Ein umfangreicher Prozess wegen Menschenhandels am Landesgericht Salzburg steht vor einem deutlich früheren Abschluss als ursprünglich vorgesehen. Fünf Angeklagte, die 43 Frauen aus Kolumbien nach Österreich gelockt und zur Prostitution gezwungen haben sollen, erwarten bereits am Mittwoch ihre Urteile. Teilgeständnisse der Beschuldigten haben das Verfahren erheblich verkürzt.
Ursprünglich waren für den Schöffenprozess 21 Verhandlungstage angesetzt. Doch durch die Aussagen der Angeklagten konnte das Beweisverfahren bereits am vierten Tag abgeschlossen werden. Der Fall beleuchtet ein kriminelles Netzwerk, das die Notlage von Frauen aus Südamerika systematisch ausnutzte.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Prozess gegen fünf mutmaßliche Mitglieder einer Menschenhändlerbande in Salzburg wird nach nur wenigen Tagen abgeschlossen.
- Den Angeklagten wird vorgeworfen, 43 Frauen aus Kolumbien mit falschen Versprechungen nach Österreich gelockt und ausgebeutet zu haben.
- Teilgeständnisse führten dazu, dass die Urteile bereits am 22. Oktober erwartet werden, statt nach den geplanten 21 Verhandlungstagen.
- Die Opfer mussten ihre Einnahmen aus illegaler Prostitution fast vollständig an die Täter abgeben.
Überraschend schnelles Ende eines komplexen Verfahrens
Am 13. Oktober begann am Landesgericht Salzburg der Prozess gegen eine Gruppe, die des schweren Menschenhandels und der kriminellen Vereinigung beschuldigt wird. Der Fall galt als so komplex, dass die Justiz ursprünglich 21 Tage für die Verhandlung eingeplant hatte. Diese Einschätzung erwies sich jedoch als hinfällig.
Bereits am vierten Verhandlungstag, dem vergangenen Donnerstag, erklärte der vorsitzende Richter das Beweisverfahren für geschlossen. Der Grund für diese Beschleunigung waren die Teilgeständnisse der fünf Angeklagten – drei Frauen und zwei Männer –, die vor Gericht standen. Ihre Einlassungen machten eine langwierige Beweisaufnahme überflüssig. Die Urteile werden nun für Mittwoch, den 22. Oktober, erwartet.
Die Angeklagten und ihre Rollen
Bei den in Salzburg angeklagten Personen handelt es sich um eine 31-jährige Rumänin, zwei Österreicherinnen im Alter von 32 und 39 Jahren sowie zwei 38-jährige Salzburger mit türkischen Wurzeln. Die drei Frauen befinden sich seit ihrer Festnahme in Untersuchungshaft.
Ihnen wird vorgeworfen, zentrale Rollen innerhalb des Netzwerks eingenommen zu haben. Laut Anklage waren sie für folgende Aufgaben zuständig:
- Anwerbung der Opfer: Sie sollen gezielt Frauen in Kolumbien kontaktiert haben.
- Organisation der Einreise: Die Organisation und Finanzierung der Flüge nach Österreich gehörte zu ihren Aufgaben.
- Vermittlung an Freier: Nach der Ankunft wurden die Frauen an Kunden in Salzburg, Tirol und Vorarlberg vermittelt.
Die beiden männlichen Angeklagten sollen ebenfalls in die Organisation eingebunden gewesen sein, wobei die genauen Rollen im Prozess beleuchtet wurden.
Die Methode der Täter: Falsche Versprechen und Ausbeutung
Das Vorgehen der Bande folgte einem perfiden Muster, das auf der Ausnutzung von Armut und Hoffnung basierte. Den 43 Frauen aus Kolumbien wurde ein besseres Leben in Europa in Aussicht gestellt. Man versprach ihnen, sie könnten in Österreich als legal arbeitende Prostituierte in kurzer Zeit viel Geld verdienen und so ihre Familien zu Hause unterstützen.
Hintergrund: Menschenhandel in Österreich
Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung ist ein globales Verbrechen, von dem auch Österreich betroffen ist. Täter nutzen oft die wirtschaftliche Notlage von Frauen aus Nicht-EU-Ländern aus. Sie locken sie mit falschen Versprechungen von gut bezahlten Jobs, um sie dann in die illegale Prostitution zu zwingen und finanziell auszubeuten. Die Opfer sind oft sozial isoliert und sprachlich benachteiligt, was eine Flucht erschwert.
Die Realität sah jedoch völlig anders aus. Nach ihrer Ankunft in Österreich wurden die Frauen darüber informiert, dass ihre Tätigkeit illegal war. Sie befanden sich in einem fremden Land, ohne soziale Kontakte und oft ohne ausreichende Sprachkenntnisse. Diese Isolation machte sie vollständig von den Tätern abhängig.
„Den Frauen wurde vorgegaukelt, sie könnten hier legal und selbstbestimmt arbeiten. Tatsächlich wurden sie in ein System der totalen Kontrolle und Ausbeutung gezwungen“, erklärte ein Beobachter des Verfahrens.
Die Einnahmen, die sie für sexuelle Dienstleistungen erhielten, mussten sie laut Anklage entweder vollständig oder zum größten Teil an die Organisation abführen. Die Opfer blieben somit mittellos und in ihrer Abhängigkeit gefangen.
Die juristische Aufarbeitung und die Folgen
Der Prozess am Landesgericht Salzburg ist ein wichtiges Signal im Kampf gegen den organisierten Menschenhandel. Die Ermittlungen, die zu der Anklage führten, waren aufwendig und erforderten die Zusammenarbeit mehrerer Behörden. Die Geständnisse der Angeklagten sind nun ein entscheidender Schritt zur juristischen Aufarbeitung.
Zahlen und Fakten zum Fall
- Opfer: 43 Frauen aus Kolumbien
- Angeklagte in Salzburg: 5 Personen (3 Frauen, 2 Männer)
- Ursprüngliche Prozessdauer: 21 Tage
- Tatsächliche Dauer bis zur Urteilsverkündung: Weniger als 10 Tage
- Tatorte der Vermittlung: Salzburg, Tirol, Vorarlberg
Für die Opfer bedeutet der Prozessabschluss einen wichtigen, wenn auch schmerzhaften Schritt. Viele von ihnen sind traumatisiert und benötigen psychologische Betreuung und Unterstützung, um sich ein neues Leben aufzubauen. Opferschutzeinrichtungen spielen hierbei eine zentrale Rolle.
Die erwarteten Urteile am Mittwoch werden zeigen, wie die Justiz die Schwere der Taten bewertet. Bei einer Verurteilung wegen schweren Menschenhandels drohen den Angeklagten langjährige Haftstrafen. Der Fall verdeutlicht die Brutalität, mit der solche Netzwerke agieren und wie verletzlich Menschen auf der Suche nach einer besseren Zukunft sein können.





