Die Zukunft des Salzburger Biofests, einer seit über 30 Jahren etablierten Veranstaltung, ist ungewiss. Kritik vonseiten der Stadtverwaltung und neue Regelungen für Veranstaltungen in der Altstadt haben eine öffentliche Debatte über den Wert und die Definition des Festes ausgelöst. Die Organisatoren von Bio Austria wehren sich gegen die Darstellung, es handle sich lediglich um einen Markt.
Wichtige Fakten im Überblick
- Nach mehr als 30 Jahren steht die Durchführung des Salzburger Biofests infrage.
- Die Stadt Salzburg bezeichnet die Veranstaltung als "Markt" und nicht als "Traditionsfest".
- Organisator Bio Austria betont den Charakter als Kultur- und Familienfest.
- Neue Regelungen für Veranstaltungspausen auf prominenten Plätzen der Altstadt verschärfen die Situation.
Kritik der Stadt und neue Veranstaltungsregeln
Die Diskussion um das Biofest wurde durch Aussagen von Salzburgs Bürgermeister Bernhard Auinger angeheizt. Laut einem Leserbrief von Bio Austria Salzburg soll der Bürgermeister das Fest als einen Markt bezeichnet haben, der die Stadt lediglich als Werbefläche nutze. Diese Einschätzung steht im Zentrum der Auseinandersetzung.
Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Argumentation der Stadt, dass es sich beim Biofest um "kein Traditionsfest" handle. Diese Klassifizierung hat direkte Auswirkungen auf die Genehmigung und Platzvergabe. Für die Organisatoren ist diese Haltung nach drei Jahrzehnten kontinuierlicher Durchführung nur schwer nachvollziehbar.
Verschärft wird die Lage durch eine neue strategische Ausrichtung der Stadtverwaltung. Um die Belastung für Anwohner und die historische Substanz zu reduzieren, sollen prominente Plätze in der Altstadt künftig regelmäßige "Veranstaltungspausen" erhalten. Diese Maßnahme betrifft nicht nur das Biofest, sondern auch andere Events wie beispielsweise Laufveranstaltungen, die teilweise in den Volksgarten verlegt werden.
Hintergrund: Veranstaltungspausen in der Altstadt
Die Stadt Salzburg hat beschlossen, die Frequenz von Veranstaltungen auf zentralen Plätzen wie dem Residenzplatz oder dem Kapitelplatz zu reduzieren. Ziel ist es, eine Übernutzung des öffentlichen Raums zu vermeiden und die Lebensqualität für die Anwohner zu sichern. Diese Politik führt zwangsläufig zu einer Neubewertung aller bisherigen Events.
Die Sicht der Organisatoren von Bio Austria
Für Bio Austria, einen gemeinnützigen Verein zur Förderung der biologischen Landwirtschaft, stellt die Haltung der Stadt eine Verkennung der Tatsachen dar. Ulrike Gangl, die Obfrau von Bio Austria Salzburg, widerspricht der Darstellung vehement. Sie betont, dass das Biofest weit mehr als nur ein Verkaufsmarkt sei.
"Das Salzburger Biofest ist seit mehr als 30 Jahren das einzige 100% biologische Fest in der Stadt Salzburg – ein Familien- und Kulturfest, getragen von Bio Austria, bereichert durch Musik, Kinderprogramm und Information. Es ist ein Fest von und für die Salzburger Bevölkerung", erklärte Gangl in einer schriftlichen Stellungnahme.
Sie argumentiert, dass die Reduktion auf einen "bloßen Markt" die ehrenamtliche Arbeit unzähliger Menschen missachte, die sich für die biologische Landwirtschaft und regionale Wertschöpfung einsetzen. Anstatt die Stadt als Werbefläche zu nutzen, sei es genau umgekehrt: Das Biofest sei positive Werbung für Salzburg und seine nachhaltige Ausrichtung.
Mehr als nur ein Markt: Ein Fest mit kulturellem Anspruch
Die Organisatoren legen Wert darauf, dass das Fest seit jeher ein breites Rahmenprogramm bietet, das weit über den reinen Verkauf von Bioprodukten hinausgeht. Dazu gehören traditionell:
- Live-Musik von regionalen Künstlerinnen und Künstlern
- Ein spezielles Kinderprogramm mit Spiel- und Lernangeboten
- Informationsstände zu biologischer Landwirtschaft, Nachhaltigkeit und Umweltschutz
- Kulinarische Angebote, die ausschließlich auf biologischen Zutaten basieren
Dieses vielfältige Angebot unterstreicht laut Bio Austria den Charakter als gesellschaftliches Ereignis für die gesamte Bevölkerung und nicht nur als kommerzielle Verkaufsveranstaltung.
30 Jahre Engagement für Bio
Das Salzburger Biofest hat sich über drei Jahrzehnte zu einer festen Institution entwickelt. Es diente als Plattform für regionale Bio-Bauern, um ihre Produkte direkt den Konsumenten zu präsentieren und über die Vorteile einer nachhaltigen Landwirtschaft aufzuklären. Für viele Salzburgerinnen und Salzburger war es ein fester Termin im Jahreskalender.
Ein fatales Signal in Zeiten der Klimakrise?
Die mögliche Absage des Biofests wird von den Befürwortern als falsches Zeichen zur falschen Zeit kritisiert. Ulrike Gangl bezeichnete die Haltung der Stadt als "fatales Signal", insbesondere vor dem Hintergrund der Klimakrise und der wachsenden Nachfrage nach regionalen und nachhaltig produzierten Lebensmitteln.
Sie appelliert an die Stadt Salzburg, Veranstaltungen zu fördern, die einen klaren Mehrwert für die Bevölkerung, die Umwelt und die lokale Wirtschaft bieten. Das Biofest sei ein Paradebeispiel für eine solche Veranstaltung, da es die regionale Wertschöpfung stärke und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit fördere.
Die Debatte wirft eine grundsätzliche Frage auf: Wie definiert eine Stadt wie Salzburg Tradition und welchen Stellenwert haben moderne, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Veranstaltungen im öffentlichen Raum? Während historische Feste unbestritten Teil der Salzburger Identität sind, argumentieren die Biofest-Organisatoren, dass auch eine 30-jährige Geschichte eine Form von Tradition begründet – eine, die zukunftsweisende Werte wie Ökologie und Regionalität in den Mittelpunkt stellt.
Die Zukunft des Fests bleibt vorerst offen. Die Auseinandersetzung zwischen Bio Austria und der Stadt Salzburg wird zeigen, ob für das traditionsreiche Biofest auch in Zukunft ein Platz in der Salzburger Altstadt sein wird.





