Die Milchprodukte aus dem Bundesland Salzburg werden immer vielfältiger und hochwertiger, doch die Produzenten stehen vor großen Herausforderungen. Steigende Kosten, strenge gesetzliche Auflagen und ein starker Preisdruck durch die Konsumenten zwingen immer mehr landwirtschaftliche Betriebe, die Herstellung von Käse, Joghurt und anderen Spezialitäten einzustellen. Dies bestätigt das Salzburger Agrarmarketing und zeichnet das Bild einer Branche im Wandel.
Wichtige Erkenntnisse
- Trotz steigender Produktqualität und Vielfalt geben viele Salzburger Milchproduzenten auf.
- Hohe Hygieneauflagen, großer Arbeitsaufwand und wirtschaftlicher Druck sind die Hauptgründe.
- Konsumenten kaufen zwar mehr Milchprodukte, achten aber stark auf den Preis und Sonderangebote.
- Direktvermarktung ab Hof wird für viele Bauern zu einer wichtigen, aber herausfordernden Alternative.
Ein Sektor im Wandel: Mehr Vielfalt, weniger Betriebe
Die Salzburger Landwirtschaft ist bekannt für ihre hochwertigen Milchprodukte. Von traditionellem Bergkäse bis hin zu kreativen Joghurtvarianten – die Angebotsvielfalt wächst stetig. Doch dieser positive Trend hat eine Kehrseite: Die Zahl der produzierenden Betriebe nimmt ab. Viele Bauernhöfe, die über Generationen Milch verarbeitet haben, sehen sich gezwungen, diesen Produktionszweig aufzugeben.
Günther Kronberger vom Salzburger Agrarmarketing erklärt die schwierige Situation. Er beobachtet, dass der hohe Qualitätsanspruch für die Betriebe sowohl eine Leidenschaft als auch eine Bürde ist. Einerseits streben die Landwirte nach exzellenten Produkten, andererseits werden die Rahmenbedingungen immer schwieriger.
„Wir haben einige Betriebe, die aufhören mussten, weil der Arbeitsaufwand und die Hygieneauflagen einfach zu hoch sind“, so Kronberger.
Er betont jedoch, dass dies nicht immer das Ende der landwirtschaftlichen Tätigkeit bedeutet. Viele stellen ihre Bewirtschaftung um und suchen nach neuen Wegen. Gleichzeitig gibt es auch immer wieder neue, innovative Betriebe, die den Schritt in die Milchverarbeitung wagen und den Markt mit frischen Ideen bereichern.
Hintergrund: Winklhof Oberalm
Die Herausforderungen und die Qualität der regionalen Produkte wurden kürzlich bei einer Verkostung am Winklhof in Oberalm deutlich. Solche Veranstaltungen dienen dazu, das Bewusstsein für die Arbeit der Landwirte zu schärfen und den Wert hochwertiger, regionaler Lebensmittel zu vermitteln.
Die Hürden für Produzenten: Auflagen und Kostendruck
Die Gründe für die Betriebsaufgaben sind vielschichtig. An vorderster Stelle stehen die hohen gesetzlichen Auflagen. Insbesondere die strengen Hygienevorschriften erfordern erhebliche Investitionen in die Ausstattung und binden viel Arbeitszeit. Für kleinere Familienbetriebe ist dieser Aufwand oft kaum zu bewältigen.
Hinzu kommt der zunehmende wirtschaftliche Druck. Die Kosten für Energie, Futtermittel und Betriebsmittel sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Diese Preissteigerungen können die Produzenten jedoch nur schwer an den Handel und die Endverbraucher weitergeben, da der Wettbewerb intensiv ist.
- Arbeitsaufwand: Die Herstellung von Qualitätsprodukten ist zeitintensiv und erfordert viel Handarbeit.
- Bürokratie: Dokumentationspflichten und Kontrollen nehmen einen immer größeren Teil der Arbeitszeit in Anspruch.
- Investitionskosten: Moderne Anlagen zur Einhaltung der Standards sind teuer und stellen für kleine Höfe eine große finanzielle Belastung dar.
Das Verhalten der Konsumenten: Preisbewusstsein dominiert
Eine aktuelle Studie der Agrarmarkt Austria (AMA) zeigt ein widersprüchliches Bild des Konsumverhaltens. Einerseits werden in diesem Jahr deutlich mehr Milchprodukte im Handel gekauft als im Vorjahr. Andererseits achten die Konsumenten in Zeiten der allgemeinen Teuerung stärker denn je auf den Preis.
AMA-Studie im Detail
Laut der Studie nutzen Konsumenten gezielt Aktionen und Sonderangebote für ihren Einkauf. Produkte im Premium-Segment, die oft von kleineren, regionalen Herstellern stammen, haben es dadurch schwerer, sich am Markt zu behaupten. Der Griff zum günstigeren Produkt im Supermarktregal wird zur Regel.
Diese Entwicklung stellt eine direkte Bedrohung für die Salzburger Qualitätshersteller dar. Ihr Mehraufwand für artgerechte Tierhaltung, nachhaltige Bewirtschaftung und sorgfältige Verarbeitung spiegelt sich in einem höheren Preis wider, den viele Käufer nicht mehr bereit sind zu zahlen. Der Fokus auf den niedrigsten Preis untergräbt die wirtschaftliche Grundlage vieler Höfe.
Neue Wege: Direktvermarktung als Chance
Als Reaktion auf den Druck im Handel gehen immer mehr Produzenten den Weg der Direktvermarktung. Sie verkaufen ihre Produkte direkt ab Hof, auf Bauernmärkten oder über eigene kleine Läden. Diese Strategie bietet entscheidende Vorteile.
Der wichtigste Vorteil ist die Preishoheit. Die Landwirte können ihre Preise selbst kalkulieren und sind nicht den Vorgaben großer Handelsketten unterworfen. Zudem ermöglicht der direkte Kontakt zum Kunden eine bessere Vermittlung der Produktqualität und der Geschichte hinter dem Hof. Kunden, die direkt beim Bauern kaufen, zeigen oft eine höhere Wertschätzung und Zahlungsbereitschaft.
- Preisgestaltung: Der Produzent bestimmt den Preis selbst und ist unabhängiger vom Handel.
- Kundenbindung: Der persönliche Kontakt schafft Vertrauen und eine loyale Stammkundschaft.
- Wertschöpfung: Ein größerer Teil des Verkaufserlöses bleibt direkt auf dem Hof.
Allerdings ist auch dieser Weg mit Herausforderungen verbunden. Der Kundenkreis ist naturgemäß kleiner als im Supermarkt, und der Aufwand für Marketing, Verkauf und Kundenbetreuung ist erheblich. Dennoch sehen viele Betriebe in der Direktvermarktung die einzige Möglichkeit, ihre Existenz langfristig zu sichern und ihre Leidenschaft für hochwertige Lebensmittel weiterzuverfolgen.





