In den Salzburger Stadtteilen Aigen und Parsch formiert sich massiver Widerstand gegen geplante Änderungen der Grünlanddeklaration. Mehr als 200 besorgte Bürger konfrontierten am Donnerstagabend die Stadtregierung im Heffterhof und machten deutlich, dass sie eine weitere Verbauung wertvoller Grünflächen nicht hinnehmen werden. Drei neu gegründete Bürgerinitiativen bündeln nun die Kräfte der Anwohner.
Das Wichtigste in Kürze
- Über 200 Bürger nahmen an einer Versammlung im Heffterhof teil, um gegen die Verbauung von Grünland zu protestieren.
- Drei Bürgerinitiativen haben sich in den Stadtteilen Aigen und Parsch gegen die Pläne der Stadt formiert.
- Im Zentrum der Kritik stehen beabsichtigte Änderungen der Grünlanddeklaration, die neue Bauprojekte ermöglichen könnten.
- Die Initiative „Rettet das Aignertal“ kämpft konkret gegen eine Bebauung im Bereich der Überfuhrstraße.
- Die Debatte berührt auch das politische Erbe der Bürgerliste-Gründer Herbert Fux und Richard Hörl.
Heftiger Gegenwind für die Stadtregierung
Der Saal im Heffterhof in Parsch war am Donnerstagabend bis auf den letzten Platz gefüllt. Über 200 Bürgerinnen und Bürger nutzten die Gelegenheit, um ihre Bedenken direkt an die versammelte Stadtregierung zu richten. Die Stimmung war angespannt, die Botschaft der Anwesenden jedoch klar: Stoppt die Umwidmung von geschütztem Grünland.
Im Fokus der Kritik stand insbesondere Planungsstadträtin Anna Schiester. Die Stadt plant Änderungen in der Deklaration von Grünflächen, was nach Ansicht der Kritiker die Tür für weitere Bauprojekte in bereits dicht besiedelten Gebieten öffnen würde. Die Anwohner befürchten den Verlust wichtiger Naherholungsgebiete und eine Verschlechterung der Lebensqualität.
Was bedeutet Grünlanddeklaration?
Die Grünlanddeklaration ist ein zentrales Instrument der Stadtplanung. Sie legt fest, welche Flächen dauerhaft von Bebauung freizuhalten sind, um als Grünflächen, landwirtschaftliche Nutzflächen oder Erholungsräume zu dienen. Eine Änderung oder Aufhebung dieser Deklaration ist ein politischer Akt, der eine Bebauung rechtlich erst ermöglicht.
Drei Initiativen für den Erhalt der Grünflächen
Der Protest in Salzburgs Süden ist kein unorganisierter Aufschrei, sondern wird von gezielten Aktionen getragen. In den vergangenen Wochen haben sich gleich drei Bürgerinitiativen in Aigen und Parsch gegründet, um dem Anliegen der Anwohner mehr Gewicht zu verleihen.
Eine der treibenden Kräfte ist die Initiative „Rettet das Aignertal“. Sie hat sich dem Schutz einer spezifischen Grünfläche im Bereich der Überfuhrstraße in Aigen verschrieben. Zu den Sprechern der Gruppe gehören unter anderem die Apothekerin Kathrin Bolzer-Tichtel sowie Kerstin Lomb, Manuela Riedl und Alexander Neumann.
Sie argumentieren, dass diese Flächen nicht nur für das Mikroklima und die Artenvielfalt von unschätzbarem Wert sind, sondern auch als wichtige Frischluftschneisen für die gesamte Stadt dienen. Der Verlust dieser letzten grünen Oasen wäre nach ihrer Auffassung irreparabel.
Bodenversiegelung in Österreich
Österreich gehört zu den europäischen Ländern mit der höchsten Bodenversiegelung. Täglich werden wertvolle landwirtschaftliche Flächen und Naturräume in Bauland umgewandelt. Dies hat weitreichende Folgen für die Umwelt, die Landwirtschaft und die Lebensqualität in den Städten.
Ein Streit um politisches Erbe
Die aktuelle Debatte hat auch eine historische Dimension. Die Bürgerinitiativen berufen sich in ihrer Argumentation auf die Gründerväter der Salzburger Bürgerliste (BL), Herbert Fux und Richard Hörl. Beide waren in den 1970er und 80er-Jahren vehemente Kämpfer für den Schutz des Salzburger Grünlands.
Die Initiativen werfen der heutigen Bürgerliste, die Teil der Stadtregierung ist, vor, dieses Erbe zu verraten. Sie fordern eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen Prinzipien des rigorosen Grünlandschutzes.
„Herbert Fux und Richard Hörl hätten sich niemals für die Umwidmung von geschütztem Grünland für private Interessen eingesetzt“, so die einhellige Meinung vieler Protestierender.
Die Bürgerliste kontert diese Vorwürfe. Aus Parteikreisen heißt es, Fux und Hörl sei es beim Grünlandschutz nie um die Partikularinteressen einzelner Anwohner gegangen, sondern stets um das große Ganze. Die Partei argumentiert, dass städtische Entwicklung eine Abwägung verschiedener Interessen erfordere und der Schutz von Grünland im Gesamtkontext der Stadtentwicklung betrachtet werden müsse.
Wie geht es weiter in Aigen und Parsch?
Die Konfrontation im Heffterhof war nur der Auftakt eines sich zuspitzenden Konflikts. Die Bürgerinitiativen haben angekündigt, ihren Widerstand zu verstärken und alle rechtlichen und politischen Mittel auszuschöpfen, um die geplanten Änderungen zu verhindern.
Die Stadtregierung steht nun unter erheblichem Druck. Sie muss einen Weg finden, die Notwendigkeit von Stadtentwicklung mit dem dringenden Wunsch der Bevölkerung nach dem Erhalt von Lebensqualität und Grünräumen in Einklang zu bringen. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob ein Kompromiss möglich ist oder der Kampf um Salzburgs Grünland weiter eskaliert.





