Die Virgilambulanz der Caritas Salzburg hat in ihrem ersten Betriebsjahr eine wichtige Lücke in der medizinischen Versorgung geschlossen. Seit August 2024 bietet die Einrichtung Menschen ohne Versicherung, Wohnung oder festen Wohnsitz notwendige ärztliche Behandlungen. Die Bilanz nach einem Jahr zeigt einen klaren Bedarf und die erfolgreiche Etablierung eines niederschwelligen Gesundheitsangebots.
Wichtige Erkenntnisse nach einem Jahr
- Seit der Eröffnung im August 2024 wurden in der Virgilambulanz knapp 400 Behandlungen durchgeführt.
- Das Angebot richtet sich gezielt an Menschen ohne Krankenversicherung oder festen Wohnsitz.
- Eine enge Kooperation mit dem mobilen Virgilbus ist entscheidend, um Patienten zu erreichen.
- Ein neues Format, die "Late Night Ambulanz", erweitert die Erreichbarkeit in den Abendstunden.
- Sozialarbeit wird als zentraler Baustein für den Behandlungserfolg angesehen.
Ein Jahr Basisversorgung für die Schwächsten
Seit rund einem Jahr ist die Virgilambulanz der Caritas Salzburg eine feste Anlaufstelle für Menschen, die durch das reguläre Gesundheitssystem nur schwer oder gar nicht erreicht werden. Das Projekt wurde ins Leben gerufen, um eine medizinische Grundversorgung für Personen ohne Krankenversicherung und für wohnungs- oder obdachlose Menschen sicherzustellen.
Das Hauptziel der Einrichtung ist es, Krankheiten vorzubeugen, bestehende Leiden zu behandeln und den Betroffenen einen einfachen Zugang zu medizinischer Hilfe zu ermöglichen. Neben der reinen Behandlung stehen auch Beratung und weiterführende Unterstützung im Fokus der täglichen Arbeit.
"Unser Ziel war und ist es, allen Menschen medizinische Basisversorgung zu ermöglichen", betont Andrea Schmid, die Direktorin der Caritas Salzburg. Dieses Zitat unterstreicht die grundlegende Mission, die hinter dem Projekt steht.
Die Rolle des Virgilbusses als Erstkontakt
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Ambulanz ist die enge Zusammenarbeit mit dem Virgilbus. Dieser mobile medizinische Dienst ist bereits seit 2014 auf den Straßen Salzburgs unterwegs und dient als erste, sehr niedrigschwellige Kontaktmöglichkeit.
Das Team des Virgilbusses sucht Menschen direkt in ihrem Lebensumfeld auf. Diese aufsuchende Arbeit ist oft der erste Schritt, um Vertrauen aufzubauen und die Betroffenen von der Notwendigkeit einer weiterführenden Behandlung in der Ambulanz zu überzeugen. Felix Wanger, der Leiter der Virgilambulanz, erklärt die Dynamik.
"Unsere Erfahrung zeigt, dass der Virgilbus eine zentrale erste Anlaufstelle für medizinische Versorgung darstellt und eine tragende Säule unseres Angebots ist", so Wanger. Er fügt hinzu: "Die Straße bietet den niederschwelligen Kontakt, über den kurzfristige Hilfe möglich ist."
Behandlungszahlen im Überblick
- Virgilambulanz (seit Aug. 2024): Knapp 400 Behandlungen
- Virgilbus (Jahr 2024): Mehr als 800 Behandlungen
- Virgilbus (seit Start 2014): Über 9.000 Behandlungen insgesamt
Anpassung der Angebote an die Realität
Im Laufe des ersten Jahres hat das Team der Virgilambulanz wichtige Lektionen gelernt. Eine der zentralen Erkenntnisse war, dass ein stationäres Angebot allein nicht ausreicht, um die Zielgruppe effektiv zu erreichen. Proaktives Handeln ist notwendig.
"Wir haben erkannt, dass wir als Team auch proaktiv auf Menschen in ihrer Lebensrealität zugehen müssen, um sie in Behandlung zu bringen", berichtet Felix Wanger. Diese Einsicht führte zur Entwicklung neuer Formate, die die Zugangsschwellen weiter senken sollen.
Die "Late Night Ambulanz" als neues Format
Ein konkretes Ergebnis dieser Überlegungen ist die Einführung der "Late Night Ambulanz". In Kooperation mit dem Haus Franziskus, einer Notschlafstelle der Caritas, öffnet die Ambulanz alle zwei Wochen an einem Montag ihre Türen bis 21:00 Uhr.
Dieses späte Angebot ermöglicht es Menschen, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, die tagsüber andere Verpflichtungen haben oder erst abends die Notschlafstellen aufsuchen. Es ist ein direktes Resultat aus der Beobachtung der Lebensumstände der Klientel und ein Beispiel für die Flexibilität des Projekts.
Was ist die Virgilambulanz?
Die Virgilambulanz ist eine Einrichtung der Caritas Salzburg, die eine kostenlose medizinische Grundversorgung für Menschen ohne Krankenversicherung oder festen Wohnsitz anbietet. Sie wird von einem multiprofessionellen Team aus Ärzten, Pflegepersonal und Sozialarbeitern betrieben und durch Spenden sowie die Unterstützung von Partnern wie der Fuchs Stiftung und dem Lions Club finanziert.
Die Bedeutung von Beziehungsarbeit und Sozialarbeit
Die Arbeit in der Virgilambulanz und im Virgilbus ist mehr als nur die Vergabe von Medikamenten oder das Versorgen von Wunden. Das Team hat festgestellt, dass der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung oft die Voraussetzung für eine erfolgreiche medizinische Behandlung ist.
"Wir haben gelernt, dass in diesem Setting die Beziehungsarbeit einen zentralen Stellenwert einnimmt, um die Zielgruppe in die Behandlung zu bringen", erklärt Wanger. Aus diesem Grund wird der Bereich der Sozialarbeit nun gezielt gestärkt. Sozialarbeiter helfen den Klienten nicht nur bei gesundheitlichen Fragen, sondern auch bei administrativen Hürden oder der Suche nach weiteren Hilfsangeboten.
Das Team der Ambulanz, zu dem neben der Leitung Felix Wanger und Franziska Angerer auch der ärztliche Leiter Dr. Winfried Köhler gehört, arbeitet multiprofessionell und auf Augenhöhe zusammen, um eine ganzheitliche Betreuung zu gewährleisten.
Ein Netzwerk der Unterstützung
Der Erfolg der Virgilambulanz wäre ohne ein breites Netzwerk an Unterstützern nicht möglich. Bei der Feier zum einjährigen Bestehen waren zahlreiche Partner anwesend, die das Projekt tragen. Dazu gehören Vertreter der Stadt Salzburg wie Stadträtin Andrea Brandner, aber auch Organisationen wie die Apothekerkammer, die Ärztekammer, der Lions Club und die Fuchs Stiftung.
Diese breite Unterstützung aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen zeigt die Relevanz und Akzeptanz des Angebots. Sie sichert nicht nur die finanzielle Basis, sondern auch die fachliche und strukturelle Einbindung in das soziale Netz der Stadt Salzburg. Die Kombination aus stationärer Ambulanz und mobilem Bus hat sich als effektives Modell erwiesen, um eine umfassende Gesundheitsversorgung für eine besonders verletzliche Bevölkerungsgruppe sicherzustellen.





