Nach einem tödlichen Verkehrsunfall im Juli in Seekirchen am Wallersee hat das Land Salzburg die Forderungen nach baulichen Sicherheitsmaßnahmen an der Obertrumer Landesstraße (L102) zurückgewiesen. Anrainer, die Gemeinde und lokale Politiker hatten eine Entschärfung der Unfallstelle gefordert, doch laut Landesregierung handelt es sich bei dem Abschnitt nicht um einen Unfallschwerpunkt.
Wichtige Erkenntnisse
- Ein 82-jähriger Fußgänger verstarb im Juli nach einem Zusammenstoß mit einem Motorrad auf der L102 in Seekirchen.
- Anwohner und die Gemeinde fordern seit Längerem Maßnahmen wie einen Zebrastreifen oder eine Ampel.
- Das Land Salzburg sieht keine Notwendigkeit für bauliche Veränderungen, da die offizielle Unfallstatistik den Ort nicht als Gefahrenstelle ausweist.
- Die Gemeinde erhält die Möglichkeit, Geschwindigkeitsanzeigen oder ein mobiles Radargerät einzusetzen.
Ein tragischer Unfall löst Sicherheitsdebatte aus
Am 16. Juli ereignete sich im Ortsteil Waldprechting in Seekirchen ein schwerer Verkehrsunfall. Ein 82-jähriger Mann versuchte, die vielbefahrene Obertrumer Landesstraße zu überqueren, als er vom Motorrad eines 16-jährigen Fahrers erfasst wurde. Der Senior erlitt lebensgefährliche Verletzungen und verstarb noch am selben Abend im Krankenhaus.
Dieser Vorfall rückte die Verkehrssicherheit auf diesem spezifischen Straßenabschnitt, der sich nahe der Gemeindegrenze zu Obertrum befindet, in den Fokus der öffentlichen Diskussion. Die Debatte, die unmittelbar nach dem Unfall begann, wird seither von den Anwohnern, der Gemeindeverwaltung und politischen Vertretern intensiv geführt.
Hintergrund: Die Obertrumer Landesstraße (L102)
Die L102 ist eine wichtige Verbindungsstraße im Flachgau, die Seekirchen am Wallersee mit Obertrum verbindet. Sie wird täglich von vielen Pendlern und Anrainern genutzt. Der betroffene Abschnitt in Waldprechting ist durch eine gerade Streckenführung gekennzeichnet, die potenziell zu höheren Geschwindigkeiten verleitet. Zudem befindet sich dort eine Bushaltestelle, was das Queren der Straße für Fußgänger notwendig macht.
Anwohner beklagen langjährige Gefahren
Für die Menschen, die in Waldprechting leben, ist die Situation seit Jahren unbefriedigend. Mehrere Anwohner berichteten gegenüber Medien, dass die Stelle als äußerst gefährlich empfunden wird. "Trotz der Bushaltestelle gibt es hier keinen gesicherten Übergang. Es ist ein gefährliches Pflaster", äußerte sich eine Anrainerin besorgt.
Ein anderer Bewohner betonte, dass die überhöhte Geschwindigkeit ein zentrales Problem sei. "Seit Jahren melden wir der Gemeinde, dass vor unserer Haustüre viel zu schnell gefahren wird", erklärte er. Die Sorgen der Bürger wurden demnach bereits mehrfach an die Gemeindeverwaltung herangetragen, bisher jedoch ohne sichtbare bauliche Konsequenzen an der Landesstraße selbst.
Forderungen von Gemeinde und Politik
Die Anliegen der Bürger fanden auch bei der Gemeindeführung Gehör. Der Seekirchner Bürgermeister Konrad Pieringer (ÖVP) bestätigte, dass die Gemeinde die Bedenken teilt und bereits aktiv geworden ist. Es wurden konkrete Vorschläge zur Entschärfung gemacht, darunter die Einrichtung einer ampelgeregelten Querung oder eines klassischen Zebrastreifens.
„Es hat auch mehrere Gespräche von unserer Seite mit dem Land gegeben“, erklärte Bürgermeister Pieringer bereits im Juli und signalisierte damit den Versuch, eine Lösung auf Landesebene zu finden.
Auch die lokale FPÖ schloss sich den Forderungen an. Ortsparteiobmann Dominic Köck formulierte die Gefahr deutlich: „Wer die Straße queren will, setzt sich einem erheblichen Risiko aus.“ In einer Aussendung forderte die Partei das Land Salzburg auf, endlich zu handeln und brachte einen offiziellen Antrag zur Prüfung von Sicherheitsmaßnahmen bei der Landesstraßenverwaltung ein.
Land Salzburg: Keine Einstufung als Unfallschwerpunkt
Während die Forderungen auf lokaler Ebene lauter wurden, blieb die Reaktion des zuständigen Verkehrsressorts des Landes Salzburg zunächst abwartend. Im Juli hieß es aus dem Büro von Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP), man werde die Unfallursache abwarten und die Stelle anschließend prüfen.
Die Ergebnisse dieser Prüfung liegen nun vor und führen zu einer für die Anwohner enttäuschenden Entscheidung. Alexander Reich, Sprecher von Landesrat Schnöll, teilte auf Anfrage mit:
Offizielle Stellungnahme des Landes
„Die offiziell vorliegenden Unfalldaten zeigen, dass es sich vor Ort keineswegs um einen Unfallschwerpunkt handelt.“ Aus diesem Grund werde das Land Salzburg an dieser Stelle keine baulichen Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung ergreifen.
Diese Entscheidung basiert auf der statistischen Auswertung von Unfällen über einen längeren Zeitraum. Nur wenn eine Häufung von Unfällen an einem Ort registriert wird, stuft die Behörde diesen als „Unfallschwerpunkt“ ein und prüft bauliche Eingriffe wie Kreisverkehre, Ampeln oder bauliche Geschwindigkeitsreduzierungen.
Alternative Maßnahmen und zukünftige Pläne
Obwohl das Land direkte bauliche Maßnahmen an der L102 ablehnt, verweist es auf alternative Möglichkeiten, die den Gemeinden zur Verfügung stehen. Laut Sprecher Reich haben Kommunen die Option, präventiv tätig zu werden:
- Geschwindigkeitsanzeigen: Gemeinden können auf eigene Kosten digitale Tafeln aufstellen, die den Fahrern ihre aktuelle Geschwindigkeit anzeigen und oft zu einer freiwilligen Reduzierung führen.
- Mobiles Radargerät: Das Land Salzburg hat ein mobiles Radargerät angeschafft, das von den Gemeinden ab Herbst dieses Jahres für temporäre Geschwindigkeitskontrollen gebucht werden kann.
Ob die Gemeinde Seekirchen von diesen Angeboten Gebrauch machen wird, war zunächst unklar. Bürgermeister Pieringer war für eine aktuelle Stellungnahme zu dieser Entwicklung nicht erreichbar.
Langfristige Projekte und Fokus auf Motorradsicherheit
Unabhängig von der aktuellen Debatte gibt es für den Bereich bereits längerfristige Pläne. Im Zuge des Neubaus eines Hallenbades in Seekirchen ist an der Kreuzung ein Kreisverkehr vorgesehen. Dieser soll die Verkehrssituation grundsätzlich verbessern, liegt aber nicht direkt an der Unfallstelle.
Das Land Salzburg sieht zudem einen generellen Handlungsbedarf bei Motorradunfällen. Man prüfe derzeit Maßnahmen, um Unfälle zu reduzieren, die „aufgrund von Selbstüberschätzung oder zu geringer Fahrzeugbeherrschung geschehen“, so der Sprecher des Landesrats. Dies deutet auf einen Fokus auf Präventionskampagnen und Fahrertrainings hin, anstatt auf bauliche Veränderungen an der Infrastruktur.
Für die Anwohner in Waldprechting bleibt die Situation vorerst unverändert. Die Hoffnung auf einen sicheren Übergang über die L102 hat sich zerschlagen, und die Verantwortung für präventive Geschwindigkeitskontrollen liegt nun bei der Gemeinde.





