In Salzburg ist eine politische Debatte über das Andenken an den verstorbenen Extremsportler Felix Baumgartner entbrannt. Ein Vorschlag der FPÖ, eine Straße nach ihm zu benennen, wurde von Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) entschieden abgelehnt. Als Hauptgrund nannte er einen bestehenden Gemeinderatsbeschluss, der die Benennung von Straßen nach Frauen priorisiert.
Die Diskussion wirft ein Licht auf die Kriterien der Stadt für öffentliche Ehrungen und die kontroverse Persönlichkeit Baumgartners, der im Juli 2025 bei einem Paragleit-Unfall ums Leben kam.
Das Wichtigste in Kürze
- Die FPÖ Salzburg beantragte die Benennung einer Straße oder eines Platzes nach Felix Baumgartner.
- Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) lehnte den Vorschlag mit Verweis auf einen Gemeinderatsbeschluss ab.
- Der Beschluss sieht vor, Frauen bei Straßenbenennungen zu bevorzugen, da ihr Anteil aktuell unter 10 % liegt.
- Baumgartners politisch kontroverse Aussagen sind ebenfalls Teil der öffentlichen Debatte um sein Vermächtnis.
- Der Extremsportler verstarb im Juli 2025 bei einem Unfall in Italien, dessen Ursache noch untersucht wird.
FPÖ-Initiative zur Ehrung eines "großen Sohnes der Stadt"
Wenige Monate nach dem tragischen Tod von Felix Baumgartner hat die Freiheitliche Partei in Salzburg eine offizielle Initiative gestartet, um den weltbekannten Extremsportler im Stadtbild zu verewigen. Der FPÖ-Klubobmann Paul Dürnberger reichte im Gemeinderat einen Antrag ein, eine Straße oder einen Platz nach dem gebürtigen Salzburger zu benennen.
Die Partei argumentiert, dass Baumgartner durch seine spektakulären Leistungen, insbesondere den Stratosphärensprung im Jahr 2012, weltweite Bekanntheit erlangt und damit auch den Namen Salzburgs in die Welt getragen habe. "Er hat weltweite Berühmtheit erlangt und das ist auch auf Salzburg zurückgefallen", betonte Dürnberger bereits kurz nach Baumgartners Tod in einem Interview mit den Salzburger Nachrichten.
Die FPÖ sieht in der Straßenbenennung eine angemessene Würdigung für die Verdienste Baumgartners, den sie als "großen Sohn der Stadt" bezeichnet. Die Forderung wurde bereits wenige Tage nach dem Unfall im Juli erstmals öffentlich geäußert.
Klare Absage aus dem Rathaus
Die Reaktion von Salzburgs Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) auf den Vorschlag der FPÖ fiel unmissverständlich aus. Er erteilte dem Antrag eine klare Absage und begründete seine Haltung nicht mit der Person Baumgartners, sondern mit einer grundsätzlichen Regelung der Stadt Salzburg.
Auinger verwies auf eine bestehende politische Leitlinie, die bei der Vergabe von Straßennamen für mehr Gleichberechtigung sorgen soll. In einer Stellungnahme gegenüber dem ORF erklärte der Bürgermeister die rechtliche Grundlage seiner Entscheidung.
"Es gibt einen klaren Beschluss des Gemeinderates, dass bei Straßenumbenennungen zuerst Frauennamen kommen – nachdem hier nicht einmal zehn Prozent der Straßen nach Frauen benannt sind."
Mit dieser Aussage machte Auinger deutlich, dass die Stadtverwaltung eine historische Schieflage bei der Ehrung von Persönlichkeiten korrigieren will. Er ließ keinen Raum für Spekulationen über eine mögliche Ausnahme und formulierte eine langfristige Prognose.
"Ich kann jetzt schon prophezeien, dass es in den nächsten 30 Jahren sicherlich keine Felix-Baumgartner-Straße geben wird", so der Bürgermeister. Der Antrag der FPÖ werde zwar formell im Gemeinderat behandelt, das Ergebnis stehe jedoch aufgrund der geltenden Beschlusslage bereits fest.
Hintergrund: Die Regelung zur Straßenbenennung
Viele österreichische Städte haben in den letzten Jahren Richtlinien erlassen, um den geringen Anteil an nach Frauen benannten Straßen zu erhöhen. In Salzburg sind laut Stadtverwaltung weniger als 10 % der Verkehrsflächen nach weiblichen Persönlichkeiten benannt. Der Gemeinderatsbeschluss soll sicherstellen, dass bei Neu- und Umbenennungen vorrangig Frauen berücksichtigt werden, bis ein ausgewogeneres Verhältnis erreicht ist.
Ein umstrittenes Vermächtnis
Während die offizielle Begründung für die Ablehnung auf der Frauenquote beruht, spielt im Hintergrund auch die polarisierende Persönlichkeit Felix Baumgartners eine Rolle. Schon bei der ersten Forderung der FPÖ äußerte Klubobmann Dürnberger die Befürchtung, dass linksgerichtete Parteien den Antrag aufgrund von Baumgartners politischen Äußerungen ablehnen könnten.
Der Extremsportler war nicht nur für seine waghalsigen Sprünge bekannt, sondern auch für seine kontroversen politischen Ansichten. Besondere Aufmerksamkeit erregte ein Interview mit der Kleinen Zeitung, in dem er sich kritisch über die Demokratie äußerte.
Zitat von Felix Baumgartner
"Du kannst in einer Demokratie nichts bewegen. Wir würden eine gemäßigte Diktatur brauchen, wo es ein paar Leute aus der Privatwirtschaft gibt, die sich wirklich auskennen."
Solche Aussagen machten Baumgartner zu einer Reizfigur und führten zu heftigen Debatten weit über die Grenzen Österreichs hinaus. Während ihn politische Gegner scharf kritisierten, fand er bei der FPÖ und anderen rechten Gruppierungen Zuspruch für seine Ansichten.
Der tragische Unfall und offene Fragen
Felix Baumgartner verunglückte im Juli 2025 im Alter von 56 Jahren bei einem Paragleit-Unfall an der italienischen Adriaküste. Er stürzte in der Nähe des Küstenortes Porto Sant’Elpidio ab und erlag seinen Verletzungen. Sein Tod löste international Bestürzung aus.
Die genaue Ursache des Absturzes ist nach wie vor Gegenstand von Ermittlungen der italienischen Behörden. Ersten Berichten zufolge könnte ein plötzliches Unwohlsein dazu geführt haben, dass Baumgartner die Kontrolle über sein Fluggerät verlor. Ob jedoch ein gesundheitliches Problem oder ein technischer Defekt zum Unfall führte, ist laut Informationen der Nachrichtenagentur dpa noch nicht abschließend geklärt.
Sportliche Meilensteine
Ungeachtet der politischen Kontroversen bleibt das sportliche Erbe von Felix Baumgartner unbestritten. Er gilt als einer der Pioniere des Base-Jumpings und Extremsports. Zu seinen bekanntesten Aktionen gehören:
- Der Sprung von der Christusstatue in Rio de Janeiro (Brasilien).
- Die Überquerung des Ärmelkanals im freien Fall mit einem Carbon-Flügel.
- Der Sprung vom Taipei 101, dem damals höchsten Gebäude der Welt.
Seinen größten Erfolg feierte er am 14. Oktober 2012 mit dem Projekt "Red Bull Stratos". Bei seinem Sprung aus einer Kapsel in rund 39 Kilometern Höhe durchbrach er als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer und stellte zwei Weltrekorde auf. Dieses Ereignis wurde weltweit von Millionen Menschen live verfolgt und zementierte seinen Status als Legende des Extremsports.
Während eine Straße in seiner Heimatstadt Salzburg in absehbarer Zeit nicht nach ihm benannt wird, bleiben seine sportlichen Leistungen ein fester Bestandteil der Geschichte.





