Herbert Kickl wurde beim Bundesparteitag der FPÖ in Salzburg mit einem überwältigenden Ergebnis von 96,9 Prozent als Bundesparteiobmann wiedergewählt. In einer kämpferischen Rede skizzierte er seine Vision einer „Dritten Republik“ und positionierte die Partei als einzige Alternative zum bestehenden politischen System. Die Veranstaltung festigte seine unangefochtene Führungsposition und setzte den Ton für die kommenden politischen Auseinandersetzungen.
Die wichtigsten Punkte
- Herbert Kickl wurde mit 96,9 Prozent der Delegiertenstimmen als FPÖ-Bundesparteiobmann wiedergewählt.
- In seiner Rede in Salzburg sprach er von der Notwendigkeit einer „Dritten Republik“ und einer fundamentalen Systemänderung.
- Kickl positionierte die FPÖ als „Schutzmacht für die Normalen“ und griff politische Gegner scharf an.
- Trotz starker Umfragewerte befindet sich die FPÖ auf Bundesebene in der Opposition.
Ein Parteitag im Zeichen der Geschlossenheit
Der 37. ordentliche Bundesparteitag der Freiheitlichen Partei Österreichs im Messezentrum Salzburg stand ganz im Zeichen von Herbert Kickl. Die Partei demonstrierte nach außen hin große Einigkeit und stellte sich geschlossen hinter ihren Vorsitzenden. Das Ergebnis der Wahl zum Bundesparteiobmann war keine Überraschung, die Höhe der Zustimmung von 96,9 Prozent jedoch ein klares Signal der innerparteilichen Unterstützung.
Dieses Ergebnis festigt Kickls Machtbasis innerhalb der FPÖ weiter. Es zeigt, dass sein konfrontativer Kurs von der Parteibasis nicht nur akzeptiert, sondern aktiv unterstützt wird. Für politische Beobachter ist dies ein Beleg dafür, dass die Partei ihren Weg als fundamentale Opposition konsequent fortsetzt.
Hintergrund: Die FPÖ unter Kickl
Seit Herbert Kickl die Parteiführung übernommen hat, hat die FPÖ einen deutlich konfrontativeren und systemkritischeren Kurs eingeschlagen. Die Partei profitiert von einer weitverbreiteten Unzufriedenheit mit der amtierenden Bundesregierung und führt seit Monaten konstant die nationalen Umfragen an. Kritiker werfen Kickl vor, die politische Polarisierung zu verschärfen und bewusst mit radikalen Positionen zu provozieren.
Die Vision der „Dritten Republik“
Ein zentrales Element von Kickls Rede war die Forderung nach einer „Dritten Republik“. Dieser Begriff ist historisch aufgeladen und signalisiert den Wunsch nach einem tiefgreifenden Wandel des politischen Systems in Österreich. Kickl beschrieb die aktuelle politische Landschaft als ein „System der Eliten“, das die Interessen der normalen Bürger ignoriere.
„Es geht darum, dieses Land von Grund auf neu und gerecht aufzubauen. Es geht um eine Festung Österreich und es geht darum, die Macht dorthin zurückzuholen, wo sie hingehört: zum Souverän, zum Volk.“
Mit solchen Aussagen zielt Kickl direkt auf das Gefühl vieler Wähler ab, von der Politik nicht mehr vertreten zu werden. Er inszeniert sich und seine Partei als die einzige Kraft, die bereit ist, die bestehenden Machtstrukturen aufzubrechen. Die Metapher der „Festung Österreich“ unterstreicht zudem die restriktive Haltung der Partei in der Migrations- und Asylpolitik.
Angriffe auf politische Gegner
In seiner Rede sparte Kickl nicht mit scharfer Kritik an den anderen Parteien. Besonders die ÖVP und deren Salzburger Landeshauptfrau-Stellvertreterin Karoline Edtstadler wurden zur Zielscheibe. Er warf den etablierten Parteien vor, die Sorgen der Bevölkerung zu ignorieren und eine Politik für „die da oben“ zu machen.
Auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen wurde direkt angegriffen. Kickl wiederholte seine Position, dass er als „Volkskanzler“ auch ohne die Zustimmung des Bundespräsidenten regieren würde, sollte dieser ihm nach einem Wahlsieg die Regierungsbildung verweigern. Diese Haltung stellt die traditionellen verfassungsmäßigen Abläufe infrage und wird von Verfassungsjuristen kritisch gesehen.
Wahlergebnis im Detail
Bei der Wahl zum Bundesparteiobmann wurden 614 Stimmen abgegeben. Davon waren 595 für Herbert Kickl, 14 waren ungültig und 5 lauteten auf „Nein“. Dies entspricht einer Zustimmung von 96,9 Prozent der gültigen Stimmen. Dieses Ergebnis liegt leicht unter dem seiner ersten Wahl 2021, bei der er 97,8 Prozent erreichte, ist aber dennoch ein Ausdruck starker innerparteilicher Unterstützung.
Die Strategie der FPÖ
Die strategische Ausrichtung der FPÖ unter Herbert Kickl ist klar erkennbar: Die Partei setzt auf eine Fundamentalopposition und eine klare Abgrenzung zum politischen „Establishment“. Anstatt Kompromisse zu suchen oder sich anzubiedern, setzt Kickl auf Konfrontation und die Mobilisierung einer Protestwählerschaft.
Diese Strategie spiegelt sich auch in der Rhetorik wider. Begriffe wie „Systemparteien“, „Volksverräter“ oder die Aussage „Wir sind eine Armee“ sollen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit bei den eigenen Anhängern schaffen und gleichzeitig die politischen Gegner delegitimieren.
- Fokus auf Kernthemen: Migration, Sicherheit und Kritik an den Corona-Maßnahmen bleiben zentrale Agendapunkte.
- Ansprache der „Normalen“: Die FPÖ positioniert sich als Vertreter der hart arbeitenden Bevölkerung, die sich von den Eliten im Stich gelassen fühlt.
- Konfrontativer Kommunikationsstil: Klare und oft aggressive Sprache soll Stärke und Entschlossenheit signalisieren.
- Hohe Umfragewerte als Legitimation: Die Partei nutzt ihre führende Position in den Umfragen als Beweis dafür, dass sie den Willen der Mehrheit vertritt.
Herausforderungen und Ausblick
Trotz der beeindruckenden Umfragewerte und der geschlossenen Parteibasis steht die FPÖ vor erheblichen Herausforderungen. Die wichtigste Frage bleibt, wie die Partei einen Wahlsieg in eine Regierungsbeteiligung ummünzen kann. Alle anderen im Parlament vertretenen Parteien schließen eine Koalition mit einer FPÖ unter Herbert Kickl derzeit aus.
Kickls radikaler Kurs macht ihn für viele zu einem inakzeptablen Partner. Seine Angriffe auf den Bundespräsidenten und seine systemkritische Rhetorik erschweren die Suche nach potenziellen Koalitionspartnern zusätzlich. Die Partei läuft Gefahr, trotz eines möglichen ersten Platzes bei den nächsten Nationalratswahlen erneut in der Opposition zu landen.
Der Parteitag in Salzburg hat gezeigt, dass Herbert Kickl und die FPÖ nicht bereit sind, von ihrem Kurs abzuweichen. Sie setzen alles auf eine Karte: die Hoffnung, so stark zu werden, dass an ihnen kein Weg mehr vorbeiführt. Ob diese Strategie aufgeht, werden die kommenden Wahlen zeigen. Bis dahin bleibt die FPÖ die dominante, aber auch die am stärksten isolierte Kraft in der österreichischen Politik.





