Die Partei KPÖ Plus hat im Salzburger Gemeinderat einen umfassenden Plan zur Verkehrsberuhigung vorgelegt. Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollen in der Stadt Salzburg 30 neue Tempo-30-Zonen eingerichtet werden. Ziel der Initiative ist es, die Verkehrssicherheit zu erhöhen, die Lärmbelastung für Anwohner zu senken und die Luftqualität zu verbessern.
Der Antrag konzentriert sich auf Straßenabschnitte, die an wichtigen Radrouten liegen oder an sensiblen Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Seniorenheimen vorbeiführen. Die Partei argumentiert, dass eine Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit in diesen Bereichen entscheidend für den Schutz der schwächsten Verkehrsteilnehmer ist.
Die wichtigsten Punkte
- Die KPÖ Plus hat einen Antrag für 30 neue Tempo-30-Zonen im Salzburger Gemeinderat eingebracht.
- Die Umsetzung soll innerhalb der nächsten zwei Jahre erfolgen.
- Schwerpunkte sind Straßen an Radrouten, Schulen, Kindergärten und Pflegeeinrichtungen.
- Die Hauptziele sind mehr Sicherheit, weniger Lärm und bessere Luftqualität in Wohngebieten.
Ein Plan für mehr Sicherheit und Lebensqualität
Die KPÖ Plus begründet ihren Vorstoß mit dem Ziel, die Lebensqualität in der Stadt Salzburg spürbar zu steigern. In einer offiziellen Aussendung betont die Partei, dass niedrigere Geschwindigkeiten nachweislich die Unfallgefahr und die Schwere von Kollisionen reduzieren. Besonders in Wohn- und Nebenstraßen sei dieser Effekt wissenschaftlich belegt.
Der eingereichte Antrag kritisiert, dass in vielen kritischen Bereichen der Stadt immer noch eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h gilt. Dies betrifft laut KPÖ Plus auch Abschnitte entlang von Hauptradwegen und in der Nähe von Einrichtungen, die von Kindern und älteren Menschen frequentiert werden.
Cornelia Plank, die Klubvorsitzende der KPÖ Plus im Gemeinderat, unterstreicht die Dringlichkeit des Anliegens. Sie verweist auf zahlreiche europäische Städte, die bereits flächendeckend Tempo 30 eingeführt haben und damit positive Erfahrungen machen. „Mit Tempo 30 geht das ruhiger, sicherer und lebenswerter“, erklärte Plank.
Hintergrund: Die Wirkung von Tempo 30
Die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h auf 30 km/h hat messbare Auswirkungen. Der Anhalteweg eines Fahrzeugs verkürzt sich bei einer Geschwindigkeit von 30 km/h um etwa die Hälfte. Gleichzeitig sinkt das Risiko tödlicher Verletzungen für Fußgänger bei einem Zusammenprall um ein Vielfaches. Studien zeigen auch eine Lärmreduktion von bis zu drei Dezibel, was von Anwohnern als eine Halbierung des Verkehrslärms wahrgenommen wird.
Die wissenschaftlichen Argumente für langsameres Fahren
Die Forderung nach mehr Tempo-30-Zonen stützt sich auf eine Reihe von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Experten für Verkehrssicherheit betonen immer wieder die direkten Zusammenhänge zwischen Geschwindigkeit, Unfallwahrscheinlichkeit und Unfallschwere.
Kürzere Anhaltewege und geringere Aufprallenergie
Einer der wichtigsten physikalischen Faktoren ist der Anhalteweg, der sich aus Reaktionsweg und Bremsweg zusammensetzt. Während der Reaktionsweg bei beiden Geschwindigkeiten ähnlich ist, ist der Bremsweg bei 50 km/h deutlich länger als bei 30 km/h. Das bedeutet, dass ein Fahrer bei Tempo 30 oft noch rechtzeitig anhalten kann, wo es bei Tempo 50 bereits zu einer Kollision gekommen wäre.
Sollte es dennoch zu einem Unfall kommen, ist die Aufprallenergie bei 30 km/h erheblich geringer. Dies erhöht die Überlebenschancen für ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Radfahrer dramatisch.
Statistik zur Verkehrssicherheit
Laut dem Österreichischen Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) überleben neun von zehn Fußgängern einen Zusammenstoß mit einem Auto bei 30 km/h. Bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h sinkt diese Überlebensrate auf nur noch fünf von zehn Personen. Dieser statistische Unterschied ist ein zentrales Argument für Geschwindigkeitsbegrenzungen in städtischen Gebieten.
Weniger Lärm, bessere Luft
Die Vorteile beschränken sich nicht nur auf die Sicherheit. Langsamerer und gleichmäßigerer Verkehr führt zu einer geringeren Lärmemission. Motoren- und Reifengeräusche nehmen bei niedrigeren Geschwindigkeiten ab. Gleichzeitig kann ein harmonischerer Verkehrsfluss den Schadstoffausstoß reduzieren, da starkes Beschleunigen und abruptes Bremsen, die besonders viele Emissionen verursachen, seltener werden.
„Tempo 30 in Wohn- und Nebenstraßen reduziert nachgewiesenermaßen sowohl die Unfallgefahr als auch die Schwere von Verkehrsunfällen. Gerade Kinder und ältere Menschen würden diesen Schutz brauchen.“
– Cornelia Plank, Klubvorsitzende KPÖ Plus
Liste der 30 vorgeschlagenen Straßen
Der Antrag der KPÖ Plus listet 30 konkrete Straßen und Plätze auf, die in Tempo-30-Zonen umgewandelt werden sollen. Die Auswahl erfolgte strategisch, basierend auf ihrer Funktion als Radroute, ihrer Nähe zu sensiblen Einrichtungen oder ihrer Bedeutung für das städtische Leben.
Schwerpunkt Radverkehr und Schulwege
Ein Großteil der vorgeschlagenen Straßen sind Teile von Landes- oder Hauptradrouten. Die Partei argumentiert, dass hier die Sicherheit für Radfahrer oberste Priorität haben muss. Folgende Straßen sind unter anderem betroffen:
- Neutorstraße, Herbert-von-Karajanplatz, Münzgasse: Wichtige Verbindungen in der Altstadt.
- Itzlinger Hauptstraße, Schallmooser Hauptstraße, Maxglaner Hauptstraße: Hauptverkehrsadern mit hohem Radverkehrsaufkommen.
- Innsbrucker Bundesstraße, Linzer Bundesstraße, Sterneckstraße: Wichtige Landesstraßen, die auch als Landesradrouten dienen.
- Gaswerkgasse: Bekannt für eine unübersichtliche Querung einer Hauptradroute.
Schutz für sensible Bereiche
Andere Straßen wurden aufgrund ihrer Lage ausgewählt. Dazu gehören:
- Haunspergstraße: Standort eines Kindergartens.
- Schwarzstraße: Hier befinden sich die Volksschule der Franziskanerinnen und das Musikum.
- Siebenstädterstraße: Wichtiger Schulwegübergang.
- Rudolfskai: Ein Bereich mit intensivem Nachtleben, in dem die Sicherheit für Fußgänger erhöht werden soll.
Politischer Prozess und mögliche Auswirkungen
Nach der Einbringung im Gemeinderat wird der Antrag nun in den zuständigen Ausschüssen beraten. Dort werden Experten angehört und die verkehrstechnische Machbarkeit geprüft. Eine Entscheidung wird in den kommenden Monaten erwartet.
Die Debatte über Tempo 30 ist in vielen Städten intensiv. Befürworter heben die gesteigerte Sicherheit und Lebensqualität hervor. Kritiker äußern oft Bedenken hinsichtlich eines möglichen Rückstaus und längerer Fahrzeiten. Verkehrsexperten weisen jedoch darauf hin, dass die durchschnittliche Fahrzeit in der Stadt durch Ampeln und Verkehrsdichte bestimmt wird und die Höchstgeschwindigkeit oft nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Sollte der Antrag angenommen werden, würde Salzburg dem Beispiel anderer europäischer Städte wie Graz, Paris oder Brüssel folgen, die bereits großflächige Tempo-30-Zonen erfolgreich umgesetzt haben. Die nächsten Schritte im politischen Prozess werden zeigen, ob sich eine Mehrheit für diesen Weg findet.





