In Salzburg wird mehr als jeder dritte Einkauf durch Rabattaktionen beeinflusst. Diese verbreitete Praxis in Supermärkten steht nun im Fokus der Bundesregierung, die einen Zusammenhang zwischen den häufigen Angeboten und den hohen Lebensmittelpreisen vermutet. Aktuelle Kontrollen in 79 Filialen der größten Handelsketten sollen für mehr Transparenz sorgen, während die Meinungen der Konsumenten geteilt bleiben.
Das Wichtigste in Kürze
- Kritik der Regierung: Die Bundesregierung sieht in der Flut an Rabattaktionen einen möglichen Grund für überhöhte Grundpreise bei Lebensmitteln.
- Kaufverhalten: Über 33 % der Einkäufe in Salzburg werden aufgrund von Sonderangeboten getätigt.
- Behördliche Kontrollen: Im September wurden 79 Supermärkte in Salzburg überprüft, was zu einer Anzeige führte.
- Geteilte Kundenmeinungen: Während einige Kunden die Transparenz der Preise anzweifeln, sehen andere darin eine normale Geschäftspraxis.
Regierung vermutet Intransparenz bei Preisgestaltung
Die österreichische Bundesregierung hat die Preispolitik der großen Supermarktketten ins Visier genommen. Der Vorwurf lautet, dass die ständigen Rabattaktionen die Konsumenten „in die Irre führen“ könnten. Die Sorge besteht darin, dass die ursprünglichen Listenpreise künstlich hoch angesetzt werden, um die Rabatte attraktiver erscheinen zu lassen.
Diese Strategie könnte letztendlich dazu führen, dass Kunden trotz der Angebote nicht wirklich sparen und das allgemeine Preisniveau für Lebensmittel hoch bleibt. Es fehle die notwendige Transparenz, um die tatsächliche Ersparnis bewerten zu können.
Fokus auf die vier größten Handelsketten
Die behördlichen Schwerpunktkontrollen konzentrieren sich auf die vier marktführenden Lebensmittelhändler in Österreich: Spar, Rewe (Billa, Penny), Hofer und Lidl. Diese Unternehmen dominieren den heimischen Markt und stehen daher besonders unter Beobachtung.
Behörden führen Schwerpunktkontrollen durch
Als Reaktion auf die Bedenken wurden im September verstärkte Kontrollen in Salzburger Supermärkten durchgeführt. Insgesamt 79 Filialen wurden von der zuständigen Landesstelle überprüft. Der Fokus lag dabei auf der korrekten Preisauszeichnung und der Angabe des Grundpreises, um die Vergleichbarkeit für Kunden zu gewährleisten.
Die Überprüfungen führten zu einer offiziellen Anzeige. Laut den Behörden wurden geringfügige Übertretungen nicht geahndet, was darauf hindeutet, dass es sich bei dem angezeigten Fall um ein schwerwiegenderes Versäumnis handelte.
Handelsketten weisen Vorwürfe zurück
Die betroffenen Handelsketten weisen den Vorwurf der systematischen Intransparenz entschieden zurück. Sie betonen, dass man sich an die gesetzlichen Vorgaben für eine klare Preisauszeichnung halte. Fehler bei der Etikettierung könnten zwar vorkommen, seien aber auf menschliches Versagen zurückzuführen und nicht auf eine bewusste Strategie.
Ein Sprecher der Rewe-Gruppe erklärte, dass Fehler bei Preisetiketten vorkommen können, diese jedoch auf menschliche Irrtümer zurückzuführen seien. Der Konzern bemühe sich, an seinen tausenden Standorten eine korrekte und transparente Preisauszeichnung sicherzustellen.
Die Unternehmen argumentieren, dass Rabattaktionen ein wichtiger Teil des Wettbewerbs seien und den Kunden zugutekämen. Sie sehen sich als Opfer eines pauschalen Vorwurfs, der die Komplexität der Preisgestaltung im Einzelhandel ignoriere.
Salzburger Kunden sind geteilter Meinung
Bei einem Lokalaugenschein in Salzburg zeigt sich ein gemischtes Bild. Einigkeit herrscht darüber, dass die Lebenshaltungskosten stark gestiegen sind. Die Bewertung der Rabattaktionen fällt jedoch unterschiedlich aus.
Zweifel an der Echtheit der Rabatte
Viele Konsumenten äußern sich skeptisch. „Die Grundpreise sind hoch und die Rabatte sind jetzt auch nicht so stark“, bemerkt ein Kunde aus dem Flachgau. Diese Wahrnehmung wird von anderen geteilt, die eine mangelnde Nachvollziehbarkeit der Preisentwicklung kritisieren.
Eine junge Mutter aus Salzburg äußert einen konkreten Verdacht:
„Ich habe das Gefühl, dass es oft derselbe Preis ist, nur dass das Preisschild dann halt rot markiert ist. Das zieht die Kunden wahrscheinlich an. Das ist wohl ein Schema der Supermärkte, damit mehr Leute dort einkaufen gehen.“
Ein weiterer Kritikpunkt ist die gefühlte Intransparenz. „Man weiß nicht so wirklich, was es vorher gekostet hat und wie hoch der Rabatt jetzt wirklich ist. Also so transparent ist das alles nicht“, meint ein anderer Salzburger.
Schrumpfende Verpackungen als zusätzliche Herausforderung
Neben der Preisgestaltung sorgt auch das Phänomen der „Shrinkflation“ für Verunsicherung. „Gemogelt wird doch überall. Bei den Verpackungen, da ist dann weniger drinnen und das ist so ein Hin und Her“, sagt ein Kunde und verweist auf eine weitere Methode, Preiserhöhungen zu verschleiern.
Verständnis für die Geschäftspraxis
Andere Kunden zeigen mehr Verständnis für die Vorgehensweise des Handels. Ein gelernter Kaufmann erklärt die Preisgestaltung als normalen wirtschaftlichen Prozess. „Als Kunde und auch als gelernter Kaufmann finde ich das nicht [irreführend]. Denn es ist ohnehin alles transparent. Hier ist der Listenpreis und hier ist der Rabatt“, sagt er im Interview.
Er fügt hinzu, dass Kaufleute die Rabatte bereits im Vorhinein auf den Listenpreis einkalkulieren. „Das ist ein ganz normaler Prozess“, so seine Einschätzung.
Politik prüft weitere Maßnahmen
Angesichts des anhaltenden Drucks durch die hohe Teuerung werden weitere politische Schritte diskutiert. Im Finanzministerium wird derzeit geprüft, ob eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel eine umsetzbare Option wäre. Diese Maßnahme könnte die finanzielle Belastung für die Haushalte kurzfristig lindern.
Die Debatte um faire Lebensmittelpreise und transparente Rabattaktionen wird somit sowohl auf behördlicher als auch auf politischer Ebene weitergeführt. Die Ergebnisse der Kontrollen und die Diskussion über steuerliche Entlastungen werden die kommenden Monate prägen.





