Die oberösterreichische Supermarktkette Unimarkt hat eine weitreichende strategische Entscheidung bekannt gegeben. Das Unternehmen plant den Verkauf sämtlicher rund 90 Filialen in Österreich, darunter auch fünf Standorte im Bundesland Salzburg. Von dieser Maßnahme sind insgesamt 620 Mitarbeiter betroffen, die bereits beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice (AMS) angemeldet wurden.
Die Geschäftsführung begründet den Schritt mit dem zunehmend schwierigen Marktumfeld im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel. Der Verkaufsprozess wurde bereits eingeleitet und soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Für Kunden und Mitarbeiter soll der Betrieb vorerst wie gewohnt weiterlaufen.
Das Wichtigste in Kürze
- Kompletter Rückzug: Unimarkt verkauft alle rund 90 Filialen in Österreich.
- Mitarbeiter betroffen: 620 Beschäftigte wurden beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet.
- Fünf Standorte in Salzburg: Die Filialen in Adnet, Kuchl, Lamprechtshausen, Seekirchen und Wals-Siezenheim sind Teil des Verkaufs.
- Zeitplan: Entscheidungen über die Käufer der Standorte sollen bis Jahresende fallen.
- Hintergrund: Das Unternehmen nennt das herausfordernde Marktumfeld als Hauptgrund für die Entscheidung.
Ein strategischer Wandel nach 50 Jahren
Die Entscheidung zum Verkauf aller Filialen markiert einen tiefen Einschnitt in der Geschichte von Unimarkt. Das Unternehmen, das 1975 gegründet wurde und erst kürzlich sein 50-jähriges Bestehen feierte, zieht sich damit vollständig aus dem Einzelhandelsgeschäft zurück. Geschäftsführer Andreas Hämmerle bezeichnete den Schritt als eine „strategische Entscheidung“ in Reaktion auf die veränderten Marktbedingungen.
Der österreichische Lebensmittelhandel ist stark umkämpft. Mit einem Marktanteil von rund zwei Prozent im Supermarktsegment sah sich Unimarkt einem intensiven Wettbewerb gegenüber. Die Kaufzurückhaltung der Konsumenten in den letzten Jahren hat die Situation zusätzlich erschwert.
Die UNI Gruppe: Mehr als nur Supermärkte
Die Unimarkt Handelsgesellschaft ist Teil der größeren UNI Gruppe, die auch die Bereiche Großhandel (UNIGroßhandel) und Logistik (UNILogistik) umfasst. Diese beiden Sparten sind vom Verkauf der Filialen nicht betroffen und werden ihren Betrieb fortführen. Die gesamte Gruppe beschäftigt derzeit rund 850 Mitarbeiter. Seit einem Management-Buy-out im Jahr 2021 ist der ehemalige Geschäftsführer Andreas Haider Alleineigentümer der Gruppe.
Auswirkungen auf Mitarbeiter und Salzburger Standorte
Die Ankündigung hat erhebliche Konsequenzen für die Belegschaft. Insgesamt 620 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 120 in der Zentrale in Traun und 500 in den Filialen, wurden vorsorglich beim AMS angemeldet. Dies ist eine gesetzlich vorgeschriebene Maßnahme bei größeren Personalveränderungen.
Die Geschäftsführung betonte, dass die Personalvertretung in den gesamten Prozess eingebunden ist. Die Mitarbeiter wurden in einer internen Versammlung über die Pläne informiert. Ziel sei es, so viele Arbeitsplätze wie möglich durch den Verkauf der Standorte an neue Betreiber zu sichern.
Fünf Filialen im Bundesland Salzburg betroffen
Auch für Salzburg hat der Rückzug von Unimarkt spürbare Folgen. Fünf Filialen im Bundesland stehen zum Verkauf. Dabei handelt es sich um Standorte in verschiedenen Bezirken:
- Adnet (Tennengau)
- Kuchl (Tennengau)
- Lamprechtshausen (Flachgau)
- Seekirchen (Flachgau)
- Wals-Siezenheim (Flachgau)
Für die Gemeinden und die lokale Nahversorgung sind diese Supermärkte oft wichtige Anlaufstellen. Die Zukunft dieser Standorte hängt nun von den Verhandlungen mit potenziellen Käufern ab.
Der Verkaufsprozess: Ein geordneter Rückzug
Geschäftsführer Andreas Hämmerle hob hervor, dass es sich um einen „geordneten Verkaufsprozess“ handle. Man habe die relevanten Marktteilnehmer aktiv eingeladen, Angebote für die Standorte abzugeben. Der Prozess wird bewusst transparent und frühzeitig gestaltet, um Unsicherheiten zu minimieren.
„Wir machen weiter, aber wir treffen jetzt eine Entscheidung für die Zukunft. Wir gehen davon aus, den allergrößten Teil der Standorte weiterzugeben.“
Hämmerle zeigte sich optimistisch, dass für die meisten Filialen neue Betreiber gefunden werden. Ein Verkauf des gesamten Netzes an einen einzigen Käufer („in Pausch und Bogen“) sei ebenso unwahrscheinlich wie reines „Cherry Picking“, bei dem nur die profitabelsten Standorte übernommen werden. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) wird den Prozess aufgrund möglicher marktkonzentrierender Effekte begleiten.
Hohes Interesse an Standorten erwartet
Die Geschäftsführung rechnet mit großem Interesse von Mitbewerbern. „Die aktuelle Raumordnung sorgt dafür, dass es nicht einfach ist, neue Standorte zu eröffnen“, erklärte Hämmerle. Bestehende und genehmigte Supermarkt-Flächen sind daher auf dem Markt sehr begehrt.
Herausforderungen in der jüngsten Vergangenheit
Der nun angekündigte Rückzug aus dem Einzelhandel folgt auf mehrere Jahre, die von Umstrukturierungen und strategischen Anpassungen geprägt waren. Bereits in den vergangenen Jahren war die Zahl der Unimarkt-Filialen gesunken.
Das Unternehmen hatte auch versucht, mit neuen Geschäftsmodellen zu expandieren. Die 2021 eingeführten 24-Stunden-Selbstbedienungsläden, die sogenannten „UNIBoxen“, mussten nach einem Urteil des Verfassungsgerichtshofs bezüglich der Sonntagsöffnungszeiten wieder eingestellt werden. Auch die Onlineshops des Unternehmens erwiesen sich als nicht rentabel und wurden geschlossen.
Im Geschäftsjahr 2024/25, das am 29. Februar endete, erzielte die Unimarkt Handelsgesellschaft einen Umsatz von rund 287 Millionen Euro. Trotz dieser Bemühungen reichte die Marktposition offenbar nicht aus, um langfristig im hart umkämpften österreichischen Markt zu bestehen.
Was bedeutet das für die Kunden?
Für die Kundinnen und Kunden von Unimarkt ändert sich vorerst nichts. Die Geschäftsführung versicherte, dass alle Filialen geöffnet bleiben und die Warenversorgung sichergestellt ist.
„Alle derzeit betriebenen Unimarktfilialen bleiben geöffnet, die Regale sind voll. Wir freuen uns auf unsere Kunden“, betonte Hämmerle. Auch die Gehälter der Mitarbeiter würden pünktlich ausgezahlt. Man hoffe auf die Loyalität der Belegschaft während der Übergangsphase. Die Entscheidung über die Zukunft der einzelnen Standorte und unter welcher Marke sie weitergeführt werden, wird bis Ende des Jahres erwartet.





