Vertreter aus Salzburg und Bayern haben eine engere Zusammenarbeit bei der Verkehrsregelung auf den Autobahnen vereinbart. Bei einem Treffen am Chiemsee einigten sich der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter und Salzburgs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stefan Schnöll auf ein abgestimmtes Vorgehen bei Abfahrtsverboten, um die Anrainergemeinden während der Hauptreisezeiten zu entlasten.
Die Koordination soll verhindern, dass Autofahrer bei Stau auf der Autobahn auf das lokale Straßennetz ausweichen und dort für Überlastung sorgen. Die neuen Regelungen im bayerischen Grenzgebiet orientieren sich an dem bereits seit Jahren in Salzburg bewährten Modell.
Wichtige Punkte
- Salzburg und Bayern vereinheitlichen die Regelungen für Autobahn-Abfahrtsverbote bei Stau.
- Ziel ist die Entlastung der Gemeinden entlang der Transitrouten wie der A8 und der Tauernautobahn.
- Die bayerischen Landkreise Berchtesgadener Land und Rosenheim haben kürzlich ähnliche Maßnahmen wie Salzburg eingeführt.
- Die Zusammenarbeit soll die Wirksamkeit der Fahrverbote erhöhen und den Verkehrsfluss verbessern.
Ein gemeinsamer Ansatz für ein grenzüberschreitendes Problem
Der zunehmende Reiseverkehr, insbesondere an Wochenenden und in den Ferien, führt regelmäßig zu langen Staus auf den Hauptverkehrsadern zwischen Deutschland und Österreich. Die Autobahn A8 von München nach Salzburg und die anschließende Tauernautobahn A10 sind als wichtige Nord-Süd-Verbindungen besonders betroffen. Viele Navigationssysteme leiten Autofahrer bei Stau von der Autobahn ab, was zu einer massiven Belastung der lokalen Infrastruktur führt.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, trafen sich Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter und Salzburgs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stefan Schnöll zu einem Arbeitsgespräch. Am Chiemsee, symbolisch auf halber Strecke zwischen München und Salzburg, wurde die Notwendigkeit einer koordinierten Strategie bekräftigt.
Die Belastung für Anrainergemeinden
Für die Dörfer und Städte entlang der Autobahnen bedeutet der Ausweichverkehr eine enorme Belastung. Enge Ortsdurchfahrten sind für den dichten Transitverkehr nicht ausgelegt. Die Folgen sind Lärm, Abgase und eine erhöhte Unfallgefahr. Oftmals kommt es zu einem Verkehrskollaps, der auch für Anwohner und Einsatzfahrzeuge kaum noch ein Durchkommen ermöglicht.
Hintergrund: Das Problem des Ausweichverkehrs
Als Ausweichverkehr bezeichnet man das Phänomen, bei dem Autofahrer bei Stau auf Autobahnen auf kleinere Landes- und Gemeindestraßen ausweichen. Moderne Navigations-Apps fördern dieses Verhalten oft, indem sie vermeintlich schnellere Routen durch Ortschaften vorschlagen. Dies führt jedoch häufig zu einer Verlagerung des Problems und zur Überlastung der lokalen Infrastruktur, die für ein solches Verkehrsaufkommen nicht konzipiert ist.
Salzburger Modell als Vorbild
Das Land Salzburg setzt bereits seit mehreren Jahren erfolgreich auf temporäre Abfahrtsverbote an staugefährdeten Wochenenden. An den entscheidenden Anschlussstellen der Tauernautobahn wird die Abfahrt für den reinen Transitverkehr gesperrt. Nur Anliegerverkehr, also Fahrer mit einem Ziel in der Region, dürfen die Autobahn verlassen. Diese Maßnahme hat sich bewährt, um die anliegenden Gemeinden zu schützen.
Nun ziehen die bayerischen Nachbarn nach und orientieren sich an diesem Konzept. Seit Mitte August gelten im Landkreis Rosenheim an den Anrainergemeinden der A8 und der Inntalautobahn Durchfahrtsverbote bei Stau. Anfang September folgte der Landkreis Berchtesgadener Land mit einer ähnlichen Regelung für die Gemeinden Anger, Piding und Teisendorf entlang der A8.
Geregelte Abfahrtsverbote in Bayern
- Landkreis Berchtesgadener Land: Temporäre Verbote seit Anfang September an Freitagen, Samstagen, Sonntagen und Feiertagen.
- Landkreis Rosenheim: Maßnahmen gelten seit Mitte August für Gemeinden an der A8 und der Inntalautobahn.
- Ziel: Verhinderung von Stauverlagerung in die Ortschaften.
Abstimmung ist der Schlüssel zum Erfolg
Stefan Schnöll betonte bei dem Treffen die Bedeutung der grenzüberschreitenden Kooperation.
"Für die Wirksamkeit der Maßnahmen ist eine gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit entscheidend. Wir blicken über den Tellerrand und ziehen an einem Strang. Nur so können wir die bestmögliche Entlastung für die Menschen in den Anrainergemeinden entlang der Autobahn bewirken."
Ohne eine Abstimmung könnten die Maßnahmen ihre Wirkung verfehlen. Wenn beispielsweise auf bayerischer Seite eine Abfahrt gesperrt wird, der Verkehr aber kurz nach der Grenze in Österreich unkontrolliert abfließen kann, verlagert sich das Problem nur um wenige Kilometer. Eine lückenlose Strategie ist daher unerlässlich.
Die Umsetzung in der Praxis
Die Durchsetzung der Abfahrtsverbote erfordert einen erheblichen personellen und logistischen Aufwand. An den betroffenen Autobahnausfahrten werden in der Regel Kontrollpunkte eingerichtet, an denen die Polizei oder von den Behörden beauftragte Sicherheitsdienste den Verkehr regeln. Fahrer müssen glaubhaft machen, dass ihr Ziel in der unmittelbaren Umgebung liegt (Anliegerverkehr).
Herausforderungen und Zukunftspläne
Die Politiker diskutierten auch langfristige Lösungen. Während die Abfahrtsverbote eine wichtige kurzfristige Entlastung bringen, sind sie keine dauerhafte Lösung für das wachsende Verkehrsaufkommen. Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs, insbesondere des grenzüberschreitenden Schienennetzes, wurde als zentraler Punkt für die Zukunft genannt.
Die Harmonisierung der Verkehrsstrategien zwischen Salzburg und Bayern ist ein wichtiger Schritt. Sie zeigt, dass regionale Behörden zusammenarbeiten, um die Lebensqualität ihrer Bürger zu schützen und die negativen Folgen des Transitverkehrs gemeinsam zu bewältigen. Die Erfahrungen aus der aktuellen Reisesaison sollen evaluiert werden, um die Maßnahmen für die Zukunft weiter zu optimieren.





