Das Salzburger Gesundheitssystem steht aufgrund der hohen Anzahl an Patientinnen und Patienten aus anderen Bundesländern finanziell unter Druck. Mit einem Anteil von 16 Prozent an sogenannten Gastpatienten zählt Salzburg zu den am stärksten betroffenen Regionen Österreichs, was eine wachsende Debatte über die Kostenverteilung im Gesundheitssystem auslöst.
Das Wichtigste in Kürze
- In Salzburg sind 16 Prozent aller behandelten Spitalspatienten sogenannte Gastpatienten aus anderen Bundesländern.
- Dies führt zu einer erheblichen finanziellen Belastung für das Landesbudget.
- Wien, das mit 20,4 Prozent den höchsten Anteil hat, fordert eine "Gesundheitsregion Ost" als Lösungsmodell.
- Die Diskussion um eine gerechtere Finanzierung und bundesländerübergreifende Gesundheitsplanung nimmt zu.
Salzburg im Bundesländervergleich stark betroffen
Die Behandlung von Patientinnen und Patienten, die nicht in Salzburg wohnen, stellt für das regionale Gesundheitssystem eine wachsende Herausforderung dar. Aktuelle Zahlen zeigen, dass 16 Prozent aller Behandlungsfälle in Salzburger Spitälern auf Personen aus anderen Bundesländern entfallen. Dieser Wert ist einer der höchsten in ganz Österreich.
Nur die Bundeshauptstadt Wien verzeichnet mit 20,4 Prozent einen noch höheren Anteil. Im Vergleich dazu sind die Zahlen in anderen westlichen Bundesländern deutlich niedriger. In Oberösterreich liegt der Anteil bei 8 Prozent, in Tirol bei 7 Prozent.
Gastpatienten-Anteile im Überblick
- Wien: 20,4 %
- Salzburg: 16,0 %
- Oberösterreich: 8,0 %
- Tirol: 7,0 %
Diese Zahlen verdeutlichen, dass insbesondere Wien und Salzburg als medizinische Zentren eine überproportionale Last in der Versorgung von Patientinnen und Patienten aus dem Umland tragen.
Die finanzielle Dimension der Patientenströme
Die finanzielle Belastung durch Gastpatienten ist erheblich. In Wien sind die Kosten laut Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) von 362 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 610 Millionen Euro im Jahr 2024 angestiegen. Die Stadt kritisiert, dass Kosten, die über bestehende Vereinbarungen hinausgehen, aus dem eigenen Budget finanziert werden müssen.
Obwohl für Salzburg keine exakten Kostenzahlen für den gleichen Zeitraum vorliegen, lässt der hohe Patientenanteil auf eine ähnliche finanzielle Belastung schließen. Die überregionale Versorgung strapaziert die Budgets jener Bundesländer, die als medizinische Versorgungszentren dienen.
Wiens Vorstoß für eine Gesundheitsregion Ost
Angesichts der steigenden Kosten hat Wiens Bürgermeister Michael Ludwig die Forderung nach einer gemeinsamen Gesundheitsplanung für die Ostregion erneuert. Er schlägt eine "Gesundheitsregion Ost" vor, die Wien, Niederösterreich und das Burgenland umfassen soll.
"Jeder Mensch hat die beste Gesundheitsversorgung verdient, unabhängig von der Postlezahl am Meldezettel. Von einer Gesundheitsregion Ost würden die Menschen in allen drei Bundesländern profitieren", so Ludwig.
Der Bürgermeister lud Niederösterreich und das Burgenland ein, die Gespräche darüber so bald wie möglich aufzunehmen. Als Vorbild für eine solche Kooperation nannte er den bereits bestehenden Verkehrsverbund Ost-Region (VOR), in dem der öffentliche Verkehr ebenfalls gemeinsam geplant wird.
Hintergrund: Warum kommen so viele Gastpatienten?
Die hohe Zahl an Gastpatienten in Zentren wie Wien und Salzburg hat mehrere Gründe. Einerseits pendeln viele Menschen zur Arbeit in die Städte und nehmen im Notfall das nächstgelegene Krankenhaus in Anspruch. Andererseits bieten die Universitätskliniken und spezialisierten Zentren in diesen Städten medizinische Leistungen an, die in ländlicheren Regionen oft nicht verfügbar sind.
Politische Reaktionen auf den Reformvorschlag
Der Vorschlag einer gemeinsamen Gesundheitsregion stößt auf unterschiedliche Reaktionen. Die Grünen unterstützen die Idee. Die Parteichefin Judith Pühringer betonte die Dringlichkeit von Strukturreformen im Gesundheitssystem. Die grüne Gesundheitssprecherin Barbara Huemer schlug vor, die Finanzierung nach dem Vorbild des Verkehrsverbunds zu bündeln.
Kritik kommt hingegen von der Wiener ÖVP. Der geschäftsführende Parteichef Markus Figl fordert primär eine Reform, die das Wiener Gesundheitssystem vereinfacht und effizienter macht. Die Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec wies darauf hin, dass die Operations-Wartezeiten in Wien explodieren, obwohl die Anzahl der Gastpatienten seit Jahren stabil sei. Sie hinterfragte zudem, warum Bürgermeister Ludwig dem aktuellen Finanzausgleich zugestimmt habe, wenn dieser für Wien so nachteilig sei.
Was bedeutet das für Salzburg?
Auch wenn sich die aktuelle Debatte auf die Ostregion konzentriert, ist die Problematik für Salzburg von großer Bedeutung. Als medizinisches Zentrum für das westliche Österreich und das benachbarte Bayern steht auch Salzburg vor der Herausforderung, eine qualitativ hochwertige Versorgung für eine wachsende Zahl von Patientinnen und Patienten aus dem Umland sicherzustellen.
Die Diskussion über eine fairere Lastenverteilung und eine bessere überregionale Planung könnte daher auch für den Westen Österreichs ein wichtiges Zukunftsmodell werden. Die zentrale Frage bleibt, wie die Kosten für die medizinische Versorgung solidarisch und gerecht auf alle Bundesländer verteilt werden können.





