Eine aktuelle Untersuchung der Arbeiterkammer (AK) zeigt erhebliche Preisunterschiede bei Lebensmitteln und Drogerieartikeln zwischen Salzburg und dem benachbarten Bayern. Bei einigen Produkten, wie Karotten, zahlen Konsumenten in Salzburg mehr als das Doppelte. Diese Preiskluft belastet die Haushalte zusätzlich zur ohnehin hohen Inflation in Österreich.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine AK-Erhebung zeigt massive Preisunterschiede bei Lebensmitteln zwischen Salzburg und Bayern.
- Karotten waren in Salzburg um 117 Prozent teurer als im benachbarten deutschen Bundesland.
- Auch bei Drogerieartikeln wie Flüssigseife gibt es Preisaufschläge von über 77 Prozent.
- Als Hauptgrund wird der sogenannte „Österreich-Aufschlag“ durch territoriale Lieferbeschränkungen vermutet.
- Die Arbeiterkammer fordert politische Maßnahmen wie eine temporäre Mehrwertsteuersenkung und mehr Preistransparenz.
Deutliche Preisunterschiede beim täglichen Einkauf
Die Arbeiterkammer hat Ende August die Preise für identische oder vergleichbare Produkte in Supermärkten und Drogerien in Salzburg und Bayern verglichen. Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen, was viele Konsumenten bereits vermutet hatten: Der Einkauf in Österreich ist oft deutlich teurer.
Besonders bei Grundnahrungsmitteln sind die Unterschiede gravierend. Die Analyse, die sich auf den Grundpreis pro Kilogramm oder Liter stützt, deckt teils schwer nachvollziehbare Abweichungen auf. Diese Preisdifferenzen betreffen eine breite Palette von Produkten, die täglich in den Einkaufswagen landen.
Gemüse, Brot und Fleisch besonders betroffen
Den größten Preisunterschied stellten die Tester bei Karotten fest. Während ein Kilogramm in Bayern nur 0,71 Euro kostete, mussten Salzburger Konsumenten 1,54 Euro bezahlen. Das entspricht einem Aufschlag von 117 Prozent.
Ähnlich hohe Differenzen wurden bei anderen Produkten festgestellt:
- Roggenmischbrot: In Salzburg rund 65 Prozent teurer.
- Toastschinken: Ebenfalls ein Preisunterschied von etwa 65 Prozent.
- Sonnenblumenöl: Kostete in Salzburg knapp 29 Prozent mehr.
- Cola: Ein Preisaufschlag von fast 27 Prozent wurde hier verzeichnet.
Bei manchen Produkten wie gelben Zwiebeln (0,22 Prozent) oder verpacktem Gouda-Käse (1,57 Prozent) waren die Preisunterschiede hingegen nur minimal.
Inflation in Österreich über dem EU-Schnitt
Laut Statistik Austria lag die Inflationsrate in Österreich im August bei 4,1 Prozent. Damit war sie mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Eurozone. Die Hauptpreistreiber waren neben Gastronomie und Strom vor allem Nahrungsmittel. Ohne diese Bereiche hätte die Inflation nur 2,2 Prozent betragen.
Nicht alle Produkte sind in Salzburg teurer
Die Untersuchung der Arbeiterkammer zeigte jedoch auch, dass nicht alle Produkte in Österreich mehr kosten. Bei einigen Artikeln konnten Verbraucher in Salzburg sogar Geld sparen im Vergleich zu einem Einkauf in Bayern. Dies deutet darauf hin, dass die Preisgestaltung komplex ist und von verschiedenen Faktoren abhängt.
Kaffee und Reis in Salzburg günstiger
Überraschenderweise waren einige importierte Waren in Salzburg preiswerter. Wer gemahlenen Bohnenkaffee kaufte, zahlte in Salzburg 8,27 Euro, während in Bayern 11,01 Euro fällig wurden. Das ist eine Ersparnis von fast 25 Prozent.
Weitere Beispiele für günstigere Produkte in Salzburg sind:
- Tafeläpfel: 1,63 Euro in Salzburg gegenüber 1,77 Euro in Bayern.
- Langkornreis: 1,14 Euro in Salzburg im Vergleich zu 1,37 Euro in Bayern.
Diese Ausnahmen ändern jedoch nichts am Gesamtbild, dass der Wocheneinkauf in Salzburg tendenziell eine höhere finanzielle Belastung darstellt.
Auch Drogerieartikel weisen hohe Preisdifferenzen auf
Neben Lebensmitteln nahm die Arbeiterkammer auch Marken-Kosmetikartikel unter die Lupe. Auch hier zeigten sich erhebliche Preisaufschläge auf der österreichischen Seite der Grenze. Dies betrifft Produkte der täglichen Körperpflege, die für viele Haushalte unverzichtbar sind.
Was ist der „Österreich-Aufschlag“?
Die Arbeiterkammer sieht einen Hauptgrund für die hohen Preise in den sogenannten territorialen Lieferbeschränkungen. Internationale Konzerne dürfen ihre Produkte in verschiedenen EU-Ländern zu unterschiedlichen Preisen anbieten. Österreichische Händler sind oft gezwungen, die Ware über einen teureren österreichischen Generalimporteur zu beziehen, anstatt sie günstiger im EU-Ausland einzukaufen. Dieser Mechanismus wird umgangssprachlich als „Österreich-Aufschlag“ bezeichnet.
Flüssigseife und After Shave als Preistreiber
Der größte Unterschied bei Drogerieprodukten wurde bei Flüssigseife festgestellt. Eine 300-Milliliter-Flasche kostete in Salzburg 2,16 Euro, in Bayern hingegen nur 1,22 Euro. Das ist ein Preisunterschied von über 77 Prozent.
Auch bei anderen Kosmetikartikeln war der Einkauf in Salzburg teurer:
- After Shave: Kostete pro 100 Milliliter in Salzburg 6,54 Euro, in Bayern 4,16 Euro (ein Plus von 57 Prozent).
- Kinder-Sonnenspray: War in Salzburg rund 43 Prozent teurer.
Einzig bei Spülmittel hatten Konsumenten in Salzburg einen Preisvorteil. Es war hier um etwa acht Prozent günstiger als in Bayern.
Forderungen nach politischen Maßnahmen werden lauter
Angesichts der anhaltend hohen Preise und der deutlichen Unterschiede zum Nachbarland fordert die Arbeiterkammer konkrete politische Schritte. Die Konsumentenschützer argumentieren, dass die Belastung für die Haushalte zu hoch sei und Maßnahmen zur Entlastung dringend erforderlich seien.
„Ein Hauptgrund für die speziell in Österreich so hohen Kosten beim täglichen Einkauf liegt nach Meinung unserer Konsumentenberatung bei den – EU-rechtlich gedeckten – territorialen Lieferbeschränkungen, hierzulande auch Österreich-Aufschlag genannt“, so eine Stellungnahme der Arbeiterkammer.
In den vergangenen vier Jahren sind die Lebensmittelpreise in Österreich laut AK um fast 34 Prozent gestiegen, während die allgemeine Teuerung bei 27,7 Prozent lag.
Konkrete Vorschläge zur Entlastung
Die Arbeiterkammer schlägt mehrere Sofortmaßnahmen vor, um die Preise zu senken und die Transparenz zu erhöhen:
- Temporäre Senkung der Mehrwertsteuer: Eine vorübergehende Aussetzung oder Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel könnte die Verbraucher direkt entlasten.
- Verbot von Lieferbeschränkungen: Auf europäischer Ebene setzt sich die AK für ein Verbot der territorialen Lieferbeschränkungen ein, um den „Österreich-Aufschlag“ zu bekämpfen.
- Preistransparenz-Datenbank: Eine öffentlich zugängliche Datenbank soll es Konsumenten ermöglichen, Preise einfacher zu vergleichen.
Die Politik hat das Thema erkannt. Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) betonte, sich intensiv der Bekämpfung des Österreich-Aufschlags widmen zu wollen. Auch Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ) brachte eine Diskussion über staatliche Eingriffe bei Lebensmittelpreisen ins Spiel. Die Ergebnisse dieser politischen Debatten bleiben abzuwarten.





