Eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer (AK) Salzburg zeigt besorgniserregende Ergebnisse zur psychischen Gesundheit von Arbeitnehmern. Besonders betroffen sind Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen. Zwei Drittel von ihnen leiden unter starker psychischer Belastung. Die AK fordert nun konkrete Maßnahmen von Arbeitgebern und dem Gesetzgeber.
Wichtige Erkenntnisse
- Zwei Drittel (66 %) der Beschäftigten in prekären Jobs fühlen sich psychisch stark belastet.
- 41 % der Menschen in unsicheren Arbeitsverhältnissen berichten von häufiger Erschöpfung.
- Fast ein Drittel aller Salzburger Arbeitnehmer kann nach der Arbeit nicht abschalten.
- Die Arbeiterkammer fordert besseren Arbeitsschutz und mehr Kontrollen.
Alarmierende Zahlen am Welttag für psychische Gesundheit
Anlässlich des Welttags für psychische Gesundheit am 10. Oktober hat die Arbeiterkammer Salzburg auf die Ergebnisse ihres Gesundheitsmonitors aufmerksam gemacht. Die Daten zeichnen ein düsteres Bild der Arbeitswelt, insbesondere für jene ohne feste und sichere Anstellung. Die Studie verdeutlicht, dass Arbeitsbedingungen einen direkten Einfluss auf das seelische Wohlbefinden haben.
AK-Präsident und ÖGB-Landesvorsitzender Peter Eder betonte die Dringlichkeit des Themas. „Wir wollen dafür sensibilisieren, dass psychische Belastungen und Erkrankungen kein Einzelschicksal sind“, erklärte er in einer Aussendung. Vielmehr würden bestimmte Arbeitsbedingungen die Entstehung solcher Erkrankungen begünstigen.
Was sind prekäre Arbeitsverhältnisse?
Als prekäre Arbeit werden Beschäftigungsformen bezeichnet, die durch geringe Sicherheit und schlechte Rahmenbedingungen gekennzeichnet sind. Dazu gehören typischerweise:
- Befristete Verträge: Keine langfristige Planungssicherheit.
- Geringe Bezahlung: Einkommen, das oft kaum zum Leben reicht.
- Unregelmäßige Arbeitszeiten: Erschwerte Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
- Teilzeitarbeit mit wenigen Stunden: Oft unfreiwillig und mit geringem Einkommen verbunden.
Der direkte Vergleich: Unsichere Jobs machen krank
Eine Sonderauswertung des AK-Gesundheitsmonitors belegt den Zusammenhang zwischen Job-Sicherheit und psychischer Gesundheit mit klaren Zahlen. Die Unterschiede zwischen Beschäftigten in prekären und jenen in sicheren Arbeitsverhältnissen sind erheblich.
Während 66 Prozent der Menschen in unsicheren Jobs angeben, sich stark belastet zu fühlen, weil sie gedanklich nicht von der Arbeit loskommen, sind es bei Beschäftigten mit sicheren Verträgen 57 Prozent. Dieser Unterschied von neun Prozentpunkten zeigt, wie sehr die Unsicherheit zusätzlich belastet.
Erschöpfung als zentrales Symptom
Noch deutlicher wird der Unterschied beim Thema Erschöpfung. Ganze 41 Prozent der Befragten in prekären Jobs fühlen sich oft oder sehr oft erschöpft. Bei den Arbeitnehmern mit sicheren Arbeitsverhältnissen ist dieser Anteil mit 21 Prozent nur etwa halb so hoch.
Diese Zahlen deuten darauf hin, dass die ständige Sorge um den Arbeitsplatz und die unbeständigen Rahmenbedingungen eine massive zusätzliche Belastung darstellen, die zu chronischer Müdigkeit und Burnout führen kann.
Zahlen zur Arbeitsbelastung in Salzburg
- Mehr als jeder Vierte (über 25 %) fühlt sich durch Zeitdruck stark belastet.
- Rund 23 % litten in den Wochen vor der Befragung an Erschöpfung und Ermüdung.
- Fast jeder Dritte (31 %) kann zu Hause nicht abschalten und denkt ständig an die Arbeit.
Zweifel an der Zukunft: Sorge um die Pension
Die Belastungen im Arbeitsalltag wirken sich auch auf die Zukunftsperspektiven der Salzburger Arbeitnehmer aus. Die Studie zeigt eine weitverbreitete Skepsis, das gesetzliche Pensionsalter bei guter Gesundheit zu erreichen.
Ein Drittel der Befragten (33 Prozent) glaubt nicht daran, bis zur Pensionierung gesund arbeiten zu können. Diese Sorge ist ein klares Indiz dafür, dass die aktuellen Arbeitsbedingungen von vielen als nicht nachhaltig empfunden werden. Es ist eine stille Kapitulation vor dem permanenten Druck und der Erschöpfung.
„Psychische Belastungen und Erkrankungen sind kein Einzelschicksal. Bestimmte Lebens- bzw. Arbeitsbedingungen begünstigen psychische Erkrankungen.“
Forderungen der Arbeiterkammer an Politik und Wirtschaft
Angesichts dieser alarmierenden Ergebnisse hat die Arbeiterkammer Salzburg einen klaren Forderungskatalog an Arbeitgeber und den Gesetzgeber formuliert. Es gehe darum, die Ursachen der Belastung zu bekämpfen und nicht nur die Symptome zu behandeln.
Appell an die Arbeitgeber
Die AK fordert Unternehmen auf, ihrer Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter nachzukommen. Konkret bedeutet das, Arbeit menschengerecht zu gestalten. Arbeitsbedingungen dürften nicht krank machen. Dazu gehören eine Begrenzung der Arbeitsbelastung und ein aktiv gelebter Arbeitnehmerschutz, der über die bloße Einhaltung von Vorschriften hinausgeht.
Forderungen an den Gesetzgeber
Auch die Politik wird in die Pflicht genommen. Die bestehenden Regelungen zum Arbeitsschutz müssen laut AK ausgebaut und vor allem konsequenter durchgesetzt werden. „Es braucht höhere, präventiv wirkende Strafen bei Überschreitung und Missachtung von Schutzbestimmungen“, so Präsident Eder. Um die Einhaltung der Gesetze besser kontrollieren zu können, fordert er eine personelle Aufstockung des Arbeitsinspektorates.
Zusätzlich müsse das Netz an Hilfsangeboten erweitert werden. Der Ausbau von kostenlosen psychosozialen Beratungs- und Behandlungsangeboten sei ein wesentlicher Baustein, um den Betroffenen schnell und unbürokratisch zu helfen. Denn präventive Maßnahmen und frühzeitige Unterstützung sind entscheidend, um langfristige Erkrankungen und deren hohe soziale und wirtschaftliche Kosten zu vermeiden.





