Mit dem Beginn des Herbstes steigt auf den Straßen Salzburgs und in ganz Österreich die Gefahr von Wildunfällen. Die kürzer werdenden Tage verlagern den Berufsverkehr in die Dämmerungsstunden, genau zu der Zeit, in der Wildtiere besonders aktiv sind. Der ÖAMTC appelliert an Autofahrer, ihre Fahrweise anzupassen und auf die erhöhte Gefahr zu achten.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Herbst überschneiden sich Berufsverkehr und die Aktivitätszeiten von Wildtieren, was das Unfallrisiko erhöht.
- Laut ÖAMTC ereigneten sich im Vorjahr in Österreich 314 Wildunfälle mit Personenschaden, davon zwölf in Salzburg.
- Experten warnen: Riskante Ausweichmanöver sind oft gefährlicher als der Zusammenstoß mit dem Tier selbst.
- Vorausschauendes Fahren, angepasste Geschwindigkeit und das Wissen um das richtige Verhalten nach einem Unfall sind entscheidend.
Statistiken zeigen landesweites Risiko
Die Zahlen des vergangenen Jahres verdeutlichen die ernste Lage auf Österreichs Straßen. Laut einer Auswertung des ÖAMTC wurden bundesweit 374 Personen bei insgesamt 314 Wildunfällen mit Personenschaden verletzt. In der Steiermark endete ein solcher Unfall sogar tödlich.
Die Verteilung der Unfälle ist regional unterschiedlich. Während Niederösterreich mit 103 Vorfällen die Statistik anführt, liegt Salzburg mit zwölf Unfällen mit Verletzten im unteren Bereich. Nur in Wien (1) und Vorarlberg (0) gab es noch weniger gemeldete Fälle dieser Art.
Wildunfälle 2024 in Österreich
- Gesamtunfälle mit Personenschaden: 314
- Verletzte Personen: 374
- Todesfälle: 1 (Steiermark)
- Unfälle in Salzburg: 12
Die Gefahr durch Ausweichmanöver
Experten betonen, dass die größte Gefahr bei einer Begegnung mit Wildtieren nicht immer vom Tier selbst ausgeht. Vielmehr sind es unüberlegte und riskante Ausweichmanöver, die zu schweren Unfällen führen können.
„Instinktiv wollen viele den Zusammenstoß mit dem Tier vermeiden und weichen aus, aber das kann auf Straßen mit Gegenverkehr oder Hindernissen am Straßenrand schwerwiegende Folgen haben. Oft ist es sicherer, den direkten Zusammenstoß in Kauf zu nehmen“, erklärt Roland Frisch, Pkw-Chefinstruktor der ÖAMTC-Fahrtechnik.
Ein Ausweichmanöver sollte laut Frisch nur dann eingeleitet werden, wenn es absolut gefahrlos möglich ist. Andernfalls kann ein kontrollierter Aufprall die sicherere Alternative sein, um einen Unfall mit dem Gegenverkehr oder einen Aufprall auf einen Baum zu vermeiden.
Präventive Maßnahmen für Autofahrer
Um das Risiko eines Wildunfalls zu minimieren, ist eine angepasste und vorausschauende Fahrweise unerlässlich, besonders in den kritischen Monaten. Der ÖAMTC gibt hierzu klare Empfehlungen.
Fahrverhalten in Risikogebieten
Besondere Vorsicht ist in den frühen Morgen- und Abendstunden geboten. Auf Landstraßen, insbesondere in Waldgebieten oder an Feldrändern, sollte die Geschwindigkeit reduziert werden. „Gerade wenn schon mit Hinweisschildern vor Wildwechsel gewarnt wird, sei es wichtig vorausschauend, aufmerksam und bremsbereit zu fahren“, mahnt Frisch.
Zusätzlich empfiehlt der Experte, einen größeren Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug einzuhalten und die Fahrbahnränder auf beiden Seiten im Auge zu behalten, da Tiere unerwartet die Straße überqueren können.
Tipps zur Unfallvermeidung
- Geschwindigkeit reduzieren: Fahren Sie besonders in der Dämmerung und auf Landstraßen langsamer.
- Bremsbereit sein: Seien Sie in Gebieten mit Wildwechselwarnschildern jederzeit bereit zu bremsen.
- Fahrbahnränder beobachten: Scannen Sie beide Seiten der Straße nach Tieren.
- Abstand halten: Ein größerer Abstand gibt Ihnen mehr Reaktionszeit.
- Fernlicht bewusst einsetzen: Tiere können durch Fernlicht geblendet werden und erstarren. Bei Sichtung eines Tieres abblenden.
Richtiges Verhalten bei Wild auf der Fahrbahn
Sollte ein Tier plötzlich auf der Straße auftauchen, ist schnelles und korrektes Handeln gefragt. Panik ist hier ein schlechter Ratgeber. Die oberste Priorität ist, die Kontrolle über das Fahrzeug zu behalten.
Der ÖAMTC rät: Nehmen Sie sofort den Fuß vom Gas, halten Sie das Lenkrad fest und bleiben Sie in Ihrer Spur. Ein kontrolliertes Bremsen ist besser als ein unkontrolliertes Ausweichmanöver. Wenn das Tier weiter entfernt ist, sollten Sie das Fernlicht abblenden und hupen, um es zu verscheuchen. Wichtig: Wildtiere sind oft in Gruppen unterwegs. Wo ein Tier ist, könnten weitere folgen.
Nach dem Unfall: Was ist zu tun?
Kommt es trotz aller Vorsicht zu einem Zusammenstoß, ist es entscheidend, die richtigen Schritte einzuleiten, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten und rechtliche Vorgaben zu erfüllen.
Halten Sie an einer sicheren Stelle an, schalten Sie die Warnblinkanlage ein und ziehen Sie eine Warnweste an. Sichern Sie die Unfallstelle mit einem Warndreieck ab und leisten Sie bei Bedarf Erste Hilfe. Verständigen Sie umgehend die Polizei (Notruf 133). Dies ist auch dann notwendig, wenn das Tier nach dem Zusammenstoß weiterläuft, da eine Meldepflicht besteht. Die sogenannte „Blaulichtsteuer“ fällt bei Wildunfällen nicht an.
Rechtliche Aspekte bei Wildunfällen
Auch aus rechtlicher Sicht gibt es klare Regeln. „Wer ein verletztes oder getötetes Wild mitnimmt, macht sich eventuell sogar wegen Diebstahls strafbar“, ergänzt ÖAMTC-Jurist Martin Hoffer. Verletzte Tiere sollten keinesfalls angefasst werden, da sie panisch reagieren und Verletzungen verursachen können.
Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft das Bremsverhalten. Laut Straßenverkehrsordnung (StVO) ist ein abruptes Bremsen ohne zwingenden Grund verboten. Bei großen Tieren wie Rehen oder Wildschweinen ist eine Vollbremsung gerechtfertigt. Bei Kleintieren wie Hasen oder Igeln könnte eine solche Bremsung jedoch zu einem Mitverschulden führen, wenn dadurch ein Auffahrunfall verursacht wird.





