Nach dem tragischen Unfalltod einer 23-jährigen Radfahrerin in Salzburg-Parsch fordert die Landesregierung nun eine sofortige Sicherheitsmaßnahme. Verkehrsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll (ÖVP) hat die Stadt Salzburg aufgefordert, an der betroffenen Eder-Kreuzung ein temporäres Rechtsabbiegeverbot für Lastkraftwagen einzuführen, um weitere Unfälle zu verhindern.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach einem tödlichen Unfall fordert das Land Salzburg ein Lkw-Rechtsabbiegeverbot an der Eder-Kreuzung.
- Die 23-jährige Eiskunstlauf-Landesmeisterin Julia Gaiser kam bei dem Unfall ums Leben.
- Die Maßnahme soll temporär gelten, bis eine dauerhafte technische Lösung gefunden ist.
- Die Debatte um die Sicherheit von Radfahrern und die Gefahr durch den toten Winkel bei Lkw wird neu entfacht.
Hintergrund des tragischen Vorfalls
Am vergangenen Donnerstag ereignete sich an der sogenannten Eder-Kreuzung im Stadtteil Parsch ein folgenschwerer Verkehrsunfall. Die 23-jährige Eiskunstlauf-Landesmeisterin Julia Gaiser war mit ihrem Fahrrad unterwegs, als sie von einem rechts abbiegenden Lastwagen erfasst wurde. Sie erlitt dabei tödliche Verletzungen.
Der Vorfall löste in der Stadt und darüber hinaus große Betroffenheit und eine intensive Debatte über die Verkehrssicherheit für Radfahrer aus. Die Kreuzung, ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, steht seither im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit.
Politische Reaktion und konkrete Forderung
Eine Woche nach dem Unfall hat die Landespolitik reagiert. Verkehrsreferent und Landeshauptmann-Stellvertreter Stefan Schnöll richtete einen klaren Appell an die zuständigen Behörden der Stadt Salzburg. Er fordert die umgehende Umsetzung eines Rechtsabbiegeverbots für Lkw an dieser spezifischen Stelle.
Schnöll betonte die Dringlichkeit der Maßnahme, um die Sicherheit für ungeschützte Verkehrsteilnehmer sofort zu erhöhen. Seiner Ansicht nach dürfe man nicht auf langfristige Umbauten warten, wenn eine kurzfristige Lösung Menschenleben schützen kann.
„Wir können nicht tatenlos zusehen, wie solche Tragödien geschehen. Ein temporäres Abbiegeverbot ist eine schnelle und wirksame Maßnahme, um die Gefahr an dieser Kreuzung unmittelbar zu reduzieren, bis eine endgültige bauliche oder technische Lösung umgesetzt ist“, so die sinngemäße Haltung des Verkehrsreferenten.
Zuständigkeit liegt bei der Stadt
Die Entscheidung über die Umsetzung eines solchen Verbots liegt in der Verantwortung der Stadt Salzburg. Das Land kann die Maßnahme zwar fordern und fachlich unterstützen, die verkehrsrechtliche Anordnung muss jedoch von der städtischen Behörde erlassen werden. Die Stadtverwaltung hat angekündigt, den Vorschlag rasch zu prüfen.
Die Gefahr des „Toten Winkels“
Unfälle wie dieser rücken immer wieder die Problematik des „toten Winkels“ bei Lastkraftwagen in den Fokus. Dabei handelt es sich um den Bereich neben und schräg vor dem Fahrzeug, den der Fahrer trotz Rück- und Seitenspiegeln nicht einsehen kann. Besonders Radfahrer und Fußgänger, die sich in diesem Bereich befinden, sind beim Abbiegen des Lkw extrem gefährdet. Moderne Abbiegeassistenzsysteme können hier helfen, sind aber noch nicht in allen Fahrzeugen verbaut.
Die Eder-Kreuzung als bekannter Gefahrenpunkt
Die Kreuzung an der Gaisbergstraße, bekannt als Eder-Kreuzung, gilt seit Längerem als komplex und potenziell gefährlich. Hier treffen mehrere Verkehrsströme aufeinander, darunter starker Autoverkehr, öffentliche Busse, Lkw sowie zahlreiche Radfahrer und Fußgänger. Die Sichtverhältnisse und die Verkehrsführung werden von Anwohnern und Verkehrsexperten immer wieder als problematisch beschrieben.
Bereits in der Vergangenheit gab es Vorschläge zur Entschärfung der Kreuzung. Diskutiert wurden unter anderem bauliche Veränderungen, separate Ampelphasen für Radfahrer oder der nun geforderte Ausschluss bestimmter Abbiegemanöver für den Schwerverkehr.
Statistik zur Radfahrsicherheit
Laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) ereignen sich die meisten tödlichen Radunfälle im Ortsgebiet. Kollisionen mit Lkw sind dabei besonders folgenschwer. Etwa 75 Prozent der tödlichen Unfälle zwischen Radfahrern und Lkw ereignen sich, während der Lkw rechts abbiegt.
Suche nach langfristigen Lösungen
Während das geforderte Abbiegeverbot als kurzfristige Notmaßnahme dient, läuft die Diskussion über dauerhafte Verbesserungen. Experten sind sich einig, dass nur ein Bündel an Maßnahmen die Sicherheit nachhaltig erhöhen kann. Dazu gehören:
- Infrastrukturelle Anpassungen: Baulich getrennte Radwege und geschützte Kreuzungsbereiche können Konflikte zwischen Rad- und Lkw-Verkehr von vornherein vermeiden.
- Technische Ausrüstung: Die verpflichtende Einführung von elektronischen Abbiegeassistenten in allen Lkw wird als entscheidender Schritt gesehen. Diese Systeme warnen den Fahrer akustisch oder optisch vor Personen im toten Winkel.
- Bewusstseinsbildung: Kampagnen sollen sowohl Lkw-Fahrer für die Gefahren des toten Winkels sensibilisieren als auch Radfahrer über die Risiken aufklären.
Als Zeichen der Trauer und Mahnung wurde an der Unfallstelle ein weiß lackiertes Fahrrad, ein sogenanntes „Ghostbike“, aufgestellt. Es soll an die verstorbene Julia Gaiser erinnern und gleichzeitig ein stiller Appell für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sein.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Stadt Salzburg der Forderung des Landes nachkommt und welche weiteren Schritte zur Entschärfung der Eder-Kreuzung und anderer Gefahrenstellen im Stadtgebiet unternommen werden.





