Die Zukunft des traditionsreichen Zeppezauerhauses am Untersberg ist vorerst durch einen Pachtvertrag mit der Gemeinde Grödig gesichert. Gleichzeitig zeigt eine Mitgliederbefragung des Alpenvereins Salzburg eine klare Tendenz zu einem langfristigen Verkauf der Schutzhütte. Diese Entwicklung stellt den Verein vor die Aufgabe, zwei unterschiedliche Wege für die Zukunft des „Zeppi“ zu prüfen.
Die wichtigsten Fakten
- Die Gemeinde Grödig pachtet das Zeppezauerhaus für einen symbolischen Euro pro Jahr.
- Der Pachtvertrag hat eine Laufzeit von zehn Jahren und sichert den Betrieb und notwendige Sanierungen.
- Eine Mitgliederbefragung des Alpenvereins ergab, dass 55 Prozent einen Verkauf der Hütte befürworten.
- Trotz des Votums wird der Pachtvertrag finalisiert und ein Verkauf ist derzeit nicht geplant.
Ein Pachtvertrag als Rettungsanker
Nach einer Phase der Unsicherheit über die Zukunft der beliebten Schutzhütte auf 1.663 Metern Seehöhe wurde im Sommer eine entscheidende Einigung erzielt. Die Gemeinde Grödig im Flachgau wird das Zeppezauerhaus vom Alpenverein Salzburg pachten. Diese Vereinbarung soll den Fortbestand der Hütte für das nächste Jahrzehnt garantieren.
Die Konditionen des Vertrages sind bemerkenswert. Für einen symbolischen Betrag von einem Euro pro Jahr übernimmt die Gemeinde die Hütte. Im Gegenzug verpflichtet sich Grödig, die anstehenden und dringend notwendigen Investitionen, insbesondere die Sanierung des Gebäudes, zu tragen. Dies entlastet den Alpenverein finanziell erheblich.
Die Vertragsunterzeichnung wird laut Angaben des Alpenvereins für Ende Oktober erwartet. Derzeit werden die finalen rechtlichen Dokumente ausgearbeitet. Diese Lösung wurde als pragmatischer Schritt gefeiert, um den Betrieb ohne Unterbrechung aufrechtzuerhalten und die Hütte für Wanderer und Bergsteiger zu erhalten.
Historische Bedeutung des Zeppezauerhauses
Die Hütte am Untersberg hat eine lange Geschichte. Sie wurde ursprünglich 1883 als „Untersberghaus“ errichtet und war die erste Schutzhütte auf dem markanten Berg. Nach einem Brand im Jahr 1912 wurde sie 1914 größer wieder aufgebaut und zu Ehren des damaligen Alpenvereinsvorsitzenden Moritz Zeppezauer in „Zeppezauerhaus“ umbenannt.
Das Votum der Mitglieder weist in eine andere Richtung
Parallel zu den Verhandlungen mit der Gemeinde Grödig führte der Alpenverein Salzburg eine Befragung unter seinen Mitgliedern durch. Ziel war es, ein Stimmungsbild zur langfristigen Strategie für das „Zeppi“ zu erhalten. Die Ergebnisse, die nach dem Ende des Befragungszeitraums am 21. September ausgewertet wurden, sorgten für Aufsehen.
Insgesamt gaben 1.602 Mitglieder ihre Stimme ab, was einer Beteiligung von 6,4 Prozent entspricht. Davon sprach sich eine Mehrheit von 55 Prozent für die Option „Verkauf unter Wahrung des Beherbergungsbetriebes und Investition in eine Schutzhütte der Kategorie 1“ aus. Dieses Resultat signalisiert den Wunsch nach einer grundlegenden Veränderung.
Zahlen zur Mitgliederbefragung
- Abgegebene Stimmen: 1.602
- Mitgliederbeteiligung: 6,4 %
- Zustimmung zum Verkauf: 55 %
- Ende der Befragung: 21. September
Die Befürworter eines Verkaufs sehen darin die Möglichkeit, die Einnahmen in eine andere, modernere Schutzhütte zu investieren, die den heutigen Anforderungen besser entspricht. Die Bedingung, dass der Beherbergungsbetrieb am Untersberg erhalten bleiben muss, soll sicherstellen, dass der Standort weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt.
Wie der Alpenverein nun weiter vorgeht
Das Ergebnis der Mitgliederbefragung setzt den Vorstand des Alpenvereins nicht unter unmittelbaren Handlungsdruck. Der Pachtvertrag mit Grödig verschafft dem Verein Zeit, die Optionen sorgfältig abzuwägen. Ein sofortiger Verkauf steht daher nicht zur Debatte, wie der Verein am Freitag betonte.
„Nach dem Angebot der Gemeinde Grödig haben wir keinen Zugzwang, eine zeitnahe Entscheidung für die Zukunft der Hütte zu treffen. Aber es ist für uns schon einmal gut zu wissen, in welche Richtung unsere Mitglieder gehen wollen.“
Die Vereinsführung interpretiert das Votum als wichtigen Hinweis für die zukünftige strategische Ausrichtung. Es zeigt, dass ein Teil der Mitglieder eine Umschichtung der Ressourcen des Vereins befürwortet, um sich auf Projekte zu konzentrieren, die möglicherweise als zukunftsfähiger angesehen werden.
Christoph Elmer, zweiter Vorsitzender und Leiter der „Arbeitsgruppe Zeppezauerhaus“, erklärte, dass man nun parallel zum Pachtvertrag eine gute Lösung für den langfristigen Fortbestand erarbeiten könne. Die kommenden zehn Jahre bieten ein stabiles Fundament, um ohne Druck einen nachhaltigen Plan zu entwickeln.
Die zwei Pfade für das „Zeppi“
Die aktuelle Situation lässt zwei mögliche Szenarien für die ferne Zukunft des Zeppezauerhauses zu. Einerseits könnte sich die Partnerschaft mit der Gemeinde Grödig als so erfolgreich erweisen, dass der Pachtvertrag nach Ablauf der zehn Jahre verlängert wird. Dies würde den Status quo beibehalten und die Hütte unter der Verwaltung der Gemeinde belassen.
Andererseits könnte der Alpenverein dem Wunsch der Mitglieder folgen und nach einem geeigneten Käufer suchen. Ein solcher Verkauf wäre an klare Auflagen geknüpft, um den Charakter als Schutzhütte und öffentlichen Zugangspunkt zu bewahren. Die Suche nach einem passenden Investor, der diese Bedingungen erfüllt und bereit ist, in die Infrastruktur zu investieren, wäre eine komplexe Aufgabe.
Für Wanderer und Besucher des Untersbergs ändert sich vorerst nichts. Der Betrieb der Hütte ist gesichert, und die notwendigen Sanierungsarbeiten werden durch die Gemeinde Grödig in Angriff genommen. Die Debatte über die langfristige Zukunft des historischen Gebäudes wird jedoch im Hintergrund weitergehen.





