweites Publikum und lockt jährlich Hunderttausende Touristen nach Salzburg. Doch in der Stadt selbst wurde das Phänomen lange Zeit kaum beachtet. Anlässlich des bevorstehenden Jubiläums im Jahr 2025 plant Salzburg nun, dieses kulturelle Erbe mit Ausstellungen und einem neuen Museum umfassend zu würdigen und die Geschichte der Familie Trapp neu zu erzählen.
Wichtige Fakten
- Rund 350.000 Touristen besuchen Salzburg jährlich wegen „The Sound of Music“.
- Ein neues „Sound of Music Museum“ soll 2026 in Hellbrunn eröffnen.
- 2025 feiert die Stadt das 60-jährige Jubiläum des Films mit einem großen Kulturprogramm.
- Lange Zeit wurde der Film von der lokalen Bevölkerung kaum wahrgenommen.
Ein Tourismusmagnet mit lokaler Distanz
Jedes Jahr reisen etwa 350.000 Menschen nach Salzburg, um die Schauplätze von „The Sound of Music“ zu besuchen. Die Besucher kommen vor allem aus Nord- und Südamerika, Großbritannien, Australien und Neuseeland. Laut Stefan Herzl von Panorama Tours, einem der ersten Anbieter von „Sound of Music“-Touren, wächst auch der Anteil asiatischer Gäste stetig und macht mittlerweile 18 Prozent der Buchungen aus.
Panorama Tours begann bereits 1970 mit organisierten Touren, nur fünf Jahre nach dem Kinostart des Films. Das Unternehmen hatte 1964 die Filmcrew transportiert und besitzt noch heute das Originaldrehbuch. Die Touren zu den Drehorten werden seitdem zweimal täglich angeboten und sind ein fester Bestandteil des touristischen Angebots der Stadt.
Wirtschaftlicher Faktor
Der Tourismusforscher Kurt Luger von der Universität Salzburg erklärt, dass der amerikanische Tourismus in Salzburg in den Jahren nach 1965 um rund 30 Prozent anstieg. Obwohl ein direkter kausaler Zusammenhang schwer nachzuweisen ist, gilt „The Sound of Music“ als einer der ersten Filme, der einen derartigen Filmtourismus auslöste.
Warum der Film im Ausland so beliebt ist
Die Faszination für den Film ist im Ausland ungebrochen. „Der Film wird in anderen Ländern regelmäßig ausgestrahlt, meist zu Weihnachten. Das schafft eine familiäre Erinnerungstradition über Generationen hinweg“, so Luger. Für viele internationale Besucher ist die Geschichte der singenden Trapp-Familie der Hauptgrund für eine Reise nach Salzburg – oft noch vor Mozart oder den Festspielen.
Im Gegensatz dazu kannten viele Salzburger den Film lange Zeit nicht. Oft wurden sie erst durch die Fragen von Touristen auf das Phänomen aufmerksam. Rechtliche und finanzielle Gründe verhinderten lange eine Ausstrahlung im österreichischen Fernsehen. Erst in den letzten Jahren wurde der Film auch hierzulande gezeigt und ist über Streaming-Dienste verfügbar.
Die wahre Geschichte der Familie Trapp
Die Handlung des Films basiert auf den Memoiren von Maria von Trapp, die 1949 unter dem Titel „Die Trapp-Familie. Vom Kloster zum Welterfolg“ erschienen. Die Geschichte der jungen Novizin Maria, die als Erzieherin zu dem Witwer Baron Georg von Trapp und seinen sieben Kindern kommt, ihn heiratet und mit der Familie vor dem NS-Regime flieht, wurde zur Grundlage für einen Welterfolg.
Vom Buch zum Film
Der Weg zum Hollywood-Klassiker verlief über mehrere Stationen:
- 1949: Maria von Trapps Memoiren werden veröffentlicht.
- 1956: Der deutsche Film „Die Trapp-Familie“ kommt in die Kinos.
- 1959: Das Musical von Rodgers und Hammerstein feiert am Broadway Premiere.
- 1965: Die Verfilmung mit Julie Andrews und Christopher Plummer wird veröffentlicht und gewinnt fünf Oscars.
Die echten Schauplätze
Während im Film Schloss Leopoldskron und Schloss Frohnburg als Villa der Familie Trapp dienten, lebte die echte Familie in einer Villa in Salzburg-Aigen. Baron Georg Ludwig von Trapp erwarb das 1863 erbaute Anwesen im Jahr 1923. Die Familie lebte dort bis zu ihrer Emigration in die USA im Jahr 1938.
Das Haus hat eine bewegte Geschichte. Nach der Flucht der Familie wurde es von SS-Reichsführer Heinrich Himmler als Residenz genutzt. Seit 1953 befindet sich die Villa im Besitz des Missionsordens der Missionare vom Kostbaren Blut und beherbergt heute das Kolleg St. Josef. Pater Andreas, der Rektor des Kollegs, pflegt den Kontakt zu den Nachkommen der Familie, die das Haus regelmäßig besuchen.
„Die massive Steinmauer, die das Areal umgibt, wurde von Strafgefangenen errichtet, die nach der Arbeit hingerichtet wurden.“
Salzburg würdigt sein Erbe
Lange Zeit wurde das Thema „Sound of Music“ in Salzburg eher stiefmütterlich behandelt. Das ändert sich nun grundlegend. Zum 60-jährigen Jubiläum im Jahr 2025 planen Stadt und Land Salzburg ein umfangreiches Kulturprogramm mit Sonderausstellungen, Bühnenaufführungen und kulinarischen Erlebnissen.
Die größte Neuerung ist der Bau eines eigenen Museums. Ab 2026 wird in der Schlossanlage Hellbrunn das „Sound of Music Salzburg“ entstehen. Dafür werden denkmalgeschützte Gebäude wie das ehemalige Tierwärterhaus und das Jägerhaus für 3,8 Millionen Euro saniert und adaptiert.
Ein Museum in Hellbrunn
Obwohl Hellbrunn nie ein Drehort des Films war, steht dort seit den 1990er-Jahren der berühmte Pavillon (Gazebo), in dem zwei der bekanntesten Szenen gedreht wurden: das Duett „Sixteen Going on Seventeen“ und die Liebeserklärung zwischen Maria und dem Kapitän.
Peter Husty, Kurator vom Salzburg Museum, leitet das Projekt. „Während Mozart und die Festspiele Salzburgs Kulturidentität prägen, ist es für viele internationale Gäste der Film, der sie überhaupt erst in die Stadt bringt. Mit dem Museum wollen wir diesen kulturellen Schatz endlich würdigen“, erklärt Husty. Er beobachtet ein wachsendes Interesse der Salzburger, sich dieses Stück Kulturgut anzueignen.
Im Museum werden unter anderem Original-Requisiten wie die Marionetten aus der Szene zum Lied „The Lonely Goatherd“ zu sehen sein. Auch das Salzburger Filmkulturzentrum „Das Kino“ beteiligt sich und berichtet von ausverkauften Vorstellungen der restaurierten 4K-Fassung des Films, für die kaum geworben wurde.
Die Aufarbeitung des Phänomens ist in vollem Gange. „The Sound of Music“ wird nicht mehr nur als Marketingprodukt gesehen, sondern zunehmend als kulturelles Erbe und Erinnerungsprojekt verstanden. Die Jubiläumsfeierlichkeiten und das neue Museum sind ein klares Zeichen dafür, dass Salzburg seine berühmteste Filmgeschichte endlich vollständig annimmt.





