Der Kleintransporter-Vermieter 123-Transporter hat Insolvenz angemeldet. Für hunderte Kundinnen und Kunden in Salzburg bedeutet dies, dass die Rückzahlung ihrer Kautionen ungewiss ist. Das Unternehmen mit Sitz in Niederösterreich hat beim Landesgericht Wiener Neustadt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt und hinterlässt Schulden in Millionenhöhe.
Die Arbeiterkammer Salzburg verzeichnet allein in diesem Bundesland rund 200 Beschwerdefälle von Betroffenen. Die Probleme mit nicht retournierten Sicherheitsleistungen und fragwürdigen Gebühren bestehen laut Konsumentenschützern bereits seit Jahren. Durch die nun eingetretene Zahlungsunfähigkeit haben sich die Aussichten für die Geschädigten, ihr Geld zurückzuerhalten, erheblich verschlechtert.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Firma 123-Transporter (123 Shared Mobility GmbH) ist insolvent und hat ein Sanierungsverfahren beantragt.
- Die Verbindlichkeiten des Unternehmens belaufen sich auf rund 4,7 Millionen Euro.
- Allein in Salzburg sind laut Arbeiterkammer etwa 200 Kunden von nicht zurückgezahlten Kautionen betroffen.
- Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits wegen Betrugsverdachts gegen den Geschäftsführer.
- Die Chancen für Kunden, ihre volle Kaution zurückzuerhalten, sind sehr gering; eine Quote von nur 20 Prozent wird in Aussicht gestellt.
Ein Sanierungsfall mit weitreichenden Folgen
Die Nachricht von der Insolvenz der 123 Shared Mobility GmbH, die unter dem Namen 123-Transporter bekannt ist, sorgt bei vielen ehemaligen Kunden für große Unsicherheit. Am Montag wurde offiziell bekannt, dass das Unternehmen beim zuständigen Gericht in Wiener Neustadt ein Sanierungsverfahren eingeleitet hat. Dieser Schritt war für Branchenkenner jedoch absehbar, da sich die finanziellen Schwierigkeiten bereits seit Längerem abzeichneten.
Das Unternehmen war auch in Salzburg stark vertreten. An insgesamt vier Standorten – in der Stadt Salzburg, Bergheim, Hallein und Bischofshofen – konnten Kunden Kleintransporter mieten. Die Vermietung erfolgte dabei oft in Kooperation mit den örtlichen Obi-Baumärkten. Diese Partnerschaft wurde jedoch bereits vor der Insolvenzanmeldung beendet, ein klares Zeichen für die zunehmenden Probleme.
Was ist ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung?
Bei einem Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung wird ein externer Insolvenzverwalter bestellt, der die Kontrolle über das Unternehmen übernimmt. Das Ziel ist, das Unternehmen zu retten und eine Fortführung zu ermöglichen. Die Gläubiger, einschließlich der Kunden, erhalten dabei in der Regel nur einen Teil ihrer Forderungen zurück – die sogenannte Quote.
Jahrelange Beschwerden und rechtliche Schritte
Die Schwierigkeiten für die Kunden von 123-Transporter sind kein neues Phänomen. Bereits seit mehreren Jahren häuften sich bei Konsumentenschutzorganisationen wie der Arbeiterkammer (AK) die Beschwerden. Kunden meldeten, dass ihre hinterlegten Kautionen entweder gar nicht oder erst nach monatelanger Verzögerung zurückgezahlt wurden. In anderen Fällen wurden ihnen ungerechtfertigte Strafen oder Gebühren in Rechnung gestellt.
„In den vergangenen Monaten haben wir fast tagtäglich dazu beraten“, erklärte Konsumentenschützerin Martina Plazer von der AK Salzburg. Sie beziffert die Zahl der bekannten Fälle allein in Salzburg auf rund 200. Die strittigen Beträge variieren dabei stark und reichen von 66 Euro bis hin zu über 1.000 Euro.
Laut Plazer sei es bis vor wenigen Wochen noch möglich gewesen, durch rechtliche Schritte Rückzahlungen zu erwirken. Zuletzt habe das Unternehmen jedoch auf Anfragen überhaupt nicht mehr reagiert. Dieses Verhalten war ein Vorbote des nun eingetretenen finanziellen Zusammenbruchs.
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft
Die Probleme haben mittlerweile auch die Justiz auf den Plan gerufen. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt führt ein Ermittlungsverfahren gegen den Geschäftsführer der Firma. Die Vorwürfe lauten auf schweren gewerbsmäßigen Betrug und Veruntreuung. Parallel dazu hat der Verein für Konsumenteninformation (VKI) eine Verbandsklage gegen das Unternehmen eingebracht, um die Interessen der geschädigten Verbraucher gebündelt zu vertreten.
Zahlen zur Insolvenz
- Passiva: ca. 4,7 Millionen Euro
- Betroffene Gläubiger: ca. 70
- Betroffene Mitarbeiter: 5
- Negatives Eigenkapital (Ende 2023): ca. 640.000 Euro
Diese Zahlen, veröffentlicht vom Kreditschutzverband Creditreform, verdeutlichen das Ausmaß der finanziellen Schieflage des Unternehmens.
Was bedeutet die Insolvenz für betroffene Salzburger?
Für Kunden, die auf ihr Geld warten, ist die Situation durch die Insolvenz komplizierter geworden. Ihre Forderungen sind nun Teil der Insolvenzmasse. Um überhaupt eine Chance auf eine teilweise Rückzahlung zu haben, müssen sie ihre Ansprüche beim Insolvenzgericht anmelden. Dieser Vorgang ist jedoch mit Kosten verbunden.
Für die Anmeldung einer Forderung im Insolvenzverfahren wird eine Gerichtsgebühr von 25 Euro fällig. Angesichts der angebotenen Sanierungsquote von nur 20 Prozent müssen Betroffene genau abwägen, ob sich dieser Schritt lohnt. Wer beispielsweise auf die Rückzahlung von 100 Euro wartet, würde nach Abzug der Gebühr im besten Fall nichts erhalten, da die Quote nur 20 Euro betragen würde.
Martina Plazer von der AK bezeichnet die Lage für die Konsumenten als „sehr unbefriedigend“. Es sei unklar, ob überhaupt genügend Vermögen (Masse) vorhanden ist, um selbst diese geringe Quote zu bedienen. Die Chancen, das gesamte Geld zurückzubekommen, sind praktisch nicht mehr vorhanden.
So können Kunden jetzt vorgehen
- Forderungshöhe prüfen: Stellen Sie genau fest, wie hoch Ihre offene Forderung (Kaution abzüglich berechtigter Abzüge) ist.
- Wirtschaftlichkeit berechnen: Rechnen Sie aus, ob sich die Anmeldung bei einer Quote von 20 % und einer Gebühr von 25 Euro für Sie lohnt. Eine Anmeldung ist meist nur bei Forderungen über 125 Euro wirtschaftlich sinnvoll.
- Fristen beachten: Informieren Sie sich über die Fristen zur Forderungsanmeldung beim Landesgericht Wiener Neustadt. Diese werden öffentlich bekannt gegeben.
- Hilfe suchen: Wenden Sie sich für eine Beratung an Konsumentenschutzorganisationen wie die Arbeiterkammer oder den VKI.
Die Insolvenz von 123-Transporter ist ein warnendes Beispiel dafür, wie schnell Kunden bei Geschäftsmodellen, die auf Vorauszahlungen oder Kautionen basieren, in finanzielle Schwierigkeiten geraten können. Die weiteren Entwicklungen im Sanierungsverfahren werden zeigen, ob die geschädigten Verbraucher zumindest einen kleinen Teil ihres Geldes wiedersehen.





