Die wirtschaftliche Lage für viele Unternehmen in Salzburg spitzt sich dramatisch zu. Aktuelle Daten des Alpenländischen Kreditorenverbands (AKV) zeigen einen deutlichen Anstieg der Firmeninsolvenzen in den ersten neun Monaten des Jahres. Besonders alarmierend ist, dass die Gerichte immer häufiger Insolvenzanträge ablehnen, weil die betroffenen Firmen nicht einmal mehr über die Mittel verfügen, um die Verfahrenskosten zu decken.
Wichtige Fakten
- Die Zahl der Firmenpleiten in Salzburg stieg um 12 Prozent.
- In den letzten neun Monaten wurden 168 Insolvenzverfahren eröffnet.
- Jeder zweite Insolvenzantrag wurde vom Gericht mangels Vermögen abgewiesen.
- Die Zahl dieser Abweisungen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent.
- Im Gegensatz dazu sanken die Privatkonkurse leicht um knapp 3 Prozent.
Alarmierende Zunahme der Firmeninsolvenzen
Die Salzburger Wirtschaft sieht sich mit einer wachsenden Welle von Unternehmenspleiten konfrontiert. Laut dem Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) mussten in den vergangenen neun Monaten 168 Firmen den Weg zum Insolvenzgericht antreten. Dies entspricht einem Zuwachs von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Schon das Vorjahr war von einem hohen Insolvenzniveau geprägt, doch die aktuelle Entwicklung übertrifft diese Zahlen noch. Die Statistik verdeutlicht den anhaltenden Druck, unter dem viele Betriebe stehen, von kleinen Dienstleistern bis hin zu etablierten Gastronomiebetrieben.
Ein prominentes Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit ist die Insolvenz der Gastro Betriebs GmbH, die als Pächterin der bekannten Salzburger Traditionsgaststätten „Die Weisse“ und „Sudwerk“ bekannt war. Solche Fälle zeigen, dass die Krise branchenübergreifend wirkt und auch namhafte Unternehmen nicht verschont bleiben.
Gerichte weisen die Hälfte aller Anträge ab
Eine besonders besorgniserregende Entwicklung ist die hohe Zahl der vom Gericht abgewiesenen Insolvenzanträge. Von insgesamt 340 gestellten Anträgen in den letzten neun Monaten wurde die Hälfte, also 170 Verfahren, gar nicht erst eröffnet. Dies stellt einen Anstieg der Abweisungen um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar.
Was bedeutet eine Abweisung mangels Vermögen?
Ein Insolvenzverfahren wird „mangels kostendeckenden Vermögens“ abgewiesen, wenn ein Unternehmen so mittellos ist, dass es nicht einmal mehr die Gerichts- und Verwaltungskosten für das Verfahren selbst aufbringen kann. In diesem Fall gibt es für die Gläubiger praktisch keine Aussicht mehr, auch nur einen Teil ihrer offenen Forderungen zurückzuerhalten. Das Unternehmen wird in der Regel liquidiert und aus dem Firmenbuch gelöscht.
Diese hohe Abweisungsquote signalisiert eine extreme finanzielle Notlage bei den betroffenen Firmen. Ihnen fehlt das grundlegendste Vermögen, um einen geordneten Prozess zur Schuldenregulierung zu durchlaufen. Für Gläubiger, wie Lieferanten oder Dienstleister, bedeutet dies oft einen Totalausfall ihrer Forderungen.
Analyse des Kreditorenverbands
Cornelia Wesenauer vom Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) bewertet die Situation als äußerst kritisch. Sie betont, dass der Anstieg der Abweisungen in Salzburg über dem österreichweiten Durchschnitt liegt. Ihrer Einschätzung nach steuert Österreich auf das dritte Rekordjahr bei den Firmeninsolvenzen in Folge zu.
„Die Steigerung in Salzburg ist damit immer noch überdurchschnittlich im Vergleich zum restlichen Österreich. Aber wir müssen in ganz Österreich berichten, dass es immer mehr Unternehmen gibt, die nicht einmal mehr dieses grundsätzliche Vermögen haben, um ein Insolvenzverfahren zu eröffnen. Das heißt, dass es insgesamt ein Armutszeugnis für die österreichischen Unternehmen ist. Dass ein immer höher werdender Anteil so schlecht dasteht, dass nicht einmal ein Insolvenzverfahren eröffnet werden kann.“
Wesenauers Aussage unterstreicht die tiefgreifende wirtschaftliche Erschöpfung vieler Betriebe. Die Unfähigkeit, ein Insolvenzverfahren zu finanzieren, ist ein klares Indiz dafür, dass alle Reserven aufgebraucht sind und keine realistische Chance auf eine Sanierung mehr besteht.
Die Zahlen im Überblick
- Gesamte Insolvenzanträge: 340 in den letzten 9 Monaten
- Eröffnete Verfahren: 168 (+12 % zum Vorjahr)
- Abgewiesene Verfahren: 170 (+30 % zum Vorjahr)
- Privatkonkurse: Leichter Rückgang um ca. 3 %
Wirtschaftliche Folgen und Ausblick
Die steigende Zahl an Pleiten, insbesondere derjenigen ohne ausreichendes Vermögen, hat weitreichende Konsequenzen. Jeder Konkurs bedeutet nicht nur den Verlust von Arbeitsplätzen, sondern führt auch zu Zahlungsausfällen bei Lieferanten, was eine gefährliche Kettenreaktion auslösen kann. Gesunde Unternehmen können durch die Insolvenz ihrer Geschäftspartner ebenfalls in Schwierigkeiten geraten.
Experten sehen die Ursachen in einem Mix aus hohen Energiekosten, anhaltender Inflation, gestiegenen Zinsen und einem veränderten Konsumverhalten nach der Pandemie. Viele Unternehmen konnten die Belastungen der letzten Jahre nicht mehr kompensieren.
Ein leichter Hoffnungsschimmer bei Privatkonkursen
Während die Situation bei den Unternehmen düster aussieht, gibt es bei den Privatpersonen eine leicht positive Entwicklung. Die Zahl der eröffneten Privatkonkurse ist in Salzburg im selben Zeitraum um knapp drei Prozent zurückgegangen.
Dieser Gegentrend könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, etwa auf die Stabilität des Arbeitsmarktes für unselbstständig Beschäftigte oder auf staatliche Unterstützungsmaßnahmen, die bei Privatpersonen besser greifen. Dennoch bleibt abzuwarten, ob dieser Trend angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheit anhalten wird.





