In der Stadt Salzburg wächst die Zahl der Lastenräder, doch die Frage nach geeigneten Abstellmöglichkeiten wird immer drängender. SPÖ-Gemeinderat Sebastian Lankes fordert die Schaffung spezieller Parkplätze im öffentlichen Raum. Der zuständige Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus) sieht das Kernproblem hingegen in den privaten Wohnhäusern, wo oft der Platz fehlt.
Das Wichtigste in Kürze
- SPÖ-Gemeinderat Sebastian Lankes hat einen Antrag zur Prüfung von öffentlichen Stellplätzen für Lastenräder eingebracht.
- Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl verweist auf die größeren Herausforderungen bei der Unterbringung in privaten Wohnanlagen.
- Lastenräder sind aufgrund ihrer Größe schwer in herkömmlichen Fahrradkellern oder Wohnungen abzustellen.
- Die steigende Beliebtheit von Lastenrädern als Auto-Alternative verschärft die Parkplatzsituation in der Stadt.
Ein wachsendes Problem auf Salzburgs Straßen
Lastenräder sind aus dem Salzburger Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Sie bieten eine umweltfreundliche Alternative zum Auto, um Kinder zur Schule zu bringen oder den Wocheneinkauf zu erledigen. Mit ihrer zunehmenden Verbreitung entsteht jedoch eine neue Herausforderung: das Parken.
Diese Fahrräder sind deutlich länger, breiter und schwerer als herkömmliche Modelle. Das macht es schwierig, sie an normalen Fahrradständern zu sichern oder auf engen Gehwegen abzustellen, ohne den Fußgängerverkehr zu behindern. Die Suche nach einem sicheren und geeigneten Abstellplatz wird für viele Besitzer zur täglichen Belastung.
Was ist ein Lastenrad?
Ein Lastenrad, auch als Cargobike bekannt, ist ein Fahrrad, das speziell für den Transport von größeren Lasten oder Personen konzipiert ist. Typische Merkmale sind eine stabile Ladefläche oder eine Transportbox, die sich meist vor dem Lenker oder zwischen Vorder- und Hinterrad befindet. Viele Modelle sind heute als E-Bikes mit elektrischer Tretunterstützung erhältlich, was den Transport schwerer Lasten erleichtert.
Politische Initiative für öffentliche Stellplätze
Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, hat SPÖ-Gemeinderat Sebastian Lankes eine politische Initiative gestartet. Er fordert die Stadtverwaltung auf, die Einrichtung von speziell ausgewiesenen Abstellflächen für Lastenräder im öffentlichen Raum zu prüfen. Sein Ziel ist es, eine geordnete und sichere Parkmöglichkeit für die wachsendende Zahl dieser Fahrzeuge zu schaffen.
„Immer mehr Salzburgerinnen und Salzburger entscheiden sich für ein Lastenrad als praktische Alternative zum Auto“, so Lankes. „Wir müssen als Stadt die passende Infrastruktur bereitstellen, um diese positive Entwicklung zu unterstützen und Konflikte im öffentlichen Raum zu vermeiden.“
Mögliche Standorte für solche Stellplätze könnten laut dem Antrag in der Nähe von Wohngebieten, Supermärkten oder öffentlichen Einrichtungen sein. Die neuen Parkflächen müssten so gestaltet sein, dass sie den größeren Dimensionen der Lastenräder gerecht werden und ein sicheres Anschließen ermöglichen.
Zahlen und Fakten zur Fahrradnutzung
Obwohl genaue Zahlen für Lastenräder in Salzburg schwer zu erheben sind, zeigt der allgemeine Trend eine Zunahme des Radverkehrs. Laut der Mobilitätsbefragung „Salzburg unterwegs 2022“ werden bereits 20 % aller Wege in der Stadt mit dem Fahrrad zurückgelegt. Die Förderung von Lastenrädern gilt als wichtiger Hebel, um den Anteil des Autoverkehrs weiter zu senken.
Vizebürgermeister Dankl: Fokus auf private Wohnanlagen
Der für Verkehr zuständige Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl (KPÖ Plus) begrüßt die Diskussion, lenkt den Fokus aber auf einen anderen Bereich. Er sieht die größten Schwierigkeiten nicht im öffentlichen Raum, sondern in den privaten Wohnhäusern. „Die größeren Probleme gibt es in den Wohnhäusern“, erklärte Dankl.
„Viele Fahrradkeller sind zu klein, eng oder nur über steile Treppen erreichbar. Ein schweres Lastenrad dort unterzubringen, ist für die meisten Bewohnerinnen und Bewohner schlicht unmöglich.“
Dankl argumentiert, dass eine nachhaltige Lösung vor allem bei Neubauten und Sanierungen ansetzen müsse. Hier sollten großzügige und barrierefrei zugängliche Abstellräume für Fahrräder und insbesondere für Lastenräder zur Pflicht werden. Für bestehende Wohnanlagen sei es eine Herausforderung, nachträglich passende Lösungen zu finden.
Herausforderungen in der Praxis
Für Lastenradbesitzer in Mehrparteienhäusern ist die Situation oft frustrierend. Die Probleme sind vielfältig:
- Platzmangel: Herkömmliche Fahrradräume sind oft bereits mit normalen Fahrrädern überfüllt.
- Zugänglichkeit: Enge Türen, Treppen und fehlende Rampen machen den Zugang zum Keller oder Abstellraum unmöglich.
- Hausordnung: Das Abstellen im Hausflur oder im Innenhof ist häufig durch die Hausordnung verboten, um Fluchtwege freizuhalten.
Diese Umstände zwingen viele Besitzer dazu, ihre teuren Räder im Freien abzustellen, wo sie Witterung und Diebstahl ausgesetzt sind. Öffentliche Stellplätze könnten hier zumindest eine Teillösung bieten, insbesondere für Anwohner ohne private Abstellmöglichkeit.
Lösungsansätze aus anderen Städten
Salzburg ist mit diesem Problem nicht allein. Viele europäische Städte haben bereits auf den Trend reagiert und verschiedene Modelle für Lastenrad-Parkplätze entwickelt. In Wien und Graz gibt es bereits Pilotprojekte mit sogenannten „Lastenrad-Bügeln“ oder umgewidmeten Auto-Parkplätzen.
Einige Kommunen fördern auch die Errichtung von gemeinschaftlichen Fahrradgaragen in Wohnvierteln, sogenannten „Grätzlgaragen“. Diese bieten abschließbare und oft überdachte Stellplätze, die von Anwohnern gemietet werden können. Ein solcher Ansatz könnte auch für Salzburg ein zukunftsweisendes Modell sein, um sowohl den öffentlichen als auch den privaten Raum zu entlasten.
Die Debatte in Salzburg steht erst am Anfang. Die Initiative von Sebastian Lankes hat das Thema auf die politische Agenda gesetzt. Nun wird es darum gehen, eine umfassende Strategie zu entwickeln, die sowohl öffentliche Parkflächen als auch Lösungen für den privaten Wohnbau berücksichtigt, um die Verkehrswende in der Stadt weiter voranzutreiben.





