In der Stadt Salzburg spitzt sich ein Konflikt um die Nutzung von Grünflächen zu. Die Stadtverwaltung plant eine Bausperre für ein Grundstück der Stiegl-Brauerei im Stadtteil Maxglan, um gegen die Hortung von Bauland vorzugehen. Nach öffentlicher Kritik der Brauerei hat sich nun der Salzburger Bürgermeister in die Debatte eingeschaltet, um eine Lösung zu finden.
Die Auseinandersetzung entzündet sich an einer grünen Wiese, die Stiegl als unverzichtbare Reserve für zukünftige Betriebserweiterungen ansieht. Die Stadt hingegen will mit der Maßnahme sicherstellen, dass wertvolle Flächen nicht ungenutzt bleiben, während an anderer Stelle dringend Wohn- und Gewerberaum benötigt wird.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Stadt Salzburg plant Bausperren für acht unbebaute Grundstücke, um Bodenspekulation zu verhindern.
- Ein Grundstück der Stiegl-Brauerei in Maxglan ist von den Plänen betroffen.
- Stiegl bezeichnet die Fläche als notwendige Betriebsreserve und wehrt sich gegen die Bausperre.
- Bürgermeister Harald Preuner hat nun Gespräche angekündigt, um den Konflikt zu lösen.
Hintergrund der geplanten Bausperre
Die Stadtregierung von Salzburg verfolgt eine klare Strategie gegen die sogenannte Baulandhortung. Unbebaute Grundstücke in ausgewiesenen Wohn- und Gewerbegebieten sollen nicht über Jahre ungenutzt bleiben. Aus diesem Grund hat der Planungsausschuss vorgeschlagen, für insgesamt acht Flächen eine temporäre Bausperre zu verhängen.
Diese Maßnahme soll Eigentümer dazu bewegen, ihre Grundstücke zu entwickeln oder zu veräußern. Laut Stadtplanung ist das Ziel, den Druck auf dem Immobilienmarkt zu lindern und eine geordnete Stadtentwicklung zu gewährleisten. Die betroffenen Grundstücke liegen in verschiedenen Teilen der Stadt, doch der Fall Stiegl sorgt für besonderes Aufsehen.
Die Position der Stadtverwaltung
Aus Sicht der zuständigen Planungsstadträtin ist das Vorgehen rechtlich und strategisch notwendig. Auch ohne die umstrittene Grünfläche verfüge die Stiegl-Brauerei über ausreichend Potenzial für Erweiterungen auf dem bestehenden Betriebsgelände. Man wolle ein Zeichen setzen, dass die Widmung als Bauland auch eine Verpflichtung zur Entwicklung mit sich bringe.
Die Stadt argumentiert, dass die Allgemeinheit ein Interesse daran habe, dass gewidmetes Bauland auch tatsächlich für den vorgesehenen Zweck – sei es Wohnen oder Gewerbe – genutzt wird. Langfristig ungenutzte Reserven tragen zur Bodenknappheit und steigenden Preisen bei.
Was ist eine Bausperre?
Eine Bausperre ist ein Instrument der Raumplanung. Gemeinden können sie für einen befristeten Zeitraum für bestimmte Gebiete erlassen. Während dieser Zeit dürfen in der Regel keine neuen Bauvorhaben genehmigt oder begonnen werden. Das Ziel ist oft, eine ungeordnete Entwicklung zu verhindern und der Gemeinde Zeit zu geben, einen neuen Bebauungsplan zu erstellen oder städtebauliche Ziele neu zu definieren.
Stiegl verteidigt seine Unternehmensstrategie
Die Stiegl-Brauerei, ein traditionsreiches und wirtschaftlich bedeutendes Unternehmen für Salzburg, reagierte mit Unverständnis und scharfer Kritik auf die Pläne der Stadt. In einer öffentlichen Stellungnahme wurde betont, dass die Wiese in Maxglan keine Spekulationsfläche sei, sondern eine strategische Betriebsreserve.
Das Unternehmen argumentiert, dass langfristige Planungssicherheit für Investitionen und die Sicherung von Arbeitsplätzen unerlässlich sei. Eine Bausperre würde diese Sicherheit untergraben und zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten am traditionsreichen Standort in Maxglan einschränken.
„Wir brauchen diese Fläche, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Es geht hier nicht um Spekulation, sondern um die Absicherung unseres Betriebs und der damit verbundenen Arbeitsplätze in Salzburg“, so ein Sprecher der Brauerei.
Stiegl betont, dass eine Erweiterung des Betriebs in den kommenden Jahren notwendig werden könnte, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die betroffene Grünfläche sei die einzige logische und direkt angrenzende Option für einen solchen Ausbau.
Wirtschaftsfaktor Stiegl
Die Stieglbrauerei zu Salzburg ist die größte Privatbrauerei Österreichs und ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Das Unternehmen wurde 1492 gegründet und befindet sich seit über 120 Jahren im Besitz der Familie Kiener. Der Erhalt des Standortes in Maxglan ist für das Unternehmen von zentraler Bedeutung.
Bürgermeister schaltet sich als Vermittler ein
Angesichts der eskalierten öffentlichen Debatte hat sich nun Salzburgs Bürgermeister Harald Preuner zu Wort gemeldet. Er kündigte an, das Gespräch mit der Geschäftsführung der Stiegl-Brauerei zu suchen, um eine für beide Seiten tragfähige Lösung zu finden. Er betonte die Wichtigkeit von Stiegl als Arbeitgeber und Traditionsunternehmen für die Stadt.
Das Ziel sei es, die Anliegen der Stadtentwicklung mit den wirtschaftlichen Notwendigkeiten des Unternehmens in Einklang zu bringen. Es müsse geklärt werden, wie konkret die Erweiterungspläne von Stiegl aussehen und welcher Zeithorizont dafür vorgesehen ist.
Mögliche Lösungsansätze und Ausblick
In den kommenden Gesprächen könnten verschiedene Kompromisse ausgelotet werden. Denkbar wären unter anderem:
- Eine vertragliche Vereinbarung, die Stiegl einen bestimmten Zeitrahmen für die Vorlage konkreter Bebauungspläne einräumt.
- Die Prüfung von alternativen Erweiterungsflächen auf dem bestehenden Betriebsgelände, wie von der Planungsstadträtin vorgeschlagen.
- Eine teilweise Aufhebung der Bausperre für jene Flächen, die nachweislich für eine kurz- bis mittelfristige Betriebserweiterung benötigt werden.
Der Ausgang der Verhandlungen ist offen. Die Entscheidung wird jedoch Signalwirkung für den zukünftigen Umgang der Stadt Salzburg mit unbebauten Baulandreserven haben. Der Fall zeigt das Spannungsfeld zwischen dem öffentlichen Interesse an aktiver Bodennutzung und den langfristigen strategischen Interessen privater Unternehmen auf.





