Die Stadt Salzburg hat in den letzten acht Jahren nur zwei Kilometer neue Radwege fertiggestellt. Dieses Ergebnis steht im starken Kontrast zur „Radstrategie 2025“, die im Jahr 2017 ein Ziel von 50 neuen Kilometern festlegte. Während die Stadtverwaltung auf eine gestiegene Qualität der neuen Abschnitte verweist, kritisieren Beobachter das langsame Tempo und die verfehlten Ziele.
Das Wichtigste in Kürze
- Ziel verfehlt: Von den geplanten 50 Kilometern neuer Radwege bis 2025 wurden seit 2017 nur zwei Kilometer realisiert.
- Qualität als Argument: Die Stadt betont, dass die neuen Wege breiter, sicherer und besser beleuchtet sind.
- Politische Hürden: Anhaltende Konflikte zwischen der Stadt und dem Land Salzburg blockieren wichtige Projekte auf Landesstraßen.
- Geringe Umsetzung: Die Zahlen zeigen eine deutliche Diskrepanz zwischen den politischen Ankündigungen und der tatsächlichen Bauleistung.
Die Radstrategie 2025 und die Realität
Im Jahr 2017 verabschiedete die Stadt Salzburg eine ambitionierte Radstrategie. Das zentrale Ziel war es, das Radwegenetz bis 2025 um 50 Kilometer zu erweitern, um den Radverkehr zu fördern und die Stadt fahrradfreundlicher zu gestalten. Die Strategie sollte ein klares Signal für eine moderne und nachhaltige Mobilitätspolitik setzen.
Acht Jahre später zeigt die Bilanz jedoch ein ernüchterndes Bild. Von den versprochenen 50 Kilometern wurden lediglich zwei Kilometer umgesetzt. Das entspricht einer Zielerreichung von nur vier Prozent. Diese geringe Bauleistung wirft Fragen zur Umsetzbarkeit und Priorisierung der städtischen Verkehrsplanung auf.
Zahlen im Überblick
- Geplant (bis 2025): 50 km neue Radwege
- Gebaut (seit 2017): 2 km
- Zielerreichung: 4 %
- Durchschnitt pro Jahr: 0,25 km
Qualität statt Quantität als neue Devise
Konfrontiert mit den geringen Ausbauzahlen argumentiert die Stadtverwaltung, dass der Fokus nicht allein auf der Länge, sondern vor allem auf der Qualität der neuen Radwege liege. Man habe sich bewusst entschieden, langsamere, aber dafür hochwertigere Projekte umzusetzen. Diese Argumentation soll die geringe Kilometerzahl rechtfertigen.
Was bedeutet höhere Qualität?
Nach Angaben der Stadt umfassen die Qualitätsverbesserungen mehrere Aspekte. Neue Radwege werden demnach breiter angelegt, um ein sicheres Überholen und die Nutzung durch Lastenräder zu ermöglichen. Weitere Merkmale sind:
- Bessere und durchgehende Beleuchtung für mehr Sicherheit bei Dunkelheit.
- Klare Trennung vom Fuß- und Autoverkehr zur Vermeidung von Konflikten.
- Hochwertige Fahrbahnbeläge für mehr Fahrkomfort.
Diese Standards führen jedoch zu komplexeren Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie zu höheren Baukosten, was laut Stadt das langsame Tempo erklärt. Kritiker wenden ein, dass auch bei hohen Qualitätsstandards eine schnellere Umsetzung möglich sein müsste.
Politische Blockaden verlangsamen den Ausbau
Ein wesentlicher Grund für die Verzögerungen sind laut Berichten die fortwährenden Auseinandersetzungen zwischen der Stadt und dem Land Salzburg. Viele geplante Radwege sollen entlang von Landesstraßen verlaufen, die sich auf Stadtgebiet befinden. Hierfür ist eine enge Abstimmung und Kooperation beider Gebietskörperschaften notwendig.
Zuständigkeiten als Hürde
Für den Bau von Radwegen an Landesstraßen (gekennzeichnet mit einem „B“) ist das Land Salzburg zuständig, auch wenn diese durch das Stadtgebiet führen. Die Stadt kann zwar Wünsche äußern und Planungen vorantreiben, die finale Genehmigung und oft auch die Finanzierung hängen jedoch vom Land ab. Unterschiedliche politische Prioritäten und langwierige Verhandlungen führen regelmäßig zu Stillstand bei wichtigen Projekten.
Seit Monaten gibt es Streitigkeiten über die Umsetzung konkreter Radprojekte. Meinungsverschiedenheiten über Streckenführung, Finanzierung und Zuständigkeiten blockieren den Fortschritt. Solange diese politischen Konflikte nicht gelöst werden, ist eine Beschleunigung des Radwegeausbaus unwahrscheinlich.
Die Auswirkungen auf den Stadtverkehr
Das langsame Tempo beim Radwegebau hat direkte Folgen für die Salzburger Bevölkerung und die angestrebte Verkehrswende. Ohne ein sicheres und lückenloses Radwegenetz fällt es vielen Menschen schwer, vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen. Dies steht im Widerspruch zu den Klimazielen der Stadt und dem Wunsch, den innerstädtischen Autoverkehr zu reduzieren.
Bestehende Radwege enden oft abrupt oder sind nicht miteinander verbunden, was zu gefährlichen Situationen für Radfahrer führt. Die Schaffung eines zusammenhängenden Netzes wird als entscheidender Faktor für die Attraktivität des Radfahrens angesehen. Die aktuelle Bilanz zeigt, dass Salzburg von diesem Ziel noch weit entfernt ist.
Während andere Städte in Österreich und Europa den Ausbau der Radinfrastruktur massiv vorantreiben, scheint Salzburg den Anschluss zu verlieren. Die Diskrepanz zwischen den ehrgeizigen Zielen der Radstrategie von 2017 und der Realität im Jahr 2024 ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die Umsetzung der Mobilitätswende in der Stadt nur mühsam vorankommt.





