In Elsbethen bei Salzburg spitzt sich der Konflikt um das Kloster Goldenstein zu. Propst Markus Grasl, der für das Kloster verantwortlich ist, wirft den drei verbliebenen, hochbetagten Nonnen vor, ihre Gelübde gebrochen zu haben. Die Auseinandersetzung entzündete sich an der unerlaubten Rückkehr der Schwestern in ihr Kloster, nachdem sie zuvor in eine Seniorenresidenz verlegt worden waren.
Wichtige Punkte
- Propst Markus Grasl beschuldigt die drei Nonnen des Klosters Goldenstein des Gelübdebruchs.
- Die Schwestern im Alter von 81, 86 und 88 Jahren waren gegen ihren Willen in ihr Kloster zurückgekehrt.
- Die Ordensleitung argumentiert, ein Verbleib im Kloster sei aus gesundheitlichen und spirituellen Gründen nicht mehr vertretbar.
- Unterstützer der Nonnen berichten von einer deutlichen Verbesserung ihres Gesundheitszustands seit der Rückkehr.
- Bisher hat kein direktes Gespräch zwischen dem Prälaten und den Nonnen zur Lösung des Konflikts stattgefunden.
Hintergründe des Konflikts
Das Stift Reichersberg ist seit drei Jahren für die Verwaltung des Klosters Goldenstein zuständig. In einem Übergabevertrag wurde festgelegt, dass das Stift den verbleibenden Mitgliedern einen "klösterlichen Lebensabend" sichern soll. Die Ordensfrauen sollten so lange im Kloster bleiben dürfen, wie es "gesundheitlich sowie geistlich vertretbar" sei.
Ende 2023 wurden die drei Schwestern – Rita (88), Bernadette (86) und Regina (81) – nach Krankenhausaufenthalten von zwei der Frauen in eine von Ordensfrauen geführte Seniorenresidenz in der Nachbargemeinde Oberalm verlegt. Dieser Schritt ist der Kern des heutigen Disputs.
Unterschiedliche Darstellungen der Ereignisse
Die Darstellung der Verlegung ist umstritten. Propst Grasl betont, die Übersiedlung sei "in Absprache" mit den Schwestern erfolgt. Die Nonnen und ihre Unterstützerinnen, darunter viele ehemalige Schülerinnen, widersprechen dem und geben an, die Verlegung sei gegen den Willen der Frauen geschehen.
Vor wenigen Wochen kehrten die drei Schwestern ohne Genehmigung in das Kloster Goldenstein zurück. Dieser Schritt führte zu einer Eskalation der Situation und erregte weitreichende mediale Aufmerksamkeit, die bis über die österreichischen Grenzen hinausreicht.
Die rechtliche und spirituelle Situation
Das Stift Reichersberg hat die organisatorische Verantwortung für das Kloster übernommen. Propst Grasl ist als Ordensoberer weisungsbefugt. Die Gelübde, die Ordensleute ablegen, beinhalten Gehorsam gegenüber ihren Vorgesetzten. Ein Handeln gegen eine direkte Anweisung kann daher als Bruch dieser Gelübde interpretiert werden.
Vorwürfe und Gegenvorwürfe
Die Fronten zwischen der Ordensleitung und dem Umfeld der Nonnen sind verhärtet. Beide Seiten erheben schwere Vorwürfe und präsentieren die Fakten aus ihrer jeweiligen Perspektive.
Die Position der Ordensleitung
Propst Grasl veröffentlichte auf der Webseite des Stiftes Reichersberg eine klare Stellungnahme. Er erklärte: "Die Schwestern handeln gegen die von ihnen freiwillig abgelegten und immer wieder bekräftigten Gelübde." Mögliche Konsequenzen würden zu gegebener Zeit direkt mit den Schwestern besprochen, jedoch nicht über die Medien.
Als Gründe für die Notwendigkeit der Verlegung nannte er mehrere Faktoren:
- Das hohe Alter und die prekäre gesundheitliche Situation der Schwestern.
- Der bauliche Zustand des Klosters, der eine angemessene Pflege erschwere.
- Die Unfähigkeit der Schwestern, ein geregeltes spirituelles Gemeinschaftsleben aufrechtzuerhalten.
Grasl führte weiter aus, dass das Gemeinschaftsleben bereits 2023 "nicht mehr funktioniert" habe. Ein selbstständiges Leben im Kloster sei daher nicht mehr möglich und vertretbar gewesen.
Verletzung der Klausur
Ein weiterer Kritikpunkt des Prälaten ist die Anwesenheit von Außenstehenden im Kloster. Er bemängelt, dass Journalistinnen und Helferinnen in der Klausur, dem nur Ordensangehörigen vorbehaltenen Bereich, ein- und ausgehen. Das Betreten dieses Bereichs ist nur mit Genehmigung des Ordensoberen gestattet.
Die Sicht der Unterstützerinnen
Christina Wirtenberger, eine der Helferinnen, zeichnet ein anderes Bild der Situation. Sie berichtet, dass eine der Schwestern in der Seniorenresidenz in eine Depression verfallen sei und das Bett nicht mehr verlassen wollte. Seit ihrer Rückkehr nach Goldenstein habe sich ihr Zustand dramatisch verbessert.
"Seit sie wieder zu Hause in Goldenstein ist, lacht sie, nimmt wieder an Gewicht zu und isst regelmäßig. Man hört die Schwestern wieder lachen und scherzen", so Wirtenberger gegenüber der APA.
Ein zentraler Punkt der Kritik am Leben in der Seniorenresidenz war laut Wirtenberger das Fehlen der Gemeinschaft bei den Mahlzeiten. "Sie hatten die letzten eineinhalb Jahre nie mehr die Möglichkeit, gemeinsam zu essen."
Forderung nach Dialog und die Rolle der Öffentlichkeit
Der Fall hat eine breite öffentliche Debatte ausgelöst. Während die Ordensleitung auf die Einhaltung der Ordensregeln pocht, appellieren die Unterstützer an eine menschliche Lösung, die den Wünschen der betagten Frauen Rechnung trägt.
Kritik an der medialen Berichterstattung
Unterstützung erhält Propst Grasl von Christine Rod, der Generalsekretärin der Österreichischen Ordenskonferenz. Im Gespräch mit dem "Salzburger Rupertusblatt" äußerte sie ihr Befremden über die mediale Darstellung und sprach von verdrehten Tatsachen. "Wir leben im Zeitalter medialer Inszenierung und die lebt von Überspitzung, Konflikt und Einseitigkeit", sagte Rod. Sie bedauerte, dass sich Menschen "so einseitig hineinvermengen lassen".
Appell für ein persönliches Gespräch
Trotz der öffentlichen Auseinandersetzung hat es bisher keine direkte Kommunikation zwischen den Konfliktparteien gegeben. Christina Wirtenberger drückt ihr Bedauern darüber aus: "Wir finden es schade, dass der Herr Prälat Grasl sich mit den Schwestern nicht zusammensetzen will, um eine gemeinsame Lösung zu finden."
Die Unterstützerinnen hoffen weiterhin auf einen Dialog, der es den drei Nonnen ermöglicht, ihren Lebensabend in ihrer gewohnten Umgebung im Kloster Goldenstein zu verbringen. Die Ordensleitung hingegen sieht die Verantwortung für das geistliche und körperliche Wohl der Schwestern als vorrangig an, was aus ihrer Sicht einen Verbleib im Kloster ausschließt. Die Zukunft der letzten Goldensteiner Nonnen bleibt somit ungewiss.





