Nach einer dreijährigen Unterbrechung hat die Stadt Salzburg wieder einen offiziellen Koordinator für den Rad- und Fußverkehr. Samuel Felbermair trat die neu geschaffene Position am 1. September an. Seine Ernennung markiert eine verkehrspolitische Wende, nachdem die Stelle 2021 von der vorherigen Stadtregierung abgeschafft worden war.
Felbermair, ein erfahrener Mobilitätsexperte, soll die Planung und Umsetzung von Maßnahmen für Radfahrer und Fußgänger vorantreiben. Die neue Stadtkoalition unterstützt seine Arbeit mit einem verdoppelten Budget und einer bevorstehenden Fahrradstrategie.
Wichtige Fakten
- Samuel Felbermair ist seit 1. September neuer Rad- und Fußverkehrskoordinator der Stadt Salzburg.
- Die Position war 2021 von der ÖVP-geführten Stadtregierung abgeschafft und nun von der neuen Koalition wieder eingeführt worden.
- Das Budget für den Radwegebau wurde von der neuen Regierung auf vier Millionen Euro verdoppelt.
- Eine neue Fahrradstrategie für die nächsten fünf Jahre wird im Herbst erwartet.
Ein Neuanfang für die städtische Mobilität
Die Stadt Salzburg setzt ein klares Zeichen für die Förderung des nicht-motorisierten Verkehrs. Mit Samuel Felbermair hat die Mozartstadt seit Anfang September wieder einen zentralen Ansprechpartner für die Belange von Radfahrern und Fußgängern. Felbermair bezog sein Büro in der Faberstraße und ist direkt der Stadtverwaltung unterstellt.
Seine Aufgabe ist es, Projekte zu koordinieren, als Bindeglied zwischen Verwaltung, Politik und Bürgern zu fungieren und die städtische Infrastruktur für Radfahrer und Fußgänger zu verbessern. Die Wiederbesetzung der Stelle beendet eine dreijährige Vakanz, die in der Stadt für viele Diskussionen gesorgt hatte.
Vom Schienenverkehr zur städtischen Radplanung
Samuel Felbermair ist kein Unbekannter in der Salzburger Mobilitätsszene. Der studierte Soziologe war in den vergangenen vier Jahren beim Salzburger Verkehrsverbund tätig. Dort trug er die Verantwortung für die Fahrplangestaltung aller S-Bahnen und Regionalzüge im gesamten Bundesland.
Diese Erfahrung im öffentlichen Nahverkehr soll ihm nun bei seiner neuen Aufgabe zugutekommen. „Der neue Radverkehrskoordinator bringt einen großen Erfahrungsschatz und ein breites Netzwerk mit“, betonte der zuständige Vizebürgermeister Kay-Michael Dankl (KPÖ plus). Die Fähigkeit, komplexe Verkehrssysteme zu verstehen und zu planen, sei eine wichtige Voraussetzung für die Position.
Vor seiner Tätigkeit als Radkoordinator war Samuel Felbermair für die Fahrpläne von S-Bahnen und Regionalzügen im gesamten Bundesland Salzburg verantwortlich. Sein Wissen über Verkehrsströme und Netzplanung gilt als wertvoll für die städtische Mobilitätswende.
Politische Hintergründe der Personalentscheidung
Die Wiedereinführung der Koordinationsstelle ist das Ergebnis einer politischen Kehrtwende. Im Jahr 2021 hatte der damalige Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP) die Position im Rahmen einer Verwaltungsreform gestrichen. Die offizielle Begründung lautete, dass die Umsetzung neuer Radwege ohne einen Koordinator schneller vorangehen würde. Diese Entscheidung stieß auf heftigen Widerstand.
Oppositionsparteien und Fahrrad-Aktivisten kritisierten den Schritt scharf. Hunderte Radfahrende demonstrierten damals für den Erhalt der Stelle. Sie argumentierten, dass ein zentraler Koordinator für eine effektive und bürgernahe Planung unerlässlich sei.
„Salzburg hat jahrelang stolz den Titel 'Fahrradhauptstadt Österreichs' getragen. Den wollen wir zurückerobern und Samuel Felbermair wird uns dabei unterstützen.“
Nach der Gemeinderatswahl 2024 formierte sich eine neue Stadtregierung aus SPÖ, KPÖ plus und Bürgerliste. Eines ihrer erklärten Ziele war die Stärkung des Radverkehrs. Die Wiederbesetzung der Koordinationsstelle war eine der ersten Maßnahmen der neuen Koalition. Lukas Bernitz, Gemeinderat der Bürgerliste, bezeichnete die Entscheidung als Reparatur eines Fehlers der Vorgängerregierung.
Ein langer Weg: Die Nachfolge von Peter Weiß
Felbermair tritt in große Fußstapfen. Sein Vorgänger, Peter Weiß, prägte die Salzburger Radverkehrspolitik über drei Jahrzehnte lang. 33 Jahre lang war Weiß als Radverkehrskoordinator tätig, bevor er im Juni 2024 in den Ruhestand ging. Nach seiner Pensionierung blieb die Stelle zunächst unbesetzt, bevor sie 2021 offiziell abgeschafft wurde.
In der Zwischenzeit übernahm Markus Huber, der Bauleiter für Radwege im Magistrat, viele der Aufgaben interimistisch. Peter Weiß ist der Politik treu geblieben und sitzt mittlerweile für die KPÖ plus im Salzburger Gemeinderat.
Neue Strategie und verdoppeltes Budget
Die Arbeit von Samuel Felbermair wird durch deutlich verbesserte finanzielle Rahmenbedingungen unterstützt. Die rot-rot-grüne Stadtregierung hat das jährliche Budget für den Bau von Radwegen auf vier Millionen Euro verdoppelt. Dieses Geld soll in den Ausbau und die Sanierung der Radinfrastruktur fließen.
Zusätzlich zu den finanziellen Mitteln wird derzeit eine neue strategische Ausrichtung erarbeitet. Laut Vizebürgermeister Dankl soll noch im Herbst eine umfassende Fahrradstrategie für die kommenden fünf Jahre vorgestellt werden. Diese Strategie wird einen konkreten Maßnahmenkatalog enthalten, der sowohl kleine Verbesserungen als auch große Radwegprojekte umfasst.
Die Stadtregierung will den Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen deutlich steigern. Geplant sind unter anderem der Lückenschluss im Radwegenetz, die Errichtung sicherer Abstellanlagen und die Verbesserung der Verkehrssicherheit an Kreuzungen. Ziel ist es, den früheren Titel als „Fahrradhauptstadt Österreichs“ wieder zu erlangen.
Erste Aufgaben und Bürgerkontakt
Die ersten Wochen im Amt waren für Felbermair bereits sehr arbeitsintensiv. Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte er beim Mobilitätsfrühstück am 18. September im Kurgarten. Bei dieser Veranstaltung konnten Bürgerinnen und Bürger ihre Fahrräder kostenlos überprüfen lassen und direkt mit dem neuen Koordinator ins Gespräch kommen.
Felbermair berichtete von zahlreichen Anliegen und Anregungen, die an ihn herangetragen wurden. „Die ersten drei Wochen waren intensiv, jeden Tag tauchen neue Themen auf“, schilderte er. Die Liste der Aufgaben sei lang, aber er freue sich darauf, Verbesserungen für alle Verkehrsteilnehmer in der Stadt umzusetzen.
Die direkte Kommunikation mit der Bevölkerung wird ein zentraler Bestandteil seiner Arbeit sein. Die Koordinationsstelle soll als zentrale Anlaufstelle für Ideen, aber auch für Beschwerden rund um den Rad- und Fußverkehr dienen.
Ausblick: Herausforderungen und Chancen
Auf Samuel Felbermair warten zahlreiche Herausforderungen. Der Ausbau der Radinfrastruktur in einer historisch gewachsenen Stadt wie Salzburg ist komplex. Konflikte mit dem Autoverkehr, Platzmangel und die Abstimmung mit dem Denkmalschutz erfordern diplomatisches Geschick und fachliche Expertise.
Die wichtigsten Aufgaben für die nahe Zukunft umfassen:
- Lückenschlüsse im Radwegenetz: Bestehende Radwege sollen zu einem durchgehenden Netz verbunden werden.
- Sicherheit an Kreuzungen: Gefahrenstellen sollen identifiziert und entschärft werden.
- Qualität der Radwege: Die Breite, der Belag und die Beschilderung sollen verbessert werden.
- Förderung des Fußverkehrs: Auch die Bedingungen für Fußgänger sollen in den Fokus rücken.
Die Wiedereinführung des Radkoordinators und die Erhöhung des Budgets schaffen jedoch eine solide Grundlage, um diese Herausforderungen anzugehen. Die politische Unterstützung und das klare Bekenntnis zur Mobilitätswende geben Anlass zur Hoffnung, dass Salzburg seine Position als fahrradfreundliche Stadt in den kommenden Jahren weiter ausbauen kann.





