Jacqueline Beyer, die langjährige Landesgeschäftsführerin des Arbeitsmarktservice (AMS) Salzburg, wird ihre Position mit 30. September niederlegen. Nach insgesamt 28 Jahren beim AMS, davon sieben an der Spitze in Salzburg, hat sie sich entschieden, neue berufliche Wege zu gehen. Ihre bisherige Stellvertreterin, Julia Kröll, übernimmt interimistisch die Leitung.
Das Wichtigste in Kürze
- Jacqueline Beyer verlässt das AMS Salzburg nach sieben Jahren als Landesgeschäftsführerin.
- Ihr Vertrag war erst vor zwei Jahren bis 2030 verlängert worden.
- Julia Kröll, die stellvertretende Geschäftsführerin, übernimmt die alleinige Leitung bis zur Neubesetzung.
- Politik und Wirtschaftspartner würdigen Beyers unparteiische Führung, insbesondere während der Corona-Pandemie.
Ein unerwarteter Abschied
Die Nachricht über den Rücktritt von Jacqueline Beyer wurde vom AMS in einer Presseaussendung bekannt gegeben. Darin heißt es, Beyer habe sich für einen neuen beruflichen Weg entschieden. Über die genauen Gründe für ihren Abschied wurden keine weiteren Angaben gemacht. Sie selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Ihr Ausscheiden kommt überraschend, da ihr Vertrag erst vor zwei Jahren bis zum 30. Juni 2030 verlängert worden war. Der Verwaltungsrat des AMS wird nun die Ausschreibung für die Nachfolge veranlassen, um die wichtige Position an der Spitze des Salzburger Arbeitsmarktservice neu zu besetzen.
Würdigung ihrer Amtszeit
Politische Vertreter und Sozialpartner reagierten mit Bedauern auf die Ankündigung. Roland Sauer, der Vorsitzende des AMS-Verwaltungsrats, bedankte sich bei Beyer für ihren langjährigen Einsatz. Er betonte ihre Rolle während der Corona-Krise:
„Gerade als Landesgeschäftsführerin in der schwierigen Corona-Zeit hat sie wichtige Impulse für den Salzburger Arbeitsmarkt gesetzt.“
Auch die zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) fand lobende Worte. Sie hob hervor, dass Jacqueline Beyer das AMS „stets mit großem Einsatz, unpolitisch und unparteiisch geführt“ und damit viel Vertrauen geschaffen habe. Es sei sehr schade, dass sie diese Aufgabe nicht weiterführen werde.
Von Seiten der Industriellenvereinigung (IV) Salzburg wurde ebenfalls Bedauern geäußert. Die IV dankte für die konstruktive Zusammenarbeit und unterstrich Beyers Schlüsselrolle während der Pandemie. Unter ihrer Leitung habe das AMS die Unternehmen maßgeblich dabei unterstützt, Mitarbeiter durch das Instrument der Kurzarbeit zu halten und so die wirtschaftlichen Folgen abzufedern.
Vom AMS-Kunden zur Landeschefin
Jacqueline Beyers Karriere beim AMS ist bemerkenswert. Die gebürtige Wienerin hatte ihren ersten Kontakt mit der Organisation als Kundin auf der Suche nach einem Ferialpraktikum. Nach der HAK-Matura und erster Berufserfahrung als Kursleiterin für Arbeitssuchende wechselte sie nach Salzburg und begann ihre Laufbahn beim AMS als Beraterin. Ihre Führungskarriere startete 2002, als sie die Leitung einer Beratungszone mit 15 Mitarbeitern übernahm. Von 2009 bis 2018 leitete sie erfolgreich die AMS-Geschäftsstelle in Gmunden, bevor sie im Juli 2018 zur Landesgeschäftsführerin in Salzburg bestellt wurde.
Herausforderungen am Salzburger Arbeitsmarkt
Jacqueline Beyer trat ihre Leitungsfunktion in einer Phase relativ niedriger Arbeitslosigkeit an. Sie betonte jedoch damals: „Das AMS ist aber immer gefordert, egal ob es eine niedrige oder eine hohe Arbeitslosigkeit gibt.“ Diese Aussage sollte sich bewahrheiten, denn ihre Amtszeit war von erheblichen Herausforderungen geprägt.
Die Corona-Pandemie und ihre Folgen
Die größte Bewährungsprobe war zweifellos die COVID-19-Pandemie. Das AMS Salzburg spielte unter Beyers Führung eine zentrale Rolle bei der Abwicklung der Kurzarbeit. Dieses Instrument half tausenden Unternehmen, ihre Mitarbeiter zu halten und Massenentlassungen zu verhindern. Die Industriellenvereinigung Salzburg würdigte diesen Einsatz als entscheidend für die Abfederung der wirtschaftlichen Auswirkungen.
Arbeitsmarktdaten für Salzburg
Obwohl Salzburg im Österreichvergleich traditionell gut dasteht, zeigten sich zuletzt neue Herausforderungen:
- Anstieg der Arbeitslosigkeit: Mit 31. August verzeichnete Salzburg mit einem Plus von 8,1 % gegenüber dem Vorjahr den bundesweit höchsten Anstieg an arbeitslosen Personen.
- Niedrige Quote: Trotz des Anstiegs hat Salzburg weiterhin die zweitniedrigste Arbeitslosenquote in Österreich, direkt hinter Tirol.
- Langzeitarbeitslosigkeit: Ein wachsendes Problem ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die mit Ende August auf 2.278 Personen anstieg – ein Zuwachs von rund 25 % im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Kampf gegen die Langzeitarbeitslosigkeit
Besonders die Zunahme der Langzeitarbeitslosigkeit bereitete Beyer Sorgen. Noch Anfang September bezeichnete sie es als „oberstes Ziel“, Langzeitbeschäftigungslosigkeit mit allen Mitteln zu verhindern. Sie wies darauf hin, dass vor allem die Innergebirgsgaue Pinzgau, Pongau und Lungau überdurchschnittlich stark von diesem Problem betroffen seien.
Diese Herausforderung wird nun eine der zentralen Aufgaben für ihre Nachfolgerin oder ihren Nachfolger sein. Die interimistische Leiterin Julia Kröll muss die eingeleiteten Maßnahmen fortführen und gleichzeitig die Weichen für die Zukunft des Salzburger Arbeitsmarktes stellen.
Ausblick und Übergangsphase
Mit Julia Kröll übernimmt eine erfahrene Führungskraft die alleinige Geschäftsführung des AMS Salzburg. Als bisherige Stellvertreterin ist sie mit den Abläufen und den aktuellen Herausforderungen bestens vertraut. Ihre Aufgabe wird es sein, die Kontinuität in der Arbeit des AMS zu gewährleisten, bis der Verwaltungsrat eine dauerhafte Nachfolgelösung gefunden hat.
Der Abschied von Jacqueline Beyer markiert das Ende einer Ära für das AMS Salzburg. Ihre unpolitische und sachorientierte Führung hat ihr über Parteigrenzen hinweg Respekt eingebracht. Die kommenden Monate werden zeigen, wer in ihre Fußstapfen treten und den Salzburger Arbeitsmarkt durch die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen navigieren wird.





