Die Stadt Salzburg ergreift neue Maßnahmen, um den unberechtigten Verkehr in der Altstadt zu reduzieren. Bestehende Funkfernbedienungen für das Pollersystem sollen durch moderne Vignetten mit RFID-Chips ersetzt werden. Gleichzeitig begrüßt die Stadtpolitik eine bevorstehende Gesetzesänderung des Bundes, die erstmals eine Videoüberwachung zur Zufahrtskontrolle rechtlich ermöglichen soll.
Die wichtigsten Punkte
- Die Stadt Salzburg ersetzt die alten Funkfernbedienungen für Poller durch fälschungssichere RFID-Vignetten.
- Eine Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) soll die rechtliche Grundlage für Videoüberwachung an Zufahrten schaffen.
- Die Stadt begrüßt diese Entwicklung und plant bereits den Einsatz von Kamerasystemen an neuralgischen Punkten wie dem Neutor.
- Ziel ist es, den Missbrauch der Zufahrtsberechtigungen zu stoppen und den Verkehr in der Altstadt effektiv zu kontrollieren.
Das Problem: Missbrauch des bestehenden Pollersystems
Seit Jahren versucht die Stadt Salzburg, den Verkehr in der historischen Altstadt zu begrenzen. Ein zentrales Instrument dafür ist ein System aus versenkbaren Pollern, das nur berechtigten Personen die Einfahrt gestattet. Bisher erhielten Anwohner, Lieferanten und Einsatzkräfte Funkfernbedienungen, um die Poller zu senken.
Dieses System hat sich jedoch als anfällig für Missbrauch erwiesen. Die Fernbedienungen, die in der Standardausführung über zwei Schalter verfügen, wurden offenbar unbefugt weitergegeben oder kopiert. Dies führte dazu, dass immer wieder Fahrzeuge illegal in die Schutzzonen einfuhren und das Verkehrskonzept untergruben.
Hintergrund: Schutz der Altstadt
Die Salzburger Altstadt ist UNESCO-Weltkulturerbe und zeichnet sich durch enge Gassen und historische Bausubstanz aus. Ein hohes Verkehrsaufkommen gefährdet nicht nur die Sicherheit von Fußgängern und die Lebensqualität der Anwohner, sondern auch das kulturelle Erbe. Verkehrsberuhigende Maßnahmen sind daher von entscheidender Bedeutung.
Neue Technologie: RFID-Vignetten als erste Lösung
Um die Schwachstellen der Fernbedienungen zu beheben, setzt der Magistrat nun auf eine modernere Technologie. Zukünftig sollen Vignetten mit integrierten RFID-Chips die Zufahrt regeln. Diese Aufkleber werden an der Windschutzscheibe des Fahrzeugs angebracht und von einem Lesegerät am Poller automatisch erkannt.
Ein entscheidender Vorteil dieses Systems ist die direkte Kopplung an ein bestimmtes Fahrzeug. Eine Weitergabe der Vignette ist praktisch unmöglich, da sie beim Versuch, sie abzulösen, zerstört wird. Dies soll den Missbrauch der Einfahrtsgenehmigungen deutlich erschweren.
Pilotprojekt am Kajetanerplatz war erfolgreich
Die Umstellung ist keine reine Theorie mehr. Am Kajetanerplatz wurde das neue Vignetten-System bereits erfolgreich getestet. Die Erfahrungen aus diesem Pilotprojekt waren positiv und bilden die Grundlage für die flächendeckende Einführung in der gesamten Altstadt.
Was ist RFID?
RFID steht für „Radio-Frequency Identification“. Dabei handelt es sich um eine Technologie, die es ermöglicht, Daten berührungslos per Funkwellen zu übertragen. Ein Chip in der Vignette sendet eine eindeutige Kennung an ein Lesegerät, das daraufhin den Poller absenkt. Dieses Verfahren ist schnell, sicher und schwer zu manipulieren.
Ein Wendepunkt: Die bundesweite StVO-Novelle
Eine noch weitreichendere Veränderung kündigt sich auf Bundesebene an. Die Regierungskoalition hat eine Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) angekündigt, die eine langjährige Forderung des Österreichischen Städtebundes erfüllt. Erstmals soll in Österreich eine klare rechtliche Grundlage für die automatisierte Zufahrtskontrolle mittels Videoüberwachung geschaffen werden.
Bisher war der Einsatz von Kameras zur Überprüfung von Kennzeichen in solchen Zonen eine rechtliche Grauzone. Die Gesetzesänderung wird es Städten und Gemeinden ermöglichen, den Verkehr in sensiblen Bereichen wie Innenstädten, Fußgängerzonen oder Schulstraßen effizient und rechtssicher zu überwachen.
Diese Novelle ist ein wichtiger Schritt für lebenswerte und sichere Innenstädte. Sie gibt uns die Werkzeuge an die Hand, die wir brauchen, um unsere Verkehrskonzepte wirksam durchzusetzen.
Salzburgs Pläne für die Videoüberwachung
In der Salzburger Stadtpolitik wird die angekündigte StVO-Novelle sehr positiv aufgenommen. Sie eröffnet völlig neue Möglichkeiten, die über das Pollersystem hinausgehen. Die Verwaltung hat bereits erste Überlegungen angestellt, wo solche Kamerasysteme sinnvoll eingesetzt werden könnten.
Mögliche Einsatzorte für Kamerasysteme
- Das Neutor: Ein zentrales Einfallstor zur Altstadt, das bisher schwer zu kontrollieren ist.
- Die Gaisberg-Zufahrt: Auch hier könnte der Verkehr gezielter gesteuert werden, um die Belastung für Anwohner und Natur zu reduzieren.
- Weitere sensible Zonen: Denkbar ist der Einsatz auch zur Absicherung von Fußgängerzonen oder zur Kontrolle von Lieferverkehrszeiten.
Die Kombination aus fahrzeuggebundenen RFID-Vignetten und einer rechtlich abgesicherten Videoüberwachung stellt einen Paradigmenwechsel für die Verkehrssteuerung in Salzburg dar. Das Ziel ist klar: Weniger illegaler Verkehr, mehr Sicherheit und eine höhere Lebensqualität in den geschützten Bereichen der Stadt.
Die Stadtverwaltung wird nun die genauen Details der Gesetzesänderung abwarten und anschließend konkrete Umsetzungskonzepte für die ausgewählten Standorte erarbeiten. Für Anwohner und Besucher der Salzburger Altstadt bedeutet dies in Zukunft eine konsequentere und effektivere Kontrolle der Zufahrtsregeln.





