Die Raiffeisen Lagerhaus Salzburg GmbH (RLS) wird Ende des Jahres drei ihrer Standorte schließen. Betroffen sind die Filialen in Abersee im Salzkammergut sowie Taxenbach und Niedernsill im Pinzgau. Als Hauptgrund für diese Entscheidung nennt das Unternehmen mangelnde Rentabilität. Die Geschäftsführung der RLS erklärte, dass sinkende Kundenzahlen, gestiegene Anforderungen an moderne Lagerhäuser und der wachsende Online-Handel den wirtschaftlichen Betrieb an diesen Standorten nicht mehr ermöglichen.
Gleichzeitig plant die RLS umfangreiche Investitionen in andere Filialen. Rund neun Millionen Euro sollen in den Aus- und Neubau von Standorten in Bruck an der Glocknerstraße, Flachau und Grödig fließen. Diese strategische Neuausrichtung soll die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sichern und die Dienstleistungen an zentralen Orten modernisieren.
Wichtige Punkte
- Drei Lagerhaus-Standorte schließen Ende 2024: Abersee, Taxenbach, Niedernsill.
- Grund sind mangelnde Rentabilität und hohe Investitionsbedarfe.
- 20 Mitarbeiter sind von den Schließungen betroffen.
- Raiffeisen Lagerhaus Salzburg investiert neun Millionen Euro in andere Standorte.
- Neubau in Grödig für 6,5 Millionen Euro geplant, Eröffnung 2027.
Gründe für die Standortschließungen
Die Raiffeisen Lagerhaus Salzburg GmbH begründet die Schließungen mit einer Kombination aus wirtschaftlichen Faktoren. Eine Pressemitteilung des Unternehmens weist auf die seit Jahren rückläufige Kundenfrequenz an den betroffenen Standorten hin. Dies bedeutet, dass immer weniger Kunden die Filialen in Abersee, Taxenbach und Niedernsill persönlich besuchen.
Zusätzlich sind die Anforderungen an moderne Lagerhäuser gestiegen. Kunden erwarten heute ein breiteres Sortiment, digitale Services und eine effizientere Logistik. Der zunehmende Online-Handel trägt ebenfalls dazu bei, dass der stationäre Handel in bestimmten Regionen unter Druck gerät. Viele Produkte, die früher im Lagerhaus gekauft wurden, sind heute online verfügbar.
Faktencheck
- Rückläufige Kundenfrequenz: Ein Hauptgrund für die Schließungen.
- Online-Handel: Verstärkt den Druck auf den stationären Handel.
- Investitionsbedarf: Hohe Kosten für Gebäudeinfrastruktur an den drei Standorten.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die notwendigen Investitionen. An allen drei Standorten wären laut RLS hohe Investitionen in die Gebäudeinfrastruktur erforderlich gewesen, um sie auf einen modernen Standard zu bringen. Diese Kosten hätten sich angesichts der geringen Rentabilität nicht amortisiert.
Kritik aus den betroffenen Gemeinden
Die Entscheidung der RLS stößt in den betroffenen Gemeinden auf deutliche Kritik. Besonders die Art der Kommunikation wird bemängelt. Der Taxenbacher Bürgermeister Johann Gassner (ÖVP) äußerte sich verärgert über das Vorgehen.
„Dass das so ohne Vorankündigung kommt, weil meine Information ist, dass auch der Obmann der Raiffeisenkasse Taxenbach davon überhaupt nichts gewusst hat. Und über solche Vorgänge ist man verärgert.“
Bürgermeister Gassner zweifelt zudem an der künftigen Versorgungssicherheit der Region. Er befürchtet, dass viele Landwirte in seiner Gemeinde die Schließung nicht verstehen werden und zu anderen Anbietern wechseln könnten. Dies könnte die lokale Wirtschaft zusätzlich belasten.
Hintergrundinformation
Lagerhäuser spielen in ländlichen Regionen oft eine zentrale Rolle. Sie versorgen Landwirte und die Bevölkerung mit Baustoffen, Agrarprodukten, Gartenbedarf und vielem mehr. Eine Schließung kann daher weitreichende Folgen für die lokale Infrastruktur und die Wirtschaft haben.
Gassner kritisierte auch das genossenschaftliche Prinzip der Raiffeisen. Er betonte, dass oft von den Vorteilen des Genossenschaftswesens gesprochen werde, doch im Endeffekt zähle nur der Profit. Er sieht darin einen Widerspruch zur ursprünglichen Idee der Raiffeisenbewegung, die auf regionale Verankerung und Mitgliederförderung abzielt.
"Es wird immer gesagt, dass das Genossenschaftswesen so großartig ist beim Raiffeisenverband. Aber wenn es darauf ankommt, dann zählt nur der Profit. Dann werden Standorte wie Taxenbach fallen gelassen."
Umfassende Investitionen an anderen Standorten
Parallel zu den Schließungen investiert die Raiffeisen Lagerhaus Salzburg GmbH kräftig in andere, als zukunftsfähig eingestufte Standorte. Insgesamt sind rund neun Millionen Euro für den Aus- und Neubau von Filialen vorgesehen. Diese Investitionen sollen die Wettbewerbsfähigkeit der RLS langfristig sichern und den Kunden moderne Einkaufsmöglichkeiten bieten.
Die Modernisierungen und Erweiterungen sind in Bruck an der Glocknerstraße, Flachau und Grödig geplant. Diese Standorte wurden offenbar als strategisch wichtiger eingestuft und sollen zukünftig eine zentrale Rolle im Netzwerk der RLS spielen. Die Investitionen umfassen sowohl bauliche Maßnahmen als auch die Modernisierung des Sortiments und der Dienstleistungen.
Neubau in Grödig als Schwerpunkt
Ein Großteil der Investitionen fließt in den Neubau des Standortes in Grödig. Allein hierfür sind laut RLS 6,5 Millionen Euro eingeplant. Grödig gilt mit mehr als 100.000 Kunden und Kundinnen im Jahr 2024 als einer der wichtigsten Standorte im Bundesland Salzburg. Diese hohe Kundenzahl unterstreicht die Bedeutung dieses Standortes für das Unternehmen.
Der geplante Neubau in Grödig umfasst einen 2.000 Quadratmeter großen Markt mit einem integrierten Baustofflager. Dies ermöglicht eine breitere Produktpalette und eine effizientere Lagerhaltung. Darüber hinaus sind innovative und nachhaltige Elemente vorgesehen. Das Dach des neuen Gebäudes wird begrünt und mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet. Dies soll zur Energieeffizienz und zum Umweltschutz beitragen.
Zusätzlich sind mehr Parkplätze geplant, um den Kunden einen komfortableren Zugang zu ermöglichen. Die Neueröffnung des modernisierten Standortes in Grödig ist für März 2027 vorgesehen. Der bisherige Standort wird für die Umbauarbeiten voraussichtlich ab Ende Juni 2026 vorübergehend geschlossen.
Auswirkungen auf die Mitarbeiter
Die permanenten Schließungen der drei Lagerhäuser haben direkte Auswirkungen auf die Belegschaft. Insgesamt sind 20 Mitarbeiter betroffen: acht in Abersee, sieben in Niedernsill und fünf in Taxenbach. Für diese Mitarbeiter sucht das Unternehmen nach individuellen Lösungen.
Die RLS hat Gespräche mit den betroffenen Mitarbeitern aufgenommen. Ziel ist es, interne Wechselmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens zu prüfen. Sollte ein interner Wechsel nicht möglich sein, bietet die RLS Unterstützung bei Bewerbungen für externe Stellen an. Das Unternehmen betont, dass es darum geht, für jeden Mitarbeiter eine passende Lösung zu finden und soziale Härten abzufedern.
Mitarbeiterzahlen
- Abersee: 8 Mitarbeiter
- Niedernsill: 7 Mitarbeiter
- Taxenbach: 5 Mitarbeiter
- Gesamt: 20 Mitarbeiter betroffen
Verbleibende Standorte und Kundenversorgung
Nach den Schließungen wird die Raiffeisen Lagerhaus Salzburg GmbH noch 24 Standorte in Salzburg betreiben. Kunden aus den geschlossenen Filialen werden auf die nächstgelegenen Lagerhäuser verwiesen. Dies bedeutet für einige Kunden längere Anfahrtswege.
Für Kunden aus Abersee wäre das nächstgelegene Lagerhaus im benachbarten Oberösterreich, in Bad Ischl. Innerhalb Salzburgs liegen die nächsten Filialen für Abersee in Hof und Faistenau. Für Niedernsill sind die Standorte Mittersill und Bruck als Alternativen vorgesehen. Kunden aus Taxenbach können künftig die Lagerhäuser in Bruck und Rauris nutzen.
Die RLS versichert, dass die Versorgung der Region durch das verbleibende Netzwerk weiterhin gewährleistet sein soll. Die Konzentration auf weniger, dafür aber modernere und größere Standorte soll die Effizienz steigern und den Kunden ein besseres Einkaufserlebnis bieten.
Zukunftsaussichten
Die Maßnahmen der Raiffeisen Lagerhaus Salzburg GmbH sind Teil einer branchenweiten Entwicklung. Viele Unternehmen im Einzelhandel und Agrarhandel passen ihre Strategien an veränderte Marktbedingungen an. Die Investitionen in zentrale Standorte und die Schließung unrentabler Filialen sind typische Schritte, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.





