Die Pläne der Salzburger Stadtregierung, den Rotkreuz-Parkplatz am Franz-Josef-Kai langfristig aufzulassen, stoßen auf erheblichen Widerstand. Vertreter der Altstadtwirtschaft und die Wirtschaftskammer äußern große Bedenken, nachdem eine temporäre Sperre für den Sommer 2026 angekündigt wurde. Die Bürgerliste verteidigt das Vorhaben als wichtigen Schritt zur Neugestaltung und Aufwertung des Kai-Areals.
Die Diskussion um die Zukunft der zentral gelegenen Parkfläche hat sich damit verschärft. Während die Politik eine Verringerung des Autoverkehrs und mehr öffentlichen Raum anstrebt, fürchten lokale Unternehmen um die Erreichbarkeit der Innenstadt für Kunden und Mitarbeiter. Die bevorstehende temporäre Schließung wird als Testlauf für eine dauerhafte Veränderung gesehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Stadt Salzburg plant die langfristige Schließung des Rotkreuz-Parkplatzes.
- Eine erste temporäre Sperre ist für den Sommer 2026 vorgesehen.
- Der Altstadtverband und die Wirtschaftskammer kritisieren die Pläne scharf und warnen vor negativen Folgen für die Wirtschaft.
- Die Bürgerliste bekräftigt die Notwendigkeit der Umgestaltung zur Schaffung eines attraktiveren öffentlichen Raums.
Wirtschaftsvertreter schlagen Alarm
Die Ankündigung der Stadtregierung löste umgehend Reaktionen bei den Wirtschaftsverbänden aus. Sowohl der Altstadtverband als auch die Wirtschaftskammer Salzburg sehen in der Auflassung des Parkplatzes eine ernste Gefahr für die Vitalität der Innenstadt. Sie argumentieren, dass die rund 150 Stellplätze für viele Kunden, die von außerhalb kommen, unverzichtbar sind.
Besonders die temporäre Sperre im Sommer 2026 wird als problematischer Probelauf gewertet. Vertreter der Wirtschaft befürchten, dass dadurch bereits Fakten geschaffen werden, die eine spätere Rückkehr zum Normalbetrieb erschweren. Die Erreichbarkeit sei ein zentraler Faktor für den Erfolg des Einzelhandels und der Gastronomie in der Altstadt.
Sorge um Kunden und Mitarbeiter
Ein Hauptkritikpunkt ist der Wegfall von Parkmöglichkeiten für Pendler und Besucher. Laut Wirtschaftskammer sind viele Mitarbeiter auf das Auto angewiesen, um ihren Arbeitsplatz in der Altstadt zu erreichen. Gleichzeitig würde die Schließung potenzielle Kunden abschrecken, die den Komfort eines nahegelegenen Parkplatzes schätzen.
Die Verbände fordern von der Stadtregierung ein umfassendes Verkehrskonzept, das Alternativen aufzeigt, bevor bestehende Infrastruktur ersatzlos gestrichen wird. Ohne adäquate Ersatzlösungen, so die Befürchtung, könnte sich der Einkaufsstrom weiter in die Einkaufszentren am Stadtrand verlagern.
Hintergrund: Der Rotkreuz-Parkplatz
Der Parkplatz befindet sich direkt am Franz-Josef-Kai, einer wichtigen Verkehrsachse entlang der Salzach. Er liegt in unmittelbarer Nähe zur Staatsbrücke und bietet einen schnellen Zugang zur linken Altstadtseite, einschließlich der Getreidegasse. Aufgrund seiner zentralen Lage ist er bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt, aber auch seit langem Gegenstand stadtplanerischer Diskussionen über eine mögliche Umgestaltung des Kai-Bereichs.
Politische Positionen gehen weit auseinander
Während die Wirtschaft vor den Folgen warnt, verteidigt die Bürgerliste als Teil der Stadtregierung die Pläne vehement. Die Partei sieht in der Auflassung des Parkplatzes eine historische Chance, den öffentlichen Raum neu zu gestalten und die Lebensqualität in der Stadt zu erhöhen. Die Fläche soll entsiegelt und in eine Grünfläche oder einen Erholungsbereich umgewandelt werden.
Die politische Debatte dreht sich um die grundsätzliche Ausrichtung der Salzburger Verkehrspolitik. Befürworter der Schließung argumentieren, dass eine Reduzierung von Parkflächen im Zentrum ein notwendiger Schritt sei, um den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel, das Fahrrad und das Zufußgehen zu fördern. Ziel sei eine verkehrsberuhigte und menschenfreundlichere Innenstadt.
„Wir müssen den Mut haben, Flächen, die bisher dem ruhenden Verkehr gewidmet waren, den Menschen zurückzugeben. Die Neugestaltung des Kai-Areals ist ein wichtiger Baustein für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung.“ – so der Tenor aus den Reihen der Befürworter.
Die Vision einer autofreien Altstadt
Die Pläne für den Rotkreuz-Parkplatz sind Teil einer größeren Vision, den Autoverkehr in der Salzburger Altstadt schrittweise zu reduzieren. Langfristige Konzepte sehen eine deutliche Aufwertung der Uferbereiche der Salzach vor, die bisher stark vom Verkehr dominiert werden. Die Umwandlung von Parkplätzen in öffentliche Freiräume ist dabei ein zentrales Instrument.
Kritiker werfen der Politik jedoch vor, den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen. Sie fordern zunächst den massiven Ausbau von Park-and-Ride-Anlagen am Stadtrand sowie eine deutliche Verbesserung der Taktung und des Angebots im öffentlichen Nahverkehr. Erst wenn diese Alternativen attraktiv genug seien, könne man über den Abbau von Parkplätzen im Zentrum nachdenken.
Zahlen und Fakten
- Anzahl der Stellplätze: ca. 150
- Geplante temporäre Sperre: Sommer 2026
- Standort: Franz-Josef-Kai, linke Altstadtseite
- Betroffene Gruppen: Einzelhandel, Gastronomie, Pendler, Touristen
Was sind die nächsten Schritte?
Die Debatte steht erst am Anfang. Die Ankündigung der temporären Sperre für 2026 hat die Diskussion neu entfacht. Die Stadtregierung muss nun einen detaillierten Plan vorlegen, wie die Umgestaltung konkret aussehen soll und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die befürchteten negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft abzufedern.
Es wird erwartet, dass die Wirtschaftsverbände ihren Druck auf die Politik aufrechterhalten werden. Sie fordern einen runden Tisch, an dem alle Beteiligten – von Anrainern über Geschäftsleute bis hin zu Verkehrsplanern – gemeinsam nach einer tragfähigen Lösung suchen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob ein Kompromiss zwischen ökologischen Stadtentwicklungszielen und wirtschaftlichen Interessen gefunden werden kann.
Die Entscheidung über die Zukunft des Rotkreuz-Parkplatzes wird somit zu einer Grundsatzfrage für die zukünftige Entwicklung der Salzburger Innenstadt. Es geht nicht nur um Parkplätze, sondern um die Vision, wie die Stadt in den kommenden Jahrzehnten aussehen und funktionieren soll.





