Nach zwei tödlichen Unfällen mit Lastwagen in Salzburg hat ein lokaler Transportunternehmer eine eigene Sicherheitslösung entwickelt. Josef Rachbauer rüstet seine Lkw mit einem selbst konzipierten Warnlicht aus, um Radfahrer und Fußgänger im toten Winkel zu schützen und Abbiegeunfälle zu verhindern. Die Stadt reagiert indes mit Sofortmaßnahmen an Unfallschwerpunkten.
Wichtige Fakten
- Zwei tödliche Unfälle mit Lkw-Beteiligung ereigneten sich innerhalb einer Woche in Salzburg.
- Ein Transportunternehmer installierte ein selbst entwickeltes rotes Blitzlicht zur Warnung von Radfahrern.
- Das System wird mit dem Blinker aktiviert und soll den toten Winkel sicherer machen.
- Die Stadt Salzburg hat an der Eder-Kreuzung ein Rechtsabbiegeverbot für Lkw verhängt und plant langfristige Umbauten.
Tödliche Unfälle lösen Debatte über Verkehrssicherheit aus
Innerhalb von nur sieben Tagen wurde die Stadt Salzburg von zwei schweren Verkehrsunfällen erschüttert. Eine 23-jährige Radfahrerin und eine 85-jährige Fußgängerin kamen bei Kollisionen mit Lastwagen ums Leben. Die Vorfälle ereigneten sich an der Eder-Kreuzung in Parsch und auf einem Schutzweg in Itzling.
Diese tragischen Ereignisse haben die öffentliche Diskussion über die Sicherheit von ungeschützten Verkehrsteilnehmern im Stadtgebiet neu entfacht. Insbesondere der Schwerverkehr und die damit verbundenen Risiken stehen nun im Fokus von Politik und Öffentlichkeit.
Sofortmaßnahmen an der Eder-Kreuzung
Als direkte Reaktion auf den Unfall in Parsch haben die Behörden gehandelt. An der Eder-Kreuzung wurde umgehend ein Rechtsabbiegeverbot für Lkw als Übergangslösung eingeführt. Laut Alexander Reich, Sprecher von Verkehrslandesrat Stefan Schnöll, soll diese Maßnahme das unmittelbare Risiko minimieren.
Zusätzlich wird geplant, den Radweg durch rote Bodenmarkierungen sichtbarer zu machen, wie Vizebürgermeister Florian Kreibich (ÖVP) mitteilte. Diese kurzfristigen Schritte sollen die Zeit bis zu einer dauerhaften Lösung überbrücken.
Hintergrund: Die Gefahr des toten Winkels
Der "tote Winkel" ist der Bereich um ein Fahrzeug, der vom Fahrer trotz Rück- und Seitenspiegeln nicht eingesehen werden kann. Besonders bei großen Fahrzeugen wie Lkw ist dieser Bereich erheblich. Radfahrer und Fußgänger, die sich im toten Winkel befinden, sind bei Abbiegevorgängen extrem gefährdet, da der Lkw-Fahrer sie nicht sehen kann.
Ein Unternehmer handelt: Das selbstgebaute Warnsystem
Während die Politik an langfristigen Lösungen arbeitet, hat der Transportunternehmer und Lkw-Fahrer Josef Rachbauer aus Eigeninitiative gehandelt. Er hat ein einfaches, aber potenziell wirksames Warnsystem entwickelt und an einigen seiner Fahrzeuge montiert, um die Sicherheit zu erhöhen.
An der vorderen Seite seiner Lkw installierte er ein rotes Blitzlicht. Dieses Licht ist nach hinten gerichtet und wird automatisch mit dem Blinker aktiviert. Es soll Radfahrer warnen, die sich seitlich neben dem Lkw befinden und kurz davor sind, in den toten Winkel zu geraten.
"Wenn ich als Radfahrer neben einem Lkw fahre und dieser nach rechts blinkt, merke ich das erst, wenn ich auf Höhe des Blinkers, und damit im toten Winkel bin", erklärt Rachbauer die Problematik aus Sicht der Radfahrer.
Wie die Idee entstand
Die Idee zu dem Warnlicht kam Rachbauer durch einen Zufall. "Wir hatten so eine rote Blinkerleiste übrig, dann hab ich mir gedacht, das verbauen wir einfach. Und das gar nicht so ungeschickt finde ich", berichtet der Unternehmer. Er betont, dass die Schnelllebigkeit im Verkehr täglich gefährliche Situationen schaffe.
Selbst mit modernster Ausstattung bleibt die Gefahr bestehen. "Auch mit vier Seitenspiegeln habe ich aus der Höhe eines Lastwagens nicht alles im Blick. Der tote Winkel ist ein großes Thema", schildert Rachbauer die Herausforderungen für Lkw-Lenker.
Fakten zur Lkw-Sicherheit
- Assistenzsysteme: Moderne Lkw verfügen über diverse Assistenzsysteme, die den Fahrer visuell oder akustisch warnen.
- Toter Winkel: Trotz mehrerer Spiegel bleibt ein großer, nicht einsehbarer Bereich bestehen.
- Sekundenschnelle Gefahr: Ein Radfahrer kann innerhalb weniger Sekunden unbemerkt in den toten Winkel gelangen.
Appell für mehr gesetzliche Vorgaben und Eigenverantwortung
Josef Rachbauer sieht die Verantwortung nicht nur bei den Lkw-Fahrern. Er ist der Meinung, dass es auf beiden Seiten strengere gesetzliche Vorgaben geben muss, um die allgemeine Verkehrssicherheit zu verbessern.
Er appelliert auch an die Eigenverantwortung der Radfahrer. "Idealerweise hätten alle Rad- und E-Scooter-Fahrer auffällige, reflektierende Helme und Warnwesten an. Damit ich als Fahrer einschätzen kann, ob und wie viele Personen in meiner unmittelbaren Nähe unterwegs sind", so Rachbauer.
Langfristige Pläne für die Eder-Kreuzung
Die sicherste Lösung, so sind sich Experten und auch Rachbauer einig, ist die bauliche Trennung von Verkehrsarten. Für die Eder-Kreuzung ist langfristig ein baulich getrennter Radweg geplant. Dieser soll Radfahrer physisch vom motorisierten Verkehr abschirmen.
Einen konkreten Zeitplan für diesen Umbau gibt es jedoch noch nicht. "Die Arbeiten müssten erst ausgeschrieben werden und im Winter wäre eine Umsetzung nicht möglich", erklärt das Büro von Landesrat Schnöll. Für die Umsetzung sind zudem Grundstücksverhandlungen notwendig, da für eine Verlängerung des Weges mehr Platz benötigt wird. Gespräche zwischen Stadt, Land und den Grundeigentümern wurden bereits aufgenommen.
Bis dahin sollen die Übergangslösungen und private Initiativen wie die von Josef Rachbauer dazu beitragen, weitere tragische Unfälle zu verhindern.





