Im Salzburger Landtag steht eine intensive Debatte über den Abbau von Bürokratie und die Beschleunigung von Verwaltungsverfahren auf der Tagesordnung. Die von der ÖVP initiierte Diskussion soll Wege aufzeigen, wie der Wirtschaftsstandort Salzburg gestärkt werden kann. Während die Regierungsparteien ÖVP und FPÖ auf schnellere Prozesse drängen, äußern die Oppositionsparteien grundlegende Bedenken und kritisieren die bisherige Umsetzung.
Die wichtigsten Punkte
- Die ÖVP hat das Thema „Weniger Bürokratie, schnellere Verfahren“ als Schwerpunkt für die aktuelle Landtagssitzung eingebracht.
- ÖVP und FPÖ sehen im Bürokratieabbau einen Schlüssel zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Salzburgs.
- SPÖ, KPÖ Plus und Grüne kritisieren die Pläne als unzureichend oder als Vorwand für den Abbau von Schutzstandards.
- Neben der Debatte stehen auch personelle Veränderungen an: Die Wahl eines neuen Landesrats und die Angelobung eines neuen Abgeordneten.
Regierungsparteien fordern schnellere Verfahren
Die Debatte wurde durch einen Antrag der ÖVP angestoßen, der darauf abzielt, den Wirtschaftsstandort Salzburg für die Zukunft zu sichern. Die Regierungsparteien sehen in übermäßiger Bürokratie eine erhebliche Belastung für Unternehmen, Bürger und die Verwaltung selbst.
ÖVP: Wettbewerbsfähigkeit im Fokus
Hans Scharfetter, stellvertretender Klubobmann der ÖVP, betonte die Notwendigkeit des Handelns. „Zu viel Bürokratie stellt für Unternehmen, Bürger und auch für die Verwaltung eine Belastung dar und wirkt sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit Salzburgs aus“, erklärte Scharfetter. Er verwies auf bereits umgesetzte Maßnahmen wie die Reform des Baurechts und die Beseitigung von Doppelgleisigkeiten im Naturschutz. Dennoch seien viele weitere Schritte erforderlich, die auch im Regierungsübereinkommen verankert seien.
FPÖ: Tempo statt Tatenlosigkeit
Unterstützung kommt vom Koalitionspartner FPÖ. Der Zweite Landtagspräsident Andreas Teufl argumentierte, dass schnellere Verfahren der Schlüssel für die Zukunft des Bundeslandes seien. „Schnellere Verfahren sparen Geld und sichern Fortschritt“, so Teufl. Er kritisierte gleichzeitig die Grünen und ihnen nahestehende Organisationen, die durch Einsprüche den Wirtschaftsstandort blockieren würden. Die FPÖ setze auf „Tempo statt Tatenlosigkeit“, um künstlich verlängerte Verfahren zu beenden.
Hintergrund: Das Ziel des Bürokratieabbaus
Unter Bürokratieabbau versteht die Politik Maßnahmen zur Vereinfachung von Verwaltungsabläufen. Ziele sind oft, die Gründung von Unternehmen zu erleichtern, Genehmigungsverfahren zu verkürzen und die Verwaltungskosten für Bürger und Betriebe zu senken. Kritiker warnen jedoch davor, dass dabei wichtige Kontrollmechanismen und Schutzstandards, etwa im Umwelt- oder Sozialbereich, geschwächt werden könnten.
Opposition äußert scharfe Kritik
Die Oppositionsparteien im Salzburger Landtag sehen die Initiative der Regierungskoalition kritisch. Sie werfen der ÖVP leere Versprechungen vor oder befürchten negative Auswirkungen auf soziale und ökologische Standards.
SPÖ: Jahrelange Ankündigungen ohne Wirkung
Für den SPÖ-Klubvorsitzenden Markus Maurer ist das Thema kein neues. Er erinnerte daran, dass Begriffe wie „Bürokratieabbau“ oder „Sparen in der Verwaltung“ seit 2013 Teil der politischen Rhetorik seien, besonders in Wahlkampfzeiten. „Ankündigen ist das eine, eine konsequente Umsetzung das andere“, sagte Maurer. Er kritisierte, dass die Wirkung von mittlerweile drei ÖVP-geführten Landesregierungen in diesem Bereich ausgeblieben sei.
„Die Wirkung von mittlerweile drei ÖVP-geführten Landesregierungen beim Bürokratieabbau oder der Gesetzesentrümpelung bleibt aus.“
– Markus Maurer, SPÖ-Klubvorsitzender
KPÖ Plus: Sorge um Schutzstandards
Markus Walter von der KPÖ Plus warnte davor, was die Regierungskoalition seiner Meinung nach wirklich unter Bürokratieabbau versteht. „Gemeint ist damit nämlich in Wahrheit der Abbau von Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmer-Schutz, Konsumentinnen- und Konsumenten-Schutz und Umwelt-Standards“, so Walter. Er forderte stattdessen einen gezielten Bürokratieabbau im Sozialbereich, wo Menschen bei Anträgen auf Pflegeleistungen, Wohnbeihilfe oder Sozialunterstützung oft vor großen Hürden stünden.
Grüne: Falsche Prioritäten in der Wirtschaftspolitik
Die Klubobfrau der Grünen, Martina Berthold, zog eine negative Bilanz der bisherigen Wirtschaftspolitik der schwarz-blauen Regierung. Sie verwies auf steigende Arbeitslosigkeit, den Stopp der Sanierungsförderung und Kürzungen bei Förderungen für die Energiewende. „Das verunsichert die regionalen Betriebe und sorgt für leere Auftragsbücher“, kritisierte Berthold. Anstatt vage über „weniger Bürokratie“ zu sprechen, müsse man auf klimafreundliche Innovationen und regionale Wertschöpfung setzen, um die Wirtschaft wirklich zu stärken.
Personelle Änderungen im Landtag
Unabhängig von der Debatte gibt es zwei wichtige personelle Veränderungen. Wolfgang Fürweger soll zum neuen Landesrat gewählt werden. Er tritt die Nachfolge von Christian Pewny an und übernimmt die Ressorts Soziales, Lebensmittelaufsicht, Verbraucherschutz sowie Regionalentwicklung. Zudem wird Wolfgang Auer, Bürgermeister von Adnet, als neuer Abgeordneter angelobt. Er folgt auf Johann Schnitzhofer, der dem Landtag rund 12 Jahre angehörte.
Weitere Entscheidungen und Transparenz
Neben der zentralen Debatte über die Verwaltung und Wirtschaft stehen weitere wichtige personelle Weichenstellungen an. Die Wahl von Wolfgang Fürweger zum neuen Mitglied der Landesregierung ist ein zentraler Punkt auf der Tagesordnung der Plenarsitzung.
Die Sitzungen des Salzburger Landtags sind öffentlich zugänglich. Interessierte Bürger können die Debatten live im Internet verfolgen. Informationen zu den Themen und Beschlüssen werden zudem über die Webseite des Landes sowie über soziale Medien wie Facebook und X (ehemals Twitter) bereitgestellt. Dies soll die Transparenz der politischen Prozesse für die Bevölkerung erhöhen.





