Das Messezentrum Salzburg steht vor einer wichtigen Weichenstellung. Der Aufsichtsrat wird in dieser Woche darüber entscheiden, ob umstrittene Autotuning-Messen auch künftig am Standort stattfinden dürfen. Die Debatte wurde durch die Kritik von Verkehrsreferent Stefan Schnöll (ÖVP) entfacht, der die Veranstaltungen für Probleme mit der Tuning-Szene in der Stadt mitverantwortlich macht.
Die Geschäftsführung des Messezentrums verweist hingegen auf den wirtschaftlichen Erfolg und den friedlichen Ablauf der bisherigen Veranstaltungen. Die Entscheidung berührt somit grundsätzliche Fragen zur Ausrichtung des Messezentrums, das sich im mehrheitlichen Eigentum von Stadt und Land Salzburg befindet.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Aufsichtsrat des Messezentrums Salzburg entscheidet diese Woche über die Zukunft von Tuning-Messen.
- Verkehrsreferent Stefan Schnöll (ÖVP) kritisiert die Messen als Anziehungspunkt für die problematische Tuning-Szene.
- Geschäftsführer Alexander Kribus betont die wirtschaftliche Bedeutung und den friedlichen Verlauf der Events.
- Zwei Tuning-Veranstaltungen fanden 2024 statt, eine davon mit 15.000 Besuchern.
Entscheidung mit grundsätzlicher Bedeutung
Am kommenden Donnerstag steht im Aufsichtsrat des Messezentrums eine richtungsweisende Abstimmung an. Es geht um die Frage, welche Art von Veranstaltungen in Zukunft auf dem Gelände willkommen sind. Konkret wird über das Festhalten an Autotuning-Messen debattiert, die in diesem Jahr für Diskussionen sorgten.
Messe-Geschäftsführer Alexander Kribus beschrieb die Kernfrage im ORF-Interview so: „Es geht im Grunde darum, ob die ‚Customized‘ Messe und diese Eigenveranstaltung, die ja doch sehr spezifische Unterwirtschaftsbereiche sind, bestehen bleiben sollen, oder ob es eine offene Plattform sein soll und wir letztendlich ein neutraler Grund und Boden sind für Veranstaltungen jeglicher Art.“
Eigentümerstruktur des Messezentrums
Die Entscheidung hat auch eine politische Dimension, da sich das Messezentrum Salzburg mehrheitlich in öffentlicher Hand befindet. Die Eigentumsanteile verteilen sich wie folgt:
- 39,3 % Land Salzburg
- 39,3 % Stadt Salzburg
- 21,4 % Wirtschaftskammer Salzburg
Diese Struktur bedeutet, dass die öffentliche Hand maßgeblichen Einfluss auf die strategische Ausrichtung des Unternehmens hat.
Rückblick auf zwei umstrittene Messen
Auslöser der aktuellen Debatte waren zwei Tuning-Veranstaltungen im laufenden Jahr. Im Mai organisierte das Messezentrum selbst eine Tuningmesse, die laut offiziellen Angaben 15.000 Besucherinnen und Besucher anlockte und fast das gesamte Messegelände beanspruchte.
Eine zweite, kleinere Veranstaltung fand im August statt. Hierbei mietete ein privater Verein eine der Messehallen für eine Tuning-Show an. Laut Geschäftsführer Kribus verliefen beide Veranstaltungen friedlich und ohne nennenswerte Zwischenfälle auf dem Messegelände selbst.
Kritik aus der Landesregierung
Trotz des friedlichen Verlaufs auf dem Gelände übte Verkehrslandesrat Stefan Schnöll (ÖVP) im Sommer scharfe Kritik. Er sieht einen direkten Zusammenhang zwischen den Messen und den seit Jahren bekannten Problemen mit der Tuning-Szene in Salzburg. Diese Treffen führen regelmäßig zu Lärmbelästigung für Anrainer und erfordern zahlreiche Polizeieinsätze.
Schnöll argumentiert, dass solche Großveranstaltungen die Szene zusätzlich anziehen und die Probleme in der Stadt verstärken. Seine Kritik zielt darauf ab, die Austragung solcher spezifischen Events im Messezentrum grundsätzlich zu überdenken.
Die Tuning-Szene in Salzburg
Seit Jahren sind die oft spontanen Treffen der Autotuning-Szene ein wiederkehrendes Thema in Salzburg. Insbesondere an Wochenenden kommt es zu Beschwerden über Lärm durch aufheulende Motoren, laute Musik und rücksichtsloses Fahrverhalten. Die Polizei führt regelmäßig Schwerpunktkontrollen durch, bei denen zahlreiche technische Mängel und illegale Umbauten an Fahrzeugen festgestellt werden.
Wirtschaftsfaktor gegen öffentliche Ordnung
Die Geschäftsführung des Messezentrums argumentiert aus einer betriebswirtschaftlichen Perspektive. Geschäftsführer Alexander Kribus betonte, dass er die Abhaltung von Tuning-Messen nicht ausschließen möchte. Sein Standpunkt ist klar: Jede Veranstaltung trägt zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens bei.
„Ich möchte es nicht ausschließen, weil natürlich jede Veranstaltung in Summe auch für den betriebswirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens verantwortlich zeichnet.“
Diese Haltung stellt die wirtschaftliche Notwendigkeit, Einnahmen zu generieren, den Bedenken hinsichtlich der öffentlichen Sicherheit und der Lebensqualität der Anwohner gegenüber. Das Messezentrum agiert hier in einem Spannungsfeld zwischen unternehmerischer Freiheit und seiner Verantwortung als öffentlich-rechtliches Unternehmen.
Ausblick auf die kommende Entscheidung
Die Sitzung des Aufsichtsrats am Donnerstag wird zeigen, welche Prioritäten die Eigentümervertreter setzen. Eine Entscheidung gegen die Tuning-Messen könnte als Signal an die Szene verstanden werden, würde aber auch einen wirtschaftlichen Einschnitt für das Messezentrum bedeuten.
Eine Fortführung der Messen, möglicherweise unter strengeren Auflagen, würde den wirtschaftlichen Aspekt in den Vordergrund stellen. Das Ergebnis wird nicht nur die zukünftige Veranstaltungsplanung des Messezentrums prägen, sondern auch die politische Debatte um den Umgang mit der Tuning-Szene in Salzburg beeinflussen.





